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Hofheim
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Stadtteil Hofheim
Auf dem Gebiet des heutigen Stadtteils Hofheim sind neben Fundstücken aus früheren Epochen bis in die jüngste Zeit Bodenfunde aus dem Zeitraum des fränkischen Siedlungsbeginns besonders reichhaltig vertreten. Als besonders aufschlussreich gilt ein fränkisches Reitergrab, das in der Flur „Teichwiese“ freigelegt wurde. Die in dem Bereich der „Hohen Warth“ gefundenen Reitergräber lassen den Schluss zu, dass Hofheim ebenso wie Lampertheim und andere Orte der Umgebung auf fränkische Gründungen zurückgehen, die in der Zeit zwischen dem 5. und 6. Jahrhundert entstanden.
Eine nähere Betrachtung verdient der Name „Hof“ - heim. Die noch heute gebräuchliche Bezeichnung für die „Frohndhofstraße“ deutet auf einen herrschaftlichen Hof an dieser Stelle hin, der wohl aus königlichem in landesherrlichen Besitz übergegangen war. Die bedeutende linksrheinische Königspfalz in Worms sowie der benachbarte Bürstädter Königshof dürfen als Belege für diese Vermutung herangezogen werden. Überlieferte Flur - bzw. Straßennamen ( „Bein“-straße von „Beunde“: Zu einem königlichen Hof gehöriges Ackerland, „Brühls“-lache von Brühl: Eine herrschaftlicher Nutzung vorbehaltene Wiese ) sind weitere eindeutige Indizien für diese Theorie.
Das westlich und südwestlich von Hofheim gelegene Wiesengelände, die Marau und die Laubwiese, diente nachweislich immer wieder als ideales Sammel- und Aufmarschgebiet königlicher Heere. Möglicherweise handelt es sich bei dem für Hofheim namensgebenden Hof gar um ein römisches Gut, eine sogenannte „villa rustica“, wie sie überall links und rechts des Rheins – ähnlich heutigen Aussiedlerhöfen – existierten, zur Versorgung der in römischer Zeit „civitas Vangionum“ – Hauptstadt der Vangionen – genannten Metropole ( heute Worms ) des in römischer Zeit hier siedelnden germanischen Stammes der Vangionen. Die in unmittelbarer Nachbarschaft am Rhein gelegene in römischer, karolingischer und staufischer Zeit bewohnte Burg Stein darf als klassisches Beispiel einer solchen Siedlungskontinuität gelten. Die erste schriftliche eindeutig zeitlich und örtlich zuordenbare Erwähnung Hofheims finden wir in Aufzeichnungen des Klosters Weißenburg, als im Jahre 991 der Besitz in „Hovenheim“ an Herzog Otto von Kärnten verloren ging.
Dieser scheint den Hofheimer Besitz, 4 Hufen (Huben) Salland, d.h. die Fläche des Herrschaftshofes in Hofheim, eine Kirche mit einem Zehnt, einem Forst und 24 Hörigenhufen, d.h. der Grundbesitz der abhängigen Bauern, recht bald an den Bischof von Worms weitergegeben zu haben. Im Jahre 1016 schenkte der Wormser Bischof Burkhard die Hälfte seines Besitztums „ultra Rhenum ad Hovenheim“(zu Hofheim auf der anderen Rheinseite) dem Wormser Kollegiatstift St. Paul. Im Jahre 1068 bestätigte Bischof Adalbert von Worms dem St. Andreas-Stift den neunten Teil des Episkopatrechtes zu Hofheim, und im Jahre 1141 war das gleiche Stift Eigentümer der Kirche und des ganzen Zehnten.
Anfang des 13. Jahrhunderts ging das Patronat auf das Cyriakusstift zu Neuhausen über und im Jahre 1565 auf Kurpfalz. Mit der Steiner Pfandschaft kam Hofheim im Jahre 1354 an die Grafen von Sponheim und 1387 an Kurpfalz. Im Jahre 1527 hatte das Dorf gleich drei Herren: Kurpfalz, Worms und Oberstein zu Gundheim. Seit Oktober 1971 gehört Hofheim zu Lampertheim. Inmitten des ältesten Hofheimer Siedlungsgebietes steht das alte Rathaus. Der Schlussstein über der früheren Einfahrt trägt die Jahreszahl 1711. Das Rathaus wurde in den Jahren 1974/75 von Grund auf renoviert. Das derzeitige Verwaltungsgebäude wurde am 12. Oktober 1968 eingeweiht. Bereits vor dem Dreißigjährigen Krieg im Jahre 1592 soll eine Schule in Hofheim gegründet worden sein. Später befanden sich reformierte Schulhäuser in der Lindenstraße 6 und 7, dem früheren Gemeindebackhaus. Eine katholische Schule war in der Flatenstraße 31.
