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Dit is het wapen van Rheinbach. Dit wapen is te vinden op de lokatie www.ngw.nl Flerzheim - unser schöner Swistbachort
Flerzheim liegt in der Bucht des niederrheinischen Tieflandes (Kölner Bucht). Die Stadt Rheinbach, in der Flerzheim eine der neun Ortschaften ist, erstreckt sich bis in die Berge der Eifel. Daher ist auch der große Höhenunterschied im heutigen Stadtgebiet zu erklären: Höhenluft lässt sich in der Stadt auf ca. 406 m NN bei Todenfeld schnuppern; am niedrigsten liegt unsere Ortschaft mit ca.155 m über dem Meeresspiegel.

Flerzheim bildet den nördlichen Zipfel des Stadtgebietes und grenzt an drei weitere Gemeinden: Swisttal (-Morenhoven), Alfter (-Volmershoven) und Meckenheim (-Lüftelberg und Kernstadt). Bis zur Kommunalreform 1969 war der Swistbachort eigenständig.

Erreichbar ist Flerzheim über die Landestraßen L 113 und L 163 sowie mit der Bus-Linie 800 der RVK. Über die Nord-Süd-Verbindung A 61 und die A 565 ist eine gute Anbindung Flerzheims an das Bundesfernstraßennetz gewährleistet. Flerzheim besitzt zwar keinen eigenen Bahnhof, jedoch befinden sich im Umkreis von sechs km vier Haltestellen der Regionalbahn Bonn - Euskirchen - Bad Münstereifel.


Aus der Flerzheimer Geschichte
Bereits für die Jungsteinzeit (ca. 3000 v. Chr.) sind auf den fruchtbaren Böden Flerzheims Ansiedlungen von Menschen belegt. Feuersteine und Gefäßscheiben der Bandkeramikerzeit, die hier gefunden wurden, beweisen dies. Auch aus der Zeit von ca. 900 bis 800 vor Christus wurden in Flerzheim Bodenfunde gemacht.

Besonderes Aufsehen erregten aber die Funde aus der Römerzeit, die zufällig auf den Äckern oder beim Kiesabbau entdeckt wurden. Höhepunkt war dabei die Freilegung einer „villa rustica", eines römischen Gutshofes, der in der Zeit von ca. 100 bis 450 n. Chr. bewohnt war.

Der Ortsname Flerzheim taucht zum ersten Mal in einer Urkunde aus dem Jahre 804 in der Form Flardes heims torp auf. Der Name selbst leitet sich von einem Personennamen, z.B. Fledrad ab. Im frühen Mittelalter sind die Besitzungen in Flerzheim für das Cassiusstift Bonn und anschließend für das Martinsstift Lüttich nachgewiesen.

Im Jahre 1244 übernimmt die Abtei Heisterbach die Güter des Martinsstiftes in Erbpacht. Die einzelnen Bauern mußten die von ihnen geforderten Abgaben an diesen Heisterbacher Hof abliefern. Aus dem Jahre 1623 stammen die Fundamente des Hauptflügels dieses heute Haus Heisterbach genannten Hofes.

Im Jahre 1673 beherbergte das repräsentative Gebäude niemand geringeren als den Prinzen von Oranien, Wilhelm von Nassau, ehe er mit seinen Truppen zur Eroberung der Stadt Bonn aufbrach. In friedlicheren Zeiten diente das Haus Heisterbach als Ablieferungsstelle für Abgaben, als Huldigungsort der Flerzheimer Untertanen gegenüber dem Abt von Heisterbach, als Absteigequartier des Abtes und als Gerichtsstätte. Als französische Revolutionstruppen 1794 in das Rheinland einmarschierten, wurden die der Kirche gehörenden Güter säkularisiert, d.h. an weltliche Interessenten verkauft.

So kam der größte Teil der dem Kloster Heisterbach gehörenden Güter einschließlich des Hauses Heisterbach 1803 in die Hände des Bonner Brennereibesitzers Leopold Joseph Sarkander Wolff. Sein Sohn Gottfried Joseph war Gemeindevorsteher von Flerzheim, Bürgermeister von Rheinbach und von 1848-1888 Landrat des Kreises Rheinbach.

1895 fiel das Haus Heisterbach an den aus Müttinghoven stammenden Franz Joseph Reuter. Nach dem Tod des Gutsbesitzers fanden Cellitinen hier ihr neues Zuhause und widmeten sich, wie es das Testament Reuters vorsah, der Krankenpflege.

Neben dem des Heisterbacher Hofes gab es noch ein zweites Gericht, nämlich am Flerzheimer Burghof. Beide bestanden bis zum Einmarsch der französischen Truppen 1794.


1910 wurde die neue Flerzheimerr Pfarrkirche eingeweiht. Der Vorgängerbau aus dem Jahre 1773 mit dem Glockenturm aus dem Jahre 1200 befand sich im Bereich der heutigen Grundschule und wurde 1912 abgerissen. (Dietmar Pertz, Stadtarchiv)



Kleine Flerzheimer Chronik
zusammengestellt von Michaela Cibis und Dietmar Pertz (Stadtarchiv Rheinbach)

I. Vorgeschichte und Römische Zeit

3000 bis 2500 v. Chr.
Erste menschliche Besiedlung, belegt durch Bodenfunde (Feuersteinstücke und Gefäßscherben).

ca. 900 - 800 v. Chr.
Aus dieser Zeit stammen die nächsten Bodenfunde. Sie sind Zeugnisse von Urnenfelderkultur.

1. Jhdt. n. Chr.
In der Gemarkung Flerzheim wird ein römischer Gutshof errichtet, der bis in die 1. Hälfte des 5. Jahrhunderts besteht.


II. Mittelalter

804, 17. März
Flerzheim wird erstmals in einer Schenkungsurkunde an das Cassiusstift Bonn als Flardesheimstorp erwähnt.

1215
Das Patronatsrecht über die Flerzheimer Kirche liegt beim Lütticher St. Martinsstift.

1244
übernimmt die Abtei Heisterbach vom St. Martinsstift in Lüttich den Hof in Flerzheim gegen eine jährliche Erbpacht von 50 Mark.

1245
wird eine Flerzheimer Kirche zum erstenmal urkundlich erwähnt.

1338
Großes Zeugenverhör in der Flerzheimer Kirche. 33 Eingesessene werden befragt, ob der Abt von Kloster Heisterbach oder der Erzbischof von Köln das Recht hat, den Pfarrer von Flerzheim einzusetzen.

1415
Erzbischof Dietrich von Moers verpfändet seine Unterherrschaft Flerzheim an die Abtei Heisterbach. Damit fällt auch der Burghof mit Hofgeding und das Kirchenpatronat an das Konvent. Ein Rückkaufsrecht behält sich Dietrich aber vor.

1478, 17. Januar
Papst Sixtus IV. spricht die Pfarrstelle in Flerzheim vollständig der Abtei Heisterbach zu.


III. Frühe Neuzeit

1521
Anschaffung einer großen Kirchenglocke.

ca. 1623
Der Hauptflügel von Haus Heisterbach wird errichtet. Zum Hof Heisterbach gehörte bis zum ausgehenden 19. Jahrhundert eine abteiliche Wassermühle.

1628
Ein erster Hexenprozess findet in Flerzheim statt.

um 1630
Theiß Adenauer, Ururururgroßvater des ehemaligen Bundeskanzlers Dr. Konrad Adenauer wird geboren. Erst der aus der gleichen Linie stammende Jacob Adenauer verließ Flerzheim um 1800 in Richtung Bonn. Er war der Großvater von Konrad.

1631 - 1632
1636 - 1637
Die Hexenverfolgung in Rheinbach und Umgebung kostet in Flerzheim 25 - 30 Menschen das Leben. Prominentestes Opfer ist der Schultheis Matthias Frembgen, der nach einem nur fünfeinhalbtägigen Prozess zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt wird.

1658
In Zusammenhang mit Geldgeschäften wird der Jude Heimann erwähnt.

1665
zieht von Holland aus eine große Pestwelle ins Land. Zwei 1669 errichtete Pestkreuze in der Nussbaumstrasse und der Konrad-Adenauerstrasse erinnern an diese schwere Zeit.

1673, 1. November
Nach der Erstürmung und Plünderung Rheinbachs durch Truppen des Wilhelm von Nassau, Prinz von Oranien, schlägt dieser sein Quartier in Flerzheim auf.

1681
wird erstmals die Judengasse schriftlich erwähnt. Sie verlief als Verlängerung der Zippengasse vom Swistbach zur heutigen Konrad-Adenauer-Strasse.

1689
Während der Belagerung Bonns durch brandenburgische, münsterische und niederländische Truppen, geht der dortige Heisterbacher Hof in Flammen auf. Alle hier archivierten alten Unterlagen der Herrschaft Flerzheim verbrennen.

1703
Mit Christophorus Wiengs ist für Flerzheim zum ersten Mal ein Offermann (Küster) und Ludimagister (Lehrer) nachweisbar.

ca. 1725
wird ein neuer Steg über die Swist geführt.

1729, 24. September
Unter Beteiligung sämtlicher Untertanen der Herrschaften Flerzheim und Neukirchen wird feierlich ein neuer Galgen errichtet. Das Holz stammt aus den Waldungen am Ottenmaar und wird zu der ca. 1,5 km nördlich des Dorfkerns gelegenen Gerichtsstätte transportiert.

1751
Der Glockengießermeister Martin Legros gießt auf freiem Feld für die Kirche in Flerzheim eine Glocke. Der Abt Augustinus von Heisterbach weiht sie.

1767, 9. Juli
verzichtet Kurfürst Friedrich endgültig auf sein Rückkaufsrecht bzgl. des Burghofes und seinen anhängenden Rechten. Die Abtei Heisterbach zahlt dafür 2000 Reichstaler. Zuvor wurde mehrmals die Burg durch kurkölnische Truppen gestürmt und die Geistlichen von Haus Heisterbach aus dem Dorf gejagt.

1772
Das Gotteshaus ist so stark einsturzgefährdet, dass hier kein Gottesdienst mehr gefeiert werden kann. Für die über 700 Seelen des Dorfes gibt es nur noch "Freiluft"-Messen vor der an der Straße nach Meckenheim gelegenen Marienkapelle.

1773
Mit dem Bau eines neuen Kirchenschiffes wird begonnen. Der romanische Kirchturm bleibt aber erhalten.

1788, 8. Juni
Durch eine Stiftung "zur schul und instruktion" können jetzt auch Kinder aus ärmeren Familien zur Schule gehen, da die Schulkosten von dieser Stiftung übernommen werden.


IV. Französische Herrschaft

1794
Flerzheim gehört, wie die übrigen heute zur Stadt Rheinbach zählenden Ortschaften, seit Beginn der französischen Besetzung zur neuen Mairie Rheinbach.

1803
Im Rahmen der Säkularisierung kommt das Haus Heisterbach in den Besitz von Leopold Joseph Sarcander Wolff aus Bonn. Wolff war von 1806 bis 1814 Maire von Rheinbach. Sein Sohn Gottfried Joseph wird ab 1851 Landrat des Kreises Rheinbach. Auch der Nonnenhof des Klosters Marienforst, der Burghof und der Gohrenhof kamen später in weltlichen Besitz.

1811
das Gebäude der Schule ist eingestürzt und wird endgültig abgerissen. Betroffen davon sind 115 Flerzheimer Schulkinder. Der Unterricht findet bis zum Neubau der Schule im Privathaus des Lehrers statt.


V. Preußische Zeit

1816
Das Rheinland fällt an Preußen.

1818
Wegen jährlicher Überflutung des Ortes wird das Bachbett der Swist ausgehoben.

1819
Eine neue, größere Schule wird erbaut. Dafür muss ein Teil des Kirchhofs abgetrennt werden.

1824, 2. Mai
Die bisher einklassige Schule wird in Altersstufen aufgeteilt. Die kleineren Kinder werden von einem Schüler der oberen Klasse unterrichtet.

1837
Der Junggesellenverein "Gemütlichkeit" wird gegründet.

1846
Eine neue "Fahrbrücke" über den Swistbach wird gebaut. Der Flerzheimer Ziegelfabrikant Johann Breuer liefert die Steine.

1851
Mit der Ausbesserung der Judengasse, des Büngerts und der Neustraße (heute bilden beide Straßen die Konrad-Adenauer-Str.) wird begonnen. Die Arbeiten werden durch Hand- und Spanndienste der Gemeindemitglieder erledigt.

1853
Der Kirchenvorstand kümmert sich um die Planierung und Verschönerung des Kirchhofes.

1856
Nachdem der Vorgängerbau aus Holz bereits 1848 abgerissen wurde, erbaut man in diesem Jahr eine neue Marienkapelle.

1857
Die Unterrichtung der kleinen Kinder in der Schule wird nicht mehr von einem Schüler der oberen Klasse übernommen. Hierfür wird ein Unterlehrer eingestellt.

1860
Ein Turnplatz für die Kinder wird in der Nähe der Schule errichtet.

1861
Wegen steigendem Verkehrsaufkommen wird der Weg Rheinbach - Flerzheim - Witterschlick zum Kommunalweg 1. Klasse erklärt.

1862
Der bisher für überflüssig gehaltene Briefkasten im Dorf wird nun aufgestellt.

1864, 3. Januar
Das landwirtschaftliche Casino Flerzheim wird gegründet. Zur Förderung der Landwirtschaft werden hier regelmäßig Vorträge gehalten.

1866
erwirbt der Junggesellenverein aus Spenden eine neue Fahne.


VI. Die Kaiserzeit

1871
Nach der Anschaffung von sieben Petroleumleuchten muss die Kirche nicht mehr mit Kerzen erhellt werden.

1873
ist das Kirchenschiff 100 Jahre alt, was die Flerzheimer Bewohner veranlasst, dieses Ereignis gebührend zu feiern. Im gleichen Jahr wird beschlossen, die alte Kapelle abzureißen und eine neue zu erbauen.

1883, 22. September
Bei der Kaiserparade Lommersum sind die Schüler der Flerzheimer Schule mit dabei.

1884, 11./12. November
Landrat Wolff und Ehefrau Theresia geb. Eschweiler feiern goldene Hochzeit. Viele Honoratioren und Abordnungen von 21 Schulen und 53 Vereinen nehmen an den Festlichkeiten teil.

1888, 23./24. Juni
"Jahrhunderthochwasser". Der Swistbach tritt über die Ufer.

1895
Die Erben des Landrates Wolff verkaufen Haus Heisterbach an Franz Joseph Reuter.
Der Spar- und Darlehnskassenverein Flerzheim wird gegründet.

1900
verzeichnet Flerzheim nur noch 726 Einwohner. Damit ist die Einwohnerzahl seit 1852 um rund 30 % zurückgegangen. Auswanderung in die Neue Welt und vor allem in die großen Industriestädte sind Gründe dafür.

1901
Unter Pfarrer Hommelsheim beginnt das Sammeln von Geldern für den Neubau einer Kirche, da die alte Kirche hochgradig vom Einsturz gefährdet ist.

1904
Gemäß der letztwilligen Verfügung von Franz Joseph Reuter (+ 1919) wird Haus Heisterbach einer weiblichen, hauptsächlich sich der ambulanten Krankenpflege widmenden Genossenschaft zur Verfügung gestellt werden. So entsteht das "Antoniuskloster" unter den Schwestern der Cellitinnen aus Neuß.

1906
hat man schon 47.000 Mark für den Bau der neuen Kirche gesammelt. Dieses Geld reicht aber für einen Neubau noch nicht aus.

1907
Die Freiwillige Feuerwehr wird gegründet.

1908
Eine neue Hausnummerierung wird eingeführt.

1908
werden in der Schule in der Oberklasse 68, in der Unterklasse 62 Kinder unterrichtet.

1909, 20. Mai
Der Grundstein für die neue Pfarrkirche wird gelegt. 114.324 Mark hat man für den Neubau der Kirche gesammelt.

1910, 3. Juni
Der Strom ist da. Um 16 Uhr wird zum erstenmal das neu installierte elektrische Licht in den Häusern eingeschaltet.

1910
Aus der alten Kirche werden Einrichtungen und Material in die neue Kirche überführt. Dabei stößt man auf ein geheimes Fach hinter dem Beichtstuhl, in dem man eine wertvolle alte Monstranz findet, die vermutlich aus dem Jahre 1717 stammt.

1912
bricht man das alte Schulgebäude aus dem Jahr 1819 ab.

1912, 1. August
beginnt man mit dem Abbruch der alten Kirche. Bei den Arbeiten werden die Fundamente der Vorgängerkirche sichtbar. Beim Abbruch des Turms findet man einen halben Meter unter dem Fußboden eine alte Grabplatte.

1913, 1. April
Die neu gebaute Schule wird bezogen. In der Bauzeit der Schule unterrichtete man die Kinder im Saal des Gasthofes Braun.

1913, 19. Mai
Weihbischof Dr. Jos. Müller konsekriert (weiht) die neue Pfarrkirche.

1913, 26. September
Pfarrer Hommelsheim wird Dechant des Dekanates Rheinbach.

1914 - 1918
25 Flerzheimer Soldaten sterben im Ersten Weltkrieg.


VII. Zeit der Weimarer Republik

1920
Fußballspielende englische Besatzungssoldaten begeistern die Flerzheimer Jugend so stark, dass der Fußballclub Flerzheim gegründet wird.

1924, 26. Dezember
Gründung des "MGV Sängerbund". Die musikalische Leitung hat zunächst Andreas Breuer.

1925
Auf Pfingstmontag brennt das Kloster bis auf die Mauern ab.

1930, 28. April
Das alte Spritzenhaus in der Nähe der Kirche wird als störend empfunden und deswegen abgebrochen.

1932, 6. Januar
Von einer Sturmböe entwurzelt, stürzt um 22:00 Uhr die "1000-jährige" Linde auf die Marienkapelle und zerstört diese völlig.

1932, 28. Januar
Ziehbrunnen und Pumpen haben ausgedient. Flerzheim ist nun an das Wasserleitungssystem angeschlossen.


VIII. Zeit des Nationalsozialismus

1934, September
Die Regulierung der Swist wird vorgenommen. Insgesamt gibt es acht große und kleine Brücken über den Swistbach.

1935
Pfarrer Thelen wird denunziert und wegen antinationalsozialistischer Äußerungen vom Reichsgerichtshof in Leipzig zu einer Geldstrafe verurteilt. Thelen hatte versucht, die Eltern zu bewegen, ihre Kinder nicht in die Hitlerjugend zu schicken.

1935, 1. Mai
übernehmen Franziskanerinnen aus dem Mutterhaus in Essen das wieder aufgebaute Haus Heisterbach. Sie richten auch einen Kindergarten ein.

1937
Mit ihrem bespannten Festwagen nehmen die Jungbauern von Flerzheim am Erntedankzug in Rheinbach teil.

1939 - 1945
Über 50 Flerzheimer Soldaten verlieren im 2. Weltkrieg ihr Leben.

1942, Winter
Ein strenger Winter mit bis zu einen Meter Schnee erschwert das Leben der Menschen. Zahlreiche Rohrbrüchen sind die Folge.

1945
Drei Monate lang gibt es keine Strom- und Wasserversorgung.


IX. Besatzungszeit

1946/47
Der kälteste Winter seit 100 Jahren ist eingebrochen. Von Dezember bis März ist der Bach zugefroren, dadurch ereignet sich im Frühjahr 1947 ein schweres Hochwasser.

1947
Gründung des Damenkomitees "Fidele Swistmönen", das später in der KG aufging.

1947, 15. September
zeigt das Thermometer um 23:00 Uhr noch 26°C und um 5:00 Uhr morgens noch 25°C an.

1947, 10. Oktober
Aus Flerzheim werden noch 21 Gefangene, 24 Vermisste und 11 Zivilisten (Angehörige der Flüchtlinge) gesucht.

1948, 28. Februar
Am Rosenmontag zieht der erste Karnevalszug mit drei Karnevalswagen durch das Dorf.


X. Bundesrepublik Deutschland

1949
Gründung der Karnevalsgesellschaft Flerzheim.

1952, 16. September
Einweihungsfeier der neuen Volksschule.

1953, 18 u. 19. April
Mit großer Anteilnahme feiert das ganze Dorf das 40jährige Ortsjubiläum der beliebten Lehrerin Frl. Maria Schmelz.

1956, Herbst
Der trockene und heiße Sommer hat das Bachbett der Swist nahezu ausgetrocknet. Dadurch wird es möglich, den verunreinigten Bach mit einem großen Räumer zu säubern.

1960
Die wöchentliche Müllabfuhr wird eingeführt.

1961
Das erstes Kinderprinzenpaar betritt die karnevalistische Bühne.

1961, 2.u.3. Juni
Hochwasser. Das Wasser steht in der Nacht einen Meter hoch in den Kellern und unteren Wohnräumen.

1962, Oktober
Einige Straßen bekommen einen neuen Namen.
Es werden umbenannt:
Teile der Zippengasse und Neusstraße in Ramershovenerstraße,
Mönchgasse in Mönchstraße,
Hühnergasse in Rottstraße,
Dernengasse in Burgstraße,
Viehgasse in Grabenstraße und später in Nordstraße.

1964, September
In einem feierlichen Festakt wird der neue Sportplatz eingesegnet.

1966, 13. Februar
Flerzheimer Kinder feiern zum ersten Mal im Saale Köll "Kinderkarneval".

1967, 21. Mai
Der Fußballklub Flerzheim hat heute seinen großen Tag. Die Mannschaft ist in die Fußball Landesliga aufgestiegen.

1967, 26. August
Der aus Flerzheim stammende Pater Peter Platten stirbt. Er wirkte jahrzehntelang als Missionär in Südafrika und besuchte immer wieder seine Heimat Flerzheim, wo er nicht nur die Jugend mit Vorträgen über seine Arbeit begeisterte.

1968, Mai
Zu Christi Himmelsfahrt weiht die Gemeinde ihre Leichenhalle auf dem Friedhof ein.

1968, August
Die in Flerzheim errichtete Kläranlage des Abwasserzweckverbandes "Obere Swist" wird in Betrieb genommen.

1969
Kommunale Neugliederung:
Das Amt Rheinbach wird aufgelöst und die bisherige Gemeinde Flerzheim bildet nun mit Hilberath, Neukirchen, Niederdrees, Oberdrees, Ramershoven, Queckenberg, Todenfeld und Wormersdorf sowie der Kernstadt die neue Stadt Rheinbach.

1970, März
Die Flerzheimer Bürger feiern mit ihrem Seelsorger Pfarrer Franz Koch sein goldenes Priesterjubiläum und seine 25jährige Dienstzeit in Flerzheim.

1974
Der Verschönerungsverein wird gegründet.

1974, 10. Juli
Das Fanfarencorps Rot - Weiß Flerzheim wird gegründet, zunächst unter dem Dach der Karnevals Gesellschaft, seit 1992 ist es ein selbstständiger Verein.

1974, August
Flerzheim hat nun auch einen Kinderspielplatz (Nordstraße/ Grüner Weg).

1974
Flerzheim erhält für die Kirche eine neue 400 kg schwere Glocke.

1974
Der Kirchturm wird saniert und das neu erbaute Pfarrhaus eingeweiht.

1975, Oktober
Zum ersten Mal wird der "Köttzug" vom Ortsausschuss durchgeführt.

1975
Die Ausgrabung der "villa rustica" beginnt und zieht sich über zehn Jahre hin.

1976, August
Die Swistbachbrücke an der Gronau wird durch eine neue ersetzt.

1976, Dezember
Beim Wettbewerb "Vergleich Rheinbacher Stadtteile 1976" erhält der Ortsteil Flerzheim einen Preis von 300 DM. Auch in den folgenden Jahren ist das Dorf bei dieser Veranstaltung sehr erfolgreich.

1977, Mai
Wegen ständigem Hochwasser der Swist und der sich daraus ergebenen Überflutung von Flerzheim beginnen endlich die Ausbauarbeiten am Swistbach.

1979, Oktober
Das Flerzheimer Fanfarencorps, das im September den Wettbewerb um den Meckenheimer Wanderpokal gewann, weihte in diesem Monat ein Feldhaus am Swistbach als eigene Übungsstätte ein.

1980, Oktober
Unter reger Beteiligung der Bürger wird heute der in der Nähe des Sportplatzes errichtete Grillplatz "En de Sandkuhl" seiner Bestimmung übergeben

1983
Die neue Straße "Josef - Rhein - Straße" (die nach dem früheren Ortsvorsteher und letzten Flerzheimer Bürgermeister benannt worden ist) wird gebaut.

1984, Mai
Seit einigen Tagen regnet es und was man nicht für möglich gehalten hatte, ist nun eingetreten, das Bachbett kann die riesige Wassermenge nicht mehr halten und die Swist tritt über das Ufer. Einige Straßen und Keller stehen unter Wasser.

1986, Dezember
Über 50 Jahre lang haben sich die "Franziskusschwestern der Familienpflege" durch Alten - u. Krankenversorgung sowie durch die Betreuung des Kindergartens in Flerzheim verdient gemacht. Wegen Nachwuchsmangel müssen die Schwestern von Flerzheim Abschied nehmen. Dafür zieht der Orden "Missionarinnen Mariens" in Flerzheim ein.

1988
Beginn der Bebauung im Neubaugebiet Flerzheim-Ost.

1988
Seit diesem Jahr lehrt eine einheimische Hunnenhorde die Flerzheimer das Fürchten.

1989, Oktober
Flerzheim wird mit Heizgas versorgt.


XI. Das wiedervereinigte Deutschland

1990, 15. September
beginnt der Spielbetrieb der Tennisabteilung im F.C. Flerzheim auf drei neuerrichteten Tennisplätzen neben dem Sportplatz.

1991, 8. September
Die Freiwillige Feuerwehr erhält ein neues Löschfahrzeug.

1992, Februar
Flerzheim hat zu wenig Kindergartenplätze. Um vorübergehend Abhilfe zu schaffen, wird neben Haus Heisterbach ein Container aufgestellt, in dem eine dritte Gruppe eingerichtet wird. Insgesamt stehen nun für 70 Kinder Plätze zur Verfügung.

1993, 4. Oktober
Die Poststelle in Flerzheim wird geschlossen.

1994, 14. Oktober
Die Schaffung des "Naturschutzgebietes Flerzheim" wird vereinbart. Eine ca. 60 a große Fläche des Kiesabbaugebietes soll als Lebensraum für Pflanzen und Tiere rekultiviert werden.

1994, Oktober
Eröffnung der Spielgruppe "Die kleinen Strolche".

1995
Fertigstellung des Anbaus der Kath. Grundschule (mit zwei neuen Klassenräume)

2000, 21. Oktober
Der neue katholische Kindergarten St. Ursula wird eingeweiht. St. Ursula ist die Patronin der Erzieherinnen.

2003
300 Jahre Schule Flerzheim


Spuren der Hexenverfolgung in Flerzheim
Für die meisten Menschen heutzutage gehört das Thema "Hexenverfolgung" in die Zeit des finsteren Mittelalters und wird mit den dunklen Machenschaften der katholischen Kirche, insbesondere mit der päpstlichen Inquisition, in Verbindung gebracht. Beides ist falsch.

Hexenverfolgung war ein Geschehnis, das zwar in den letzten Jahrzehnten des auslaufenden Mittelalters aufkam, das aber erst in der Neuzeit, als das Mittelalter durch vielfältige neue Entwicklungen längst überwunden war, zu einem Massenphänomen wurde.

Und die Stellen, die für die Verfolgung der vermeintlichen Hexer und Hexen zuständig waren (gemeinhin war etwa ein Viertel der Verurteilten männlich), trugen nicht die düsteren Kutten der Inquisition, sondern es waren die Laienschöffen und Laienrichter an den örtlichen Schöffengerichten, die auch sonst die Rechtsprechung in den Orten ausübten. Mit anderen Worten: Die Ankläger, Richter und Urteilsfinder in den Hexenprozessen waren keine anonymen und ortsfremden Inquisitoren, sondern es waren Männer des Ortes, die ihre eigenen Nachbarn, Freunde und bisweilen sogar Verwandten auf den Scheiterhaufen schickten. Das muß man wissen, um die wenigen Quellen, die uns überhaupt etwas über die Hexenverfolgung in Flerzheim aussagen, richtig einordnen zu können.

Grundlage für die Hexenverfolgung war eine neue Lehre, die erst im 15. Jahrhundert aufgekommen war. Sie ist in den Kreisen der katholischen Theologen und Inquisitoren entstanden, die sich mit dem Phänomen der Einwirkung des Teufels auf schwache Menschen beschäftigten. Ihre lateinischen Traktate wurden vom elsässischen Dominikanerpater Heinrich Institoris Ende des 15. Jahrhunderts im sogenannten "Hexenhammer" zusammengefaßt, der die Aussagen über die insgeheim überall wirkende Sekte der Teufelsanbeter durch eine besondere Zuspitzung auf Frauen (genannt "Hexen") ergänzte.

Auch in Flerzheim und den umliegenden Orten hat man von der neuen Hexenlehre gehört, da sie in Neukirchen und (auf der anderen Seite der Ville) im Amt Godesberg noch vor Ende des 16. Jahrhunderts zu ersten Verurteilungen geführt hatte. Aber anscheinend hat man in Flerzheim zunächst keine Anstrengungen unternommen, auf ihrer Grundlage Prozesse einzuleiten. Erst zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges wurde das anders. Im März des Jahres 1628, als von Bayern bis ins schottische Hochland die Scheiterhaufen loderten, kam es zu einem ersten Hexenprozeß in Flerzheim. Die Akten sind verloren, so daß wir nur wissen, was in der Eintragung der kurkölnischen Hofratsprotokolle zu finden ist:

Eine zu Flertzheim bezichtigter Zauberei halber inhafftierte weibsperson betr.: Der Procurator Thynen hatt etliche incommoditates, derentwegen zu Flertzheim mit administration deren justiti nit wie es die notturfft erfordert, werde furt zu khommen sein, angezaigt. Conclusum recessum zugeben, das die inhafftierte hiehin uf Bonn pracht und vogt und scheffen zur justiti ausgeliefert werde, mit der angehengter erklherung jedoch, daß solche auslieferung dem Gotteshauß Heisterbach ohne praejuditz und nachtheil sei, daselb aber auch alhie die kosten, welche sie ohne das zu Flertzheim tragen müsten, uber sich nehmen und abstatten solt[en].

Wir erfahren also, daß am 4. März 1628 eine Frau in Flerzheim wegen Zauberei inhaftiert war. Sie ist vermutlich schon etliche Tage vorher, wahrscheinlich also im Februar 1628, verhaftet worden. Das bedeutet, daß zu diesem Zeitpunkt gegen sie ausreichend viele Verdachtsmomente vorgelegen haben müssen. Verdachtsmomente ergaben sich vor allem aus dem Gerücht, das über eine solche Person im Ort umlief, aber auch aus den (meist unter der Folter erzwungenen) Bezichtigungen anderer Verhafteter, die an nahegelegenen Orten in der Umgebung wegen Hexerei verhört wurden. Da es rund um Flerzheim 1628 einen ganzen Kranz von Ortschaften gab, in denen Hexenprozesse durchgeführt wurden, ist es am wahrscheinlichsten, daß die Flerzheimer Hexenverfolgung von 1628 durch eine solche Bezichtigung durch eine "geständige" und verurteilte vermeintliche Hexe ausgelöst worden ist. Diese Art von Bezichtigung, welche die Verurteilte auch vor ihrer Hinrichtung nicht zurückgenommen hatte, nannte man "Besagung". Sie hatte einen sehr hohen Indizienwert und war hinreichend als Verdachtsmoment, um eine sofortige Verhaftung zu rechtfertigen. Insbesondere die zur Herrschaft Tomburg gehörenden benachbarten Orte Heimerzheim, Kastenholz, Schweinheim, Flamersheim, Kirchheim und Palmersheim sind hier zu nennen. Das Gebiet stand unter der gemeinsamen Gerichtsbarkeit der Herren von Quadt-Landskron und des Herzogs von Jülich. Auch Flerzheim war nicht unter der unmittelbaren Gerichtsbarkeit der kurkölnischen Regierung, denn es unterstand der auf der rechten Rheinseite in der Nähe von Königswinter gelegenen Zisterzienserabtei Heisterbach. Jährlich hatten die Flerzheimer dem Kloster 600-700 Malter Getreide als Abgabe zu leisten.

Der Schultheiß von Flerzheim, Matthias Frembgen, war dem Kloster in besonderer Weise verbunden. In jungen Jahren war er Diener des Abtes von Heisterbach, als dieser im Kölnischen Krieg von den Soldaten des Gebhard Truchseß entführt und auf der Godesburg im Süden von Bonn gefangengesetzt worden war. Es ist schon angenommen worden, die Klage des Hofrates über die incommoditates (wörtlich: Unbequemlichkeiten), durch welche die Hexenjustiz in Flerzheim behindert werde, sei ein Ausfluß der verfolgungskritischen Einstellung des Abtes gewesen, aber es ist zu bedenken, daß der Schultheiß, der hier über die genannte weibsperson zu Gericht gesessen hatte, eben jener Matthias Frembgen, später selbst wegen Hexerei auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde. Vielleicht war es also seinem Einfluß zu verdanken, daß der Hexenprozeß von 1628 in Flerzheim nicht den Verlauf nahm, den die Verfolgungsbefürworter sich erhofft hatten, und eventuell hat dies den Nährboden für die spätere gnadenlose Verfolgung in Flerzheim schon gelegt.

Die Beschwerde wegen der Prozeßbehinderung hat im Fall der Flerzheimer Verurteilten dazu geführt, daß die Angeklagte von Flerzheim nach Bonn gebracht und dort vor das Bonner Schöffengericht gestellt wurde. Das war eine ganz und gar ungewöhnliche Maßnahme, weshalb sich die kurkölnische Regierung auch beeilte, der Abtei Heisterbach zu versichern, daß diese Überstellung nicht als Eingriff in die Heisterbacher Gerichtsrechte in Flerzheim zu verstehen sei.

Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang die Erwähnung des Namens "Thynen", denn sie verweist auf die durch einen Augenzeugenbericht gut dokumentierten Rheinbacher Hexenprozesse dieser Jahre. Dort war einer der Schöffen im Gericht der Tuchhändler Hermann Löher, der 1636 selbst der Hexerei verdächtigt wurde, weil seine Schwiegermutter und seine Frau ins Gerücht gekommen waren, sie wären Hexen. Seine Frau war nämlich die (Stief-)Tochter des gerade erwähnten Schultheißen Frembgen, was die Rheinbacher Prozesse wieder mit den Flerzheimer Verfolgungen verbindet. Löher rettete sich mit Frau und Schwiegermutter nach Amsterdam, wo er vierzig Jahre später seine Erlebnisse in der Hexenverfolgung in Rheinbach, Meckenheim und Flerzheim zu einem Buch verarbeitete. Darin erwähnt er sehr oft den Namen "Jan Thynen". Thynen (oder Theynen) war einer der beiden Rheinbacher Schöffen, die von Anfang an kompromißlos die dortigen Hexenprozesse befürworteten, und er wurde zum unverzichtbaren Helfer für die Hexenkommissare, die zur Beratung bei den Hexenprozessen nach Rheinbach gerufen worden waren. Wegen ihrer "Ja-und-Amen"-Haltung bezeichnet Löher derartige Schöffen als "Ja-Schöffen". Thynens Verwicklung in diesen frühen Flerzheimer Prozeß legt nahe, daß die Verfolgungsbereitschaft in Rheinbach von ihm und seinem Genossen Dietrich Halfmann bewußt geschürt worden ist. Der Begriff "Procurator" (Rechtsvertreter, Bevollmächtigter) steht hier vermutlich für den Vertreter der Ankläger, was auch erklären würde, warum er sich wegen Prozeßbehinderung an die vorgesetzte Behörde, den kurkölnischen Hofrat in Bonn, gewandt hat.

Leider ist das Hofratsprotokoll von 1628 das Einzige, was an staatlichen Quellen zu den Flerzheimer Hexenprozessen bekannt ist. Die Prozeßakten selber, sowohl die von 1628 als auch alle weiteren, sind nicht mehr vorhanden, wie das für die meisten rheinischen Orte der Fall ist. In aller Regel sind Hexenprozesse (und alle anderen dörflichen Gerichtsverfahren aus diesen fernen Zeiten) nur da überliefert, wo neben der fürstlichen Verwaltung auch noch ein adeliger oder kirchlicher Grundherr für die Gerichtsbarkeit zuständig war, so daß die Akten in Abschrift in sein Archiv gelangt sind. In Flerzheim ist das aber wohl nicht der Fall, denn auch im Bestand des Klosters Heisterbach im Hauptstaatsarchiv Düsseldorf sind keine weiteren Unterlagen zu finden. Anscheinend waren am Dingstuhl des Flerzheimer Gerichts im Folgejahr 1629 noch weitere Hexenprozesse anhängig. Dies bedeutet, daß sich die prozessverhindernde Linie des Flerzheimer Schöffengerichtes, hinter der sich der Schultheiß Matthias Frembgen vermuten läßt, nicht durchgesetzt hat.

Da die Logik der Prozesse, die nach der neuen Hexenlehre geführt wurden, bekannt ist (eine Hexe trat demnach niemals allein auf, sie hatte immer weitere Mitverschwörer, mit denen zusammen sie auf dem Hexensabbat war und deren Namen es durch die Folter zu erfahren galt), kann als sicher angenommen werden, daß der Prozeß von 1628 mit einer Hinrichtung endete. Wenn das so ist dann waren ihr etliche Foltern vorausgegangen, auf denen nach den Namen weiterer Flerzheimer Einwohner gefragt worden ist, die angeblich auch einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hatten. Durch diese Logik kam es immer zu einer ganzen Kette von Prozessen, deren Richtung wesentlich durch die Einflußnahme der Prozeßbefürworter bestimmt wurde, die während der Folter die Fragen stellten und die Antworten protokollierten.
Nach einer Pause im Jahr 1630 begannen 1631 in Flerzheim die Hexenjagden erneut, zeitgleich mit ersten Hexenprozessen in Meckenheim und in Rheinbach. Auch in Flerzheim holte man sich - entsprechend den Bestimmungen der kurkölnischen Hexenprozeßordnung - einen ausgebildeten Juristen, einen sogenannten "Hexenkommissar", für die Durchführung der Verfolgungen zur Hilfe. Es war der in Münstereifel ansässige Dr. Jan Möden. Löher gibt an, in den beiden Orte zusammen hätten ca. 200 Personen gelebt, von denen etwa 100 Menschen verbrannt worden seien, darunter ein Schultheiß, sechs bis sieben Schöffen und zehn oder elf Schöffenfrauen. Damit wären nahezu 50% der Bevölkerung auf dem Scheiterhaufen gestorben. Ganz so war es wohl nicht. Allein die Meckenheimer Bevölkerung hat in der Zeit nach den Hexenprozessen bei 450-550 Personen gelegen. Löhers Angaben über die Einwohnerzahl entsprechen also nicht ganz der Wahrheit. Aber in der Tendenz sind seine Aussagen wohl durchaus richtig, insbesondere, was die Anzahl der hingerichteten Menschen angeht: Demnach wurden insgesamt in Rheinbach, Meckenheim und Flerzheim ca. 130 Menschen verbrannt. Die meisten Opfer entfielen auf Meckenheim, wo 70 Personen durch den Hexenkommissar Jan Möden verhaftet und hingerichtet wurden, weitere 25-30 auf Rheinbach. Damit bleiben etwa 30 Menschen, die durch das Schöffengericht von Flerzheim zwischen 1631 und 1638 verurteilt und hingerichtet worden sind. Da muß mehr als eine Familie vollständig ausgelöscht worden sein, was auch indirekt durch eine Passage bei Löher bestätigt wird:

"wan sie dan deß Vatters Sohn und der Mutter Dochter/ nach ihren sagen und liegen/ und wider deren Söhnen und Dochteren von Geslechten zu Geslechten verbrennen/ dan bekommen sie ja ein gantzes Capital der Güter. Nota, an Exempelen mangelt es mir nicht zu setzen/ Ich habe sie zu Meckenheim und Flertzheim".

Ganz besonders auffällig ist dabei, daß sich unter den Opfern so zahlreiche Mitglieder der Schöffenfamilien befanden. Dies war nämlich die Oberschicht der Orte, die das Vorrecht hatte, Urteiler (Schöffen) ins Gericht zu senden. Aus ihnen wurde dann der Ortsvorsteher und Richter gewählt, der den Titel "Schultheiß" trug. Anders ausgedrückt: Die Urteilsfinder im Flerzheimer Gericht sahen sich gezwungen, ihre eigenen Verwandten auf den Scheiterhaufen zu schicken. Dies ist ein Hinweis auf den massiven Machtkampf, der im Hintergrund der Hexenverfolgungen zwischen einzelnen Gruppen und Familien des Ortes tobte. Da wir aber im Falle Flerzheims keine weiteren Quellen haben, bleiben hier die Zusammenhänge im Dunkeln.

Wie es scheint, war die treibende Kraft hinter dem Geschehen - genau wie in Rheinbach - der Gerichtsschreiber Melchior Heimbach. Nach Löhers Erinnerung war er auch in Meckenheim und in Flerzheim als Gerichtsschreiber angestellt. Da er aber einer Krankheit wegen (in der Löher allerdings die rächende Hand Gottes sieht) die rechte Hand nicht richtig gebrauchen konnte, benötigte er einen Kopisten, der das Protokoll für ihn in leserliche Schrift übertragen konnte. Diesen fand er in Augustin Strom, einem Flerzheimer Wollweber. Strom konnte aus Krankheitsgründen das Weberhandwerk nicht mehr richtig ausüben und verdiente sich seinen Lebensunterhalt dadurch, daß er Garn herstellte, also daß er wider Mans auctoriteyt auff einen Weibischen Spin Raht flässen garn span, wie Löher höhnisch anmerkt. Daß ein armer Weber aber des Lesens und Schreiben so sehr fähig war, daß er vom Gerichtsschreiber zum Gehilfen gewählt wird, ist durchaus bemerkenswert und läßt Strom in einem anderen Licht erscheinen. Für Löher ist dieser Mann nur der "Geck Augustin", den er immer wieder als "Läusehund" und "Ehebrecher" beschimpft. Ohne Zweifel allerdings war er es, der aus dem Hexenverbrennen in Flerzheim seinen Vorteil zog.

Strom wurde zusammen mit dem Gerichtsschreiber Heimbach auch in Flerzheim und in Meckenheim zu einem willfährigen Werkzeug des Hexenkommissars Jan Möden. Da Strom zunächst einmal in Rheinbach und in Meckenheim als Gehilfe des Gerichtsschreibers auftrat, haben die Flerzheimer Prozesse vermutlich später angefangen als die Verfahren in Rheinbach. Ohnehin bedurfte es auch in diesen kleineren Orten genauso eines örtlichen Vertreters der Schöffenschicht im Gericht, um die Prozesse durchzusetzen wie in Rheinbach. Dietrich Halfmann und Jan Thynen waren diese "Ja-Schöffen" in Rheinbach gewesen, die mit Gerichtsschreiber, Amtmann und Kommissar zusammen die Prozesse durchgesetzt hatten. Auch in Flerzheim brauchte man anscheinend einen solchen "Ja-Schöffen", um sich gegen die anderen Schöffen und den Schultheissen durchzusetzen und Hexenprozesse anhängig zu machen. Und diesen "Ja-Schöffen" gab es auch. Sein Name war Theys (Matthias) Assenmacher. Zusammen mit ihm wurden in Flerzheim Prozesse in Gang gebracht, die zahlreiche reiche ansehentliche/ habhaffte Bürger und Bürgerinnen betrafen. Der vornehmste war - wie oben schon erwähnt - der Richter selber, Matthias Frembgen, der 66jährige Schultheiß von Flerzheim und Stiefvater von Hermann Löhers Frau Kunigunde. Im Jahre 1632 wurde er selbst der Zauberei bezichtigt und in einem Prozeß von nur fünfeinhalb Tagen zum Tod durch den Scheiterhaufen verurteilt. Sein Nachfolger als Schultheiß wurde ausgerechnet der ehemalige spinnraddrehende Wollweber und Gerichtsschreiber-Gehilfe Augustin Strom. Er hatte sich vorher mit Denunzierungen Flerzheimer Einwohner wegen Hexerei so sehr hervorgetan(ein dinstlich instrument vor die falsche Zauberrichter etwan mit der Feder Teutsch zu schreiben/ wie mit der Zungen/ ehrliche Leut mit den Zaubern lügen laster zu infamiren), daß er jetzt eine ausreichend große Machtposition hatte, um zum neuen Schultheiß berufen zu werden. Reich geworden war er außerdem: Seine eifrige Mittäterschaft in den Hexenprozessen brachte ihm ein Haus in Flerzheim und ein weiteres in Rheinbach ein. Ganz "Geck Augustin" ritt er auf einem Pferd zum Richtplatz und trank während der Hinrichtung Wein aus ausgehöhlten Zuckerhüten. Hermann Löher, der in Amsterdam einen Kupferstecher gewinnen konnte, einige Szenen und Schilderungen aus seinem Buch im Bild einzufangen, hat diese Eigenart des zynischen neuen Schultheißen von Flerzheim festgehalten. Ein Stich von einer Hinrichtung auf dem Scheiterhaufen, in dessen Vordergrund zu sehen ist, wie die armen unschuldig verurteilten Opfer in einer Strohhütte vor ihrer Verbrennung vom Henker stranguliert wurden (eine Verbrennung bei lebendigem Leibe war nicht üblich), zeigt am rechten Rand eine männliche Person, die auf einem Pferd sitzt und etwas in der ausgestreckten rechten Hand hält: ein längliches weißes Dreieck, mit der Spitze nach unten. Geck Augustin? Man kann es nicht mit Gewißheit sagen, aber es ist doch sehr wahrscheinlich. Wