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Kettig
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Der Ortsname ist keltischen Ursprungs mit der damaligen Schreibweise Cattiacum. Dies dürfte so viel wie Besitztum des Cattius bedeuten. Sicher bestand damals nur ein einzelnes Gehöft. Es ist anzunehmen, dass Kettig schon zur Zeit Caesars, also um 50 v. Christus, existent war. Unsere Region wurde damals von dem keltischen Stamm der Treverer bewohnt. Funde von Tonscherben in der Gemarkung lassen die Vermutung einer bereits in der jüngeren Steinzeit bestandenen Siedlung zu.
In der Römerzeit wurden wir von Julius Cäsar besucht, der 53 und 55 vor Christus ganz in der Nähe Brücken über den Rhein gebaut hat. Aus der römischen Zeit wurden auch Brandgräber mit römischen und gallischen Münzen entdeckt. Im Jahre 1880 fand man südlich der Kirche ein großes Gräberfeld mit wertvollen Beigaben an Gefäßen, Waffen und Schmuckstücken.
Den allmählich zurückweichenden Römern folgten germanische Stämme und schließlich die Franken, die in Koblenz und Andernach Kastelle errichteten.
Über die Entstehung von Kettig ist nichts Näheres bekannt. Im Goldenen Buch der Abtei Echternach wird Kettig zwischen 915 und 928 zum ersten Mal in einer Schenkungsurkunde genannt. Darin schenkte Godilda, die Gemahlin Herzog Giselberts, dem Kloster Echternach zwei mansus in Ketichi im Gau Maifeld. Im Jahre 1204 heißt unser Ort in einer anderen Urkunde Ketige und 1236 erscheint er als Ketge.
Im Laufe der Jahre wechselten dann die verschiedenen Herrschaften. So die Grafen von Bassenheim, die Herren von Isenburg, und das Kloster Himmerod (Kelterhaus). Im 14. Jahrhundert besaß die Koblenzer Karthause eine Mühle und ein anderes Haus, "Die Burg", in Kettig. Dieses Burghaus war sicherlich der Stammsitz eines ritterlichen Geschlechts, das sich fortan nach dem Ort als Ritter von Ketge benannte und das Dorf bis ins 16. Jahrhundert hinein dominierte. Kettig wurde in einer Urkunde im Jahre 1481 als Festung bezeichnet und war durch einen Wall und einen Graben befestigt, der später wieder zugeschüttet wurde. Viele Grabengässchen weisen heute noch auf den Wallgraben hin.
Hervorragender Zeuge des Mittelalters ist der heutige Kirchturm, der wohl im 15. Jahrhundert als Grenz- und Wehrturm zwischen den Herrschaftsbezirken Kur Köln und Kur Trier errichtet wurde. Die heutige Hallenkirche stammt jedoch von etwa 1470. An die Südwestecke des 35 m hohen, aus verputztem Bruchsteinmauerwerk errichteten Turmes wurde zuerst ein einschiffiges, flachgedecktes Langhaus mit Spiegelgewölbe angebaut. Bald darauf wurde ein gewölbtes Seitenschiff mit einer Apsis angefügt. Hier finden wir ein vierjochiges Sternengewölbe. Bei der Restaurierung der Kirche 1973/74 wurden wertvolle Fresken entdeckt und restauriert. Das Äußere der Kirche wird durch die quergestellten Giebeldächer des Seitenschiffes und den starken Turm bestimmt.
Im 30-jährigen Krieg war unsere Region ständiger Schauplatz von kriegerischen Auseinandersetzungen, insbesondere mit schwedischen Truppen. Diese hatten unser Dorf mehrfach besetzt.
Die weitere Geschichte mit der französischen Revolution, die Übernahme in den preußischen Machtbereich, sowie den beiden unsäglichen Weltkriegen ist allgemein bekannt und vergleichbar mit vielen Städten und Dörfern in unserem Land.
Am 29.12.1944 wurde Kettig von amerikanischen Flugzeugen bombardiert. Dabei kamen zahlreiche Wohnhäuser, Scheunen und Ställe ganz oder teilweise zu Schaden, auch die Schule und Kirche wurden in Mitleidenschaft gezogen. Über 20 Menschen aus Kettig kamen bei dem Angriff ums Leben.
Die Einwohner von Kettig haben seit jeher die Landwirtschaft betrieben. In einer alten Chronik ist darüber berichtet:
"Das Ackerland erträgt gute Früchte von allerhand Sorten, besonders viele Bohnen werden hier gezogen und nach den Niederlanden verkauft. Die ebenso guten Wiesen werden durch den Bach gewässert, welcher einhalb Stunde oberhalb Kettig und unten sich gleich in die Wiesen verliert.
Von Kettig bis an den Weißen Turm läuft eine schöne Anhöhe. Der weiße Wein, der dort wachset, ist in guten Jahren vortrefflich, der rothe hingegen mittelmäßig, die Weinberge in den Böden sind fast alle ausgerottet weil sie dem Frost allzuviel ausgesetzt waren. Die Untertanen tragen mehrenteils ihre Produkte als Milch, Obst, Gemüse fast alle Tage nach Andemach und Neuwied auf den Markt, und sind mehrenteils Wohlhabende, denn weil sie sehr sparsam leben."
Weinbau wurde noch bis ins 19. Jahrhundert an der Anhöhe zwischen Kettig und Weißenthurm betrieben. Die Dobengasse hat sicher auch ihren Namen daher. In ihr wurden zu damaliger Zeit die Dauben für die Weinfässer hergestellt. In der Schnürstraße lebten die Seiler, die Tauseile herstellten, mit denen die Pferde die Schiffe auf dem Rhein zogen.
Besonders ist der wirtschaftliche Aufschwung, den Kettig und die Region um 1870 nahm, zu erwähnen. Man begann mit dem Abbau von Bims, dem Gold des Neuwieder Beckens. Aus diesem Rohstoff Bims konnten für die damalige Zeit hervorragende Steine aus einem Gemisch von Wasser, Kalk und Bims hergestellt werden.
Aus bäuerlichen Einzelfabrikationen mit reiner Handarbeit entwickelte sich eine Industrie, die die Wirtschaftskraft der Region bis in unsere Zeit hinein prägt.
Geschichtliches über die Kettiger Mühlen
"Anno Dominie 1374, am 3. Februar, erwarben die geistlichen Grundbesitzer Kloster Karthause, von Ritter Emmerich von Lahnstein, eine Mühle, welche vermutlich an der Nette stand. Um 1600 wird ebenfalls eine Schleifmühle errichtet. In den Urkunden werden Wilhelm Binsfeldt und Jorgh Schmidt, Bürger zu Kettig genannt. Die Nette war seit 1159 Grenzfluß zwischen Kurköln und Kurtrier, was dazu führte, daß die Kettiger Flurgrenze bis zur Nette reichte. Diese Grenze bestand bis zur französischen Besetzung des Rheinlandes im Jahre 1794 und der Festlegung auf eine eigene Gemarkung von Weißenthurm am 8. November 1865.
Mitten im Dreißigjährigen Krieg, am 16. Dezember 1633, übernahm der Müller Thones Alken, Bürger von Kettig, die Nette-Mühle.
Im guten Glauben, daß die schwesichen Kriegshorden, durch die Vertreibung der Streitmacht Graf Ernst von Isenburg-Grenzau im März 1633, nicht noch einmal in unser Gebiet einfallen werden. Doch alle Hoffnung auf bessere Zeit entschwand, als die Schweden kurz vor Weihnachten wieder in Kettiger Gebiet eindrangen. Zunächst wurde Müller Alken von den Söldnern nur angebettelt, aber kurze Zeit später wurde die Mühle durch einen Überfall stark beschädigt und nach weiteren Überfällen brach auch noch die Schleuse der Mühle. Enttäuscht verließ daraufhin Thones Alken am 18. Februar 1635 die Nette-Mühle."
Aus dem Internet ist zu erfahren, dass der Ortsname Kettig keltischen Ursprungs ist und damals als Cattiacum bezeichnet wurde, was wohl bedeutete, dass dieser Bereich das Besitztum von Cattius war. Es ist davon auszugehen, dass Kettig schon zur Zeit Caesars, also um 50 vor Christus, existierte. Über die weitere Entstehung von Kettig ist nichts Näheres bekannt. Auf der Webseite der Gemeinde ist nachzulesen, dass im Goldenen Buch der Abtei Echternach der Name Kettig zwischen 915 und 928 zum erstenmal in einer Schenkungsurkunde genannt wird. Darin ist aufgeschrieben, dass Godilda, die Gemahlin von Herzog Giselbert, dem Kloster "zwei manus in Ketichi im Gau Maifeld" schenkte. Im Jahre 1204 heißt der Ort in einer anderen Urkunde Ketige und 1236 erscheint er als Ketge. Die Herrschaften wechselten im Verlauf der Jahre mehrmals. So gab es die Grafen von Bassenheim, die Herren von Isenburg und das Kloster Himmerod. Im 14. Jahrhundert besaß die Koblenzer Karthause eine Mühle und ein weiteres Haus. "Die Burg" war sicherlich der Stammsitz eines ritterlichen Geschlechts, das sich nach dem Ort als Ritter von Ketge benannte und das Dorf bis ins 16 Jahrhundert hinein dominierte.
Geschichte wird immer lebendig durch die Menschen, die sich die Mühe machen, Geschehnisse und Begebenheiten aufzuschreiben, um sie somit für die Nachwelt zu bewahren. Dabei sind Bilder und Fotos natürlich besonders interessante Zeugen aus längst vergangenen Zeiten. Bereits im Jahre 1991 begann Bürgermeister Norbert Hansen damit, einen Kalender mit Bildern aus der Vergangenheit zu publizieren. "Es freut mich natürlich, für das Jahr 2005 den 15. Kalender dieser Art vorzustellen, der wiederum 13 Fotografien aus den vergangenen acht Jahrzehnten beinhaltet, die anschaulich vom Leben und Feiern in der Gemeinde berichten.
Auf der Grußkarte der Gemeindeverwaltung zum neuen Jahr ist eine fröhliche Hausgemeinschaft mit jungen und älteren Menschen zu sehen, die im Jahre 1952 im Oberdorf anscheinend eine lustige Begebenheit beobachten. Hierzu schrieb Bürgermeister Norbert Hansen, dass Gemeinschaft und Gemeinsamkeiten typische Merkmale für Kettig und seine Bevölkerung sind, wobei es gilt, diese lebens- und liebenswerte Gemeinde zu erhalten und weiter zu entwickeln.
Viele interessante Fotos Für den neuen Kalender hat Hansen wiederum viele interessante Bilder aus der Kettiger Historie zur Verfügung gestellt bekommen. "Vergangenes erkennen und die Erinnerung bewahren, dabei soll uns der Kalender mit Bildern aus dem privaten und öffentlichen Leben unserer Gemeinde helfen", betonte der Bürgermeister, der sich bei allen Bürgerinnen und Bürgern herzlich für die erhaltenen Fotos bedankte. Zu sehen sind auf der ersten Kalenderseite die Pfarrkirche im Zustand des Jahres 1940. Das Januar-Deckblatt zeigt einen stolzen Zugführer des Karnevalsumzuges aus dem Jahre 1952. Der Spielmannszug "Bleib Treu" spielte beim Karnevalszug im Jahre 1954. Aus dem Jahre 1928 stammt das Kommunionbild mit einigen prächtigen Burschen in der Andernacher Straße. Der Saal Rünz war auch schon im Jahre 1955 ein Treffpunkt für viele lustige Gesellschaften, wovon eine auf dem April-Blatt zu sehen ist. Die Arbeiter aus dem Jahre 1956 beim Bimsabbau (Mai), ein Bild vom Ausflug des Kirchenchores im Jahre 1935 mit Pastor Steil (Juni) ein Blick im Jahre 1940 in die Ochtendunger Straße (Juli) sowie ein Bild aus dem Jahre 1941 mit Menschen bei der Feldarbeit (August) runden die Sommermonate ab. Es folgen die Fotos vom "Blick in die Schusterstube von Jakob Burger in den 60er Jahren", der Festzug zum Erntedankfest im Jahre 1934 (Oktober), ein Hochzeitsbild von 1938 und schließlich das Sonntagstreffen im Jahre 1923 von drei jungen Männern und ihren Angebeteten auf dem Dezember Blatt.
"Nachdem der letztjährige Kalender bei der Bevölkerung sehr gut angekommen ist, hoffen wir natürlich auch diesmal wieder auf eine positive Resonanz bei den Einwohnern. Er kann im Schreibwarengeschäft Lepp in der Hauptstraße 2 erworben werden", erklärte Bürgermeister Norbert Hansen.
Drei Tage nach dem Weihnachtsfest, am Freitag, 29. Dezember 1944: Der Winter bescherte schon seit Tagen frostige Minusgrade und auch an dem besagten Freitag fiel das Thermometer in den zweistelligen Bereich. Durch den strengen Frost war der Weiher am Weidenheim (ein Weiher zwischen Ochtendunger und Saffiger Straße gelegen) zugefroren. Dieser Weiher war ein Anziehungspunkt für Kinder im Sommer, sowie im Winter zum Schlittschuhlaufen.
Seit September war die Schule geschlossen, da es vermehrt Luftangriffe der Alliierten gab. Immer öfter überflogen Fliegerverbände am Tage wie auch in der Nacht den Ort Kettig und lösten dabei Angst und Schrecken unter den Einwohner aus, so dass die Luftschutzkeller in den vergangenen Monaten beinahe jeden Tag aufgesucht wurden. Mehrmals waren in der letzten Zeit schon einzelne Bomben auf das Dorf niedergegangen und es gab Tote und Verletzte. Kettig lag in einem ungünstigen Angriffswinkel zur Rheinbrücke.
Trotz grimmiger Kälte wollten die Kinder nach dem Mittagessen die wenigen Stunden des kurzen Tages im Spiel verbringen. Einige besorgte Mütter und Großeltern standen auf der Straße im ernsten Gespräch beisammen; die Kriegsberichterstattungen aus dem "Volksempfänger" waren überaus negativ zu bewerten. Jeder ahnte schon die drohende Niederlage und die Ungewissheit hinsichtlich ihrer Ehemänner und Söhne. Lebten sie noch? Waren sie in Gefangenschaft geraten? Man sah sich fragend an ... Die Stunde Null für Kettig: Plötzlich hörte man aus der Ferne das Grollen von näher kommenden Flugzeugmotoren. Die Kirchturmuhr zeigte an, es war kurz vor 14 Uhr. Aufgeregt versuchten die Mütter ihre Kinder von den Straßen zu holen, um in die Luftschutzräume zu fliehen. Der herannahende Fliegerverband überflog wie schon so oft Kettig, um die "Hermann Göring-Brücke" bei Weißenthurm anzugreifen.
Da geschah das Unheil: Gerade, als sich der Verband über Kettig befand, feuerte die bei Urmitz/Bahnhof und bei Plaidt stehende "Flak" in den Fliegerpulk. Die ersten Schüsse trafen zwei Flugzeuge und sogleich schlugen bläuliche Flammen aus den Maschinen. Ein Pilot gab durch den Abschuss einer roten Rakete ein für Kettig verhängnisvolles Zeichen. Etwa 80 Bomben und drei Luftminen fielen innerhalb weniger Minuten inner- und außerhalb des Ortes. Während des Bombardements liefen noch immer besorgte Mütter durch die Straßen und suchten verzweifelt nach ihren Kindern. Drei Kinder, die auf dem Weg zum Weidenheim waren (sie wollten dort Schlittschuh laufen), liefen in panischer Angst nach Hause. Weil aber der Bombenhagel so heftig wurde, verkroch sich ein Junge in das Heiligenhäuschen Ecke Züllgasse/Bachstraße, um dort Schutz zu suchen. Aber wie grausam kann das Schicksal sein: Unmittelbar neben der kleinen Kapelle explodierte eine niedergegangene Bombe, zerriss das Heiligenhäuschen und tötete den 15- Jährigen. Der zweite Junge, der hinter einer kleinen Gartenmauer Schutz suchte, kam - außer einiger Splitter im Bein - mit dem Schrecken davon. Erhebliche Splittereinwirkung verletzte den dritten Jungen, so dass er nach Saffig ins Krankenhaus eingeliefert wurde.
Nach dem Ende des Bombenangriffs, der etwa 10 Minuten dauerte, sah man mit Entsetzen das Unheil, das über Kettig herunter gekommen war. In der Dobengasse wurde die Zerstörung gegenüber anderen Straßen am stärksten eingeschätzt. Hier lagen Tote und Verletzte auf der Straße. Obwohl das Wohnhaus und das Stallgebäude der Familie Frein in Trümmern lag, stand dort inmitten der Verwüstung - wie durch ein Wunder - eine unverletzte Kuh angebunden an der Futterkrippe. Insgesamt 19 Bewohner, acht Frauen, sechs Männer und fünf Kinder des Ortes wurden während des Angriffs auf der Straße oder auf der Flucht in die Luftschutzräume getötet. Weitere drei Opfer verstarben wenige Tage danach an den Folgen ihrer Verletzungen. Etwa 20 bis 30 Personen erlitten leichte bis schwerste Verletzungen; 10 von ihnen mussten in die umliegenden Krankenhäuser eingeliefert werden. 31 Häuser wurden vollständig zerstört, weitere 25 wurden unbewohnbar. Dass nicht noch mehr Opfer zu beklagen waren, verdankt man den Kellergewölben der früheren Weinkeller, die den Bomben standhielten. Durch den starken Luftdruck der detonierten Luftminen wurden beinahe alle Fenster der Pfarrkirche auf der Epistelseite (vom Altar aus links gesehen), vollständig zerstört und das Maßwerk herausgerissen. Die Kreuzblume auf dem Kirchengiebel war heruntergefallen und zerbrochen. Auch das Kirchendach und die Eindeckung des Turmes wurden stark beschädigt. Das Luftwaffenlazarett am Ortsrand - dieses Gebäude war vor dem Krieg als Volksschule geplant - erlitt ebenfalls großen Schaden. Trauer, Bestürzung, Entsetzen und viel Leid verblieb nach diesem Bombenangriff in dem kleinen Ort Kettig, wo doch das Kriegsende so nahe war
War doch dieser verheerende Krieg von Deutschland entfacht worden, wobei beinahe jedes Dorf und jede Stadt, nicht nur im eigenen Land, die Brutalität dieser Sinnlosigkeit miterleben durfte. Dieser 29. Dezember soll in mahnender Erinnerung bleiben, damit eine so menschenverachtende, kriegerische Auseinandersetzung den Völker für immer erspart bleibt.
Quellen: Aufzeichnungen des Pfarrers Heinrich Steil im Pfarrarchiv sowie Aussagen von Kettiger Bürgern. Verfasser: Gerhard Elingshäuser
Aus längst vergangenen Weinanbauzeiten
Als vor zwei Jahren das "Geschichtsbuch" von Gerhard Elingshäuser herausgegeben wurde, da war die Nachfrage nach dieser für Kettig einmaligen Chronik außerordentlich groß. Bürgermeister Norbert Hansen schrieb damals in seinem Vorwort, dass der Autor einen wertvollen Beitrag geleistet hat, die Erinnerungen an die Vergangenheit wachzuhalten und weiter zu geben. "Dabei kann der Rückblick in die Vergangenheit mit den erbrachten Leistungen und Fehlern neue Kraft geben, die Gegenwart zu meistern", erklärte Hansen, der den Verfasser und Herausgeber des Buches bei seinen Bemühungen in jeder Beziehung unterstützt hat.
Die 1. Auflage mit 500 Exemplaren ist längst vergriffen und doch folgten weitere Nachfragen, die allerdings nicht mehr erfüllt werden konnten. Daher entschlossen sich die Verantwortlichen zur einer Neuauflage mit weiteren 200 Exemplaren. Diese können sowohl bei der Raiffeisenbank als auch bei der Sparkasse erworben werden. Selbstverständlich gibt auch Gerhard Elingshäuser, Tel. (02637)2688 gerne weitere Auskünfte über sein interessantes Buch und dessen Inhalt.
In acht Kapiteln (einschließlich einer informativen Einführung und eines statistischen Anhangs) schrieb Elingshäuser über die allgemeine Geschichte, die Historie des Ortes, über die Menschen und ihre Arbeit, über die Schule, den Pfarrort und seine Kirche und die regionalen Traditionen. Er suchte sich seine Quellen im Landeshauptarchiv in Koblenz, in den Stadtbibliotheken in Koblenz, Andernach und Trier, im Steinzeit- Museum auf Monrepos, im Archiv der Gemeindeverwaltung, im Kettiger Kirchenarchiv und erhielt auch von Privatpersonen mannigfaltige Hinweise.
Intensiver Weinbau beim Abschnitt über den Weinbau in Kettig (was heute kaum mehr denkbar erscheint, aber in der Vergangenheit seinen Stellenwert hatte) stellte der Autor klar, dass schon bei der ersten urkundlichen Erwähnung von Kettig zwischen 915 bis 928 im Goldenen Buch des Klosters Echternach der Ort "Kettichi" als Weinort dargestellt wird. Auch in den nachfolgenden Jahrhunderten wird in den Urkunden von triererischen Kurfürsten, gräflichen Herrschaften von Virneberg, Isenburg, den Rittern von Kettig der intensive Weinbau in Kettig belegt. Nachdem Kurtrier die 12 Dörfer im unteren Mayengau zum Amt Bergpflege ernannt hatte, wurde auch dort immer wieder auf den Weinanbau hingewiesen. So weisen die Lagerbücher von 1718 bis 1720 auf folgende Weinstockbestände hin. In Kettig gab es 584.045 Weinstöcke (auf 146 Morgen Land) , mehr als doppelt soviel wie in Kärlich, das immerhin auf 206.628 Weinstöcke kam. Außer Metternich (365.445 Weinstöcke) hatten alle anderen Gemeinden einen wesentlich geringeren Bestand. Die Anzahl der Kettiger Weinstöcke wurde nur von denen in Güls übertroffen, das immerhin 729.135 Weinstöcke (bei 182 Morgen) sein Eigen nannte". Allerdings wurde im "Rheinischen Antiquarius III" dargelegt, dass in Kettig nur ein mittelmäßiger Wein sowohl als Weißer als auch als Roter wuchs. "Von Kettig bis an den Weißen Thurm läuft eine Anhöhe. Der weiße Wein, so dort wachset, ist in guten Jahren vortrefflich, der rohte hingegen hingegen mittelmäßig; die Weinberg in den Böden sind fast alle ausgerodet, weil sie dem Frost allzuviel ausgesetzt waren", vermerkte der Verfasser eines Artikels im " Rheinische Antiquarius", in dem der ergänzende Hinweis zu finden ist, dass die Weinberge schon um 1800 Uhr so gut wie ausgerodet waren, weil der Frost zu oft geschadet hat.
Erfolgreicher Kirschbaumanbau Dies wird wohl unter anderem auch der Grund gewesen sein, dass der Weinanbau nicht mehr rentabel erschien. "Gleichzeitig mit dem Wein hatten die römischen Eroberer den Kirschbaum mit an den Rhein und die Mosel gebracht, der hier vorzüglich gedeiht und immer für eine gute Ernte sorgte. Die eigentliche Blüte des Kirschbaumanbaus erfolgt erst, als die meisten Weinstöcke erfroren waren, etwa Anfang bis Mitte des 19. Jahrhunderts. So schreibt Pfarrer Gondorff: "Heutzutage sind alle Weinberg längst ausgerodet, auch an den Hügelhöhen. Nur die Namen sind zur Bezeichnung der Ackerstücke geblieben, zum Beispiel der Weingarten".
Gerhard Elingshäuser gibt an, das sich das letzte Weinanbaugebiet in Kettig zwischen der Weißenthurmer Straße (früher Kirchhofsweg), Andernacher Straße (früher Nette Weg) und Framerichsweg befanden. Im "Burgenthal", im Bungert, Im Sandberg sowie Auf´m Steinwetzer sind die Flurbezeichnungen für diese Gebiete. In den Jahrzehnten und Jahrhunderten zuvor waren auch die Distrikte "Weimerich, Auf dem Baulbach, Auf der Helle, Schalmerich, Kuckucksberg und Im Flutgraben" mit Weinstöcken bepflanzt.
Die Zeiten des Weinbaus in Kettig sind längst vorbei, womit die Einwohner des Ortes keine Probleme haben. Immerhin gibt es den wohlschmeckenden Rebensaft nicht nur in diversen Geschäften zu kaufen; Weinanbauorte wie Leutesdorf, Güls, Winningen, Lay , Dieblich und Kobern liegen in unmittelbarer Nähe und entschädigen reichlich für entgangenen Weingenuss im eigenen Ort.
Ritter Georg von Kettig war kein angenehmer Zeitgenosse
In mühevoller Kleinarbeit und langwierigen Studien haben die beiden Verfasser Karl-Heinz Reif aus Koblenz und Hermann Müller aus Köln das Kettiger Familienbuch erstellt, dass im Jahre 1988 herausgegeben wurde. „Die Heimat-,Orts- und Familiengeschichte führt zur direkten Auseinandersetzung mit den Quellen der Vergangenheit. Das Leben in früheren Jahrhunderten, die Bevölkerungsentwicklung
und das Gemeinwesen stehen dabei im Mittelpunkt des historischen Interesses", erläuterten die Verfasser, die darauf hinwiesen, im Kettiger Pfarrarchiv, dem Landeshauptarchiv Koblenz, im Staatsarchiv Wiesbaden, im Trierer Bistumsarchiv sowie in der Trierer Stadtbibliothek geforscht zu haben.
Neben Namenslisten aus verschiedenen Jahrhunderten, der Darstellung von Herrschaftsverhältnissen, den Stammtafeln der Ritter von Kettig und der von Schönhals von Albrechtsrode sowie der Veröffentlichung von Besitzverhältnissen und Urkunden, gibt es immer wieder kürzere und längere Texte, die auf die Lebensverhältnisse der Menscheninder Zeit vom 16. bis 18. Jahrhunderts verweisen.
Im Stammbaum der Ritter von Kettig, die später von einer Bassenheimer, einer Andernacher, einer Elminger Linie ergänzt wurde, ist von einem Georg von Kettig die Rede. Der als Sohn von Hans Wilhelm von Kettig und seiner Ehefrau Catharina von Waldbott, die eine Tochter des unehelichen Sohns des Michael Waldbott war, geborene Georg, wird erstmals in den Annalen 1579 erwähnt. Er muss eine ziemlicher Rabauke gewesen sein, der immer wieder mit Gewalt versuchte, sich selbst angemaßte Rechte durchzusetzen. So wird bereits aus dem Jahre 1597 von einem Zwischenfall berichtet, der seine Gewaltbereitschaft dokumentierte. Ritter Georg fällt am 17.
Oktober 1595 mit 50 bewaffneten Gefolgsleuten in Winningen ein und musste sich später für diese Tat vor dem Reichskammergericht in Speyer zu verantworten.. Bereits zuvor, am 12. August 1593 versuchte er gewaltsam, die Huldigung der Bassenheimer Bewohner zu erzwingen. Damals hatten die Bassenheimer Bürger an den „edlen, ehrenfesten Juncker Anton Waltpoft, Herrn zu Gassenheu und seiner ehrenfesten verordneten Vormünder unseren gebietenden Herrn zukommend, im Gymnicher Hof in der Stadt Köln zu finden", eine bittere Klage geschrieben... "wir wollen Eurer Ehrenfesten als arme Untertanen nicht verhehlen, dass wir etliche Mal wegen des Juncker Georgen Kettig wegen seiner Voreltern gehabter Gerechtigkeit zu Gassenheim angefochten und ersuchten worden sind, den vierten Teil darzubringen. Falls wir uns weigern, was er begehrt und keinen Gehorsam leisten, den wolle er mit Gewalt kurz und lang halten. Wir sollten ihm wohl um Gottes Willen bitten, ihn als einen gebietenden Herrn zu seinem vierten Teil gleich seinen Vorreitern annehmen" (mit diesen Worten forderte der Junker Georg einstmals die Bassenheimer Bürger zum Wohlverhalten ihm gegenüber auf). Die Bürger vor Basseheim baten daraufhin ihren rechtmäßigen Herrn, bzw. dessen Vormünder um Beistand gegen die Drohungen des Kettiger Ritters und rufen den Junker Anton Waldtpott dazu auf, ihnen Schutz und Schirm zu gewähren.
Über einen weiteren Vorfall gibt es sogar einen längeren Betecht aus dem Jahre 1614, der in den Gerichtsaktenfestgehalten ist. Am 2. März dieses Jahres stürmte Georg in die Pastorei von Bassenheim und bedrohte den Pastor und zwei weitere Honorationen des Ortes, in dem er schrie, dass er dem Bassenheimer Gericht verbiete Recht zu sprechen, ohne dass er gefragt würde; denn schließlich sei er Mitherr eines solchen Gerichtes. Außerdem beanspruchte er einige Ländereien, die inzwischen dem Bassenheimer Waldpotten gehörten. Georg von Kettig behauptete, die entsprechenden Besitzurkunden bzw. Lehnbriefe seien ihm gestohlen worden. Allerdings besäße er noch einige ältere Dokumente, die beweisen, dass er die ältesten Lehnbrief in Kettig habe. Hierzu ist zu erklären, dass die
Bassenheimer Waldbotts (Walpott u.a.) durchaus in einem Verwandtschaftlichen Verhältnis zu den Kettiger Rittern standen und somit zeitweise diese auch Herrn in Bassenheim waren. Die Besitzeverhältnisse waren wohl nicht immer völlig klar gewesen. Jedenfalls ist aus den entsprechenden Schriftstücken, die im Landeshauptarchiv Koblenz liegen; zu ersehen, dass Georg von Kettig auch in späteren Jahren keine Ruhe gab und Bassenheimer Bürger schmähte und ihnen gegenüber gewaltmäßig vorging.
So zeugte "Sophia Sever Wagnerers Wittib", dass sie auf Sonntag, den 2. März mit ihrer Stieftochter Clara bei der Burgpforte einen
Reiter gefunden und als sie zurücksah, habe sie Georg von Kettig bei der Pforte gesehen. Der sei dann auf sie zugeritten und habe sie,
obwohl sie ein 1 1/4-jähriges Kind auf den Armen gehabt habe, mit dem Gaul umgeritten. Sie hätte noch gerade so entweichen, können. Georg von Kettig habe seinem Diener hoch wütend zugerufen, „es seien allwegs in dem Haus nur Dieb und Schelmen gewesen und die seien noch immer da". Einige Zeugen konnten ebenfalls über Drohungen und Schmähungen des Kettiger Ritters berichten, die vom
Gerichtsschreiber detailliert aufgeschrieben wurden. Die Übergriffe gipfelten in dem Vorfall, als der Kettiger Ritter, den Johann Kirst (den
Hausherrn) an der Gurgel ergriff und ihn beschimpfte: „Du sollst mir das Geld vom Kappesgarten geben (angeblich ein Lehen), ehe ich aus dem Haus geh". Als die Ehefrau von Johann Kirst sah, wie der Georg ihren Mann fest an der Gurgel hatte, da hat sie ihn von ihrem Mann weggerissen. Darüber habe er die Wehr (den Degen) gezogen. Als nun die Schnurch (die Schwiegertochter), die hochschwangeren Leibes war in den Raum kam und alles gesehen hatte, ist sie erschrocken aus der Stube gelaufen und hat die Tür hinter sich zugemacht. Darauf sei Georg von Kettig mit bloßer Wehr ihr nachgeeilet, wobei er wissen wollte, was sie in der Stube machen wollte. Als er sich ein wenig beruhigt hatte, da ist Ritter Georg hinausgegangen, nicht ohne dem Steffen Kirst (der Sohn) zu sagen, er soll am Abend das Geld geben oder er wolle ihn erstechen. Johann Kirst hat dann später gesagt, dass der Juncker ein Bauernschinder und ein Esel sei. Georg von Kettig habe, als er schon auf dem Pferd saß, gerufen, „sie sollen ihm den Zins vom Kappesgarten geben oder er wolle die Plätze kahl machen, wobei er damit zu verstehen geben wollte, dass er ein Feuer darein stechen würde", hieß es in einem notariellen Protokoll. Leider ist nicht nachzulesen, wie diese Geschichte weiterging. Doch über weitere
interessante Begebenheiten im alten" Kettig werden wir weiter berichten.