Das Gebäude in der Schulstraße, in dem sich bis vor kurzem die Post befand, war ursprünglich eine 1891 für beide Konfessionen erbaute Schule, ebenso wie das 1901 in der Wilhelm-Leuschner-Straße fertiggestellte Schulhaus. Seit der Vollendung des dritten Bauabschnitts im Jahre 1968 steht die Nibelungenschule in ihrer heutigen Form den Hofheimer Schulkindern als Grund- und Hauptschule zur Verfügung. Seit 1653 bildete die reformierte Gemeinde Hofheim zusammen mit Bobstadt eine Filialgemeinde der in diesem Jahr zur Pfarrei erhobenen Kirchengemeinde Nordheim. Im Jahre 1705 wurde Hofheim wieder Sitz einer katholischen Pfarrei mit den Filialen Nordheim, Bobstadt und Wehrzollhaus. Mit Recht können die Hofheimer stolz sein auf ihre in den Jahren 1747 - 1749 nach Plänen des wohl berühmtesten deutschen Barockbaumeisters, Balthasar Neumann, erbaute katholische Pfarrkirche St. Michael.
Das als schönste barocke Dorfkirche Südhessens bezeichnete Gotteshaus besitzt eine dreiteilige geschwungene Westfassade, in deren Mitte der hoch aufragende dreigeschossige Turm hervortritt. Den Turmhelm ziert ein eisengeschmiedetes Kreuz. Über dem Hauptportal prangen im reichen plastischen Schmuck drei asymmetrische Kartuschen mit Inschrift und dem Wappen des Kurfürsten und Erzbischofs Franz Georg von Schönborn – eine hervorragende Bildhauerarbeit des 18. Jahrhunderts – . Die eisernen Ringe rechts neben dem Eingangsportal erinnern an die große Wasserflut des Jahres 1882/1883. Der Kirchenhügel war damals Zufluchtstätte für Menschen und Tiere.
Teils stand das Vieh im Innern der Kirche, teils war es an diesen Ringen angebunden. Im Inneren der Kirche fallen im Chorraum der Hochaltar sowie links und rechts im Hauptschiff die beiden Seitenaltäre ins Auge. Die ausgezeichnete Einordnung der Altäre in den Raum lässt vermuten, daß Neumann neben seinen Entwürfen für die Kirche auch Angaben zur Innenausstattung gemacht hat. Er hat damals gleichzeitig entscheidend an der Ausgestaltung des Wormser Domes mitgearbeitet, und der dortige Nikolaus- und der Walpurgisaltar weisen engste Beziehungen zum Hofheimer Hochaltar auf.
Die wunderschön klingende Barockorgel stammt aus der abgerissenen Kirche in Ludwigshafen - Edigheim. Bis zur Fertigstellung der evangelischen Friedenskirche 1963, wurde das katholische Gotteshaus von beiden Konfessionen als Simultankirche genutzt. Um die Wende zum 18. Jahrhundert lebten bereits Juden in Hofheim. 1861 erreichte die jüdische Gemeinde mit 27 Personen ihre höchste Mitgliederzahl. Noch während der Zeit der Weimarer Republik zogen mit der Familie Salomon Nordheimer die letzten Juden aus Hofheim fort. Hofheim breitete sich Anfang des 20. Jahrhunderts zunächst in westlicher Richtung, danach nach allen Seiten aus.
Da die Häuser der Martinstraße, des Luisenweges sowie der Elisabethenstraße zur Zeit der Marokkokrisen (1905/06 und 1911) Neubaugebiet waren, werden sie auch heute noch das „Marokkoviertel“ genannt. Während des Dritten Reiches entstanden entlang der Bahnhofstraße sogenannte Siedlungshäuser, die weitgehend in Selbsthilfe errichtet wurden. Bibliser Weg und Bahnhofstraße begrenzen die so genannte St. Michaelssiedlung, an deren Bau in den sechziger Jahren die katholische Pfarrei St. Michael maßgeblich beteiligt war. Jenseits der Bahnlinie Worms-Bensheim („Nibelungenbahn“), im Südwesten begrenzt von der Nordheimer Straße, entstand Anfang der fünfziger Jahre ebenfalls ein neues Wohngebiet. Da zu dieser Zeit der Koreakrieg war, (1950 - 1953) heißt dieses Viertel bis heute das „Korea“. Seit 1965 besitzt Hofheim zudem ein eigenes Gewerbegebiet „Im Entenbad“. Heute ist Hofheim ein attraktiver auf Eigenständigkeit bedachter Stadtteil, der im Jahre 2003 das 10-jährige Jubiläum seiner seit 1993 bestehenden Partnerschaft mit der französischen Stadt Dieulouard feiern konnte, die vor allem auf Vereinsebene gepflegt wird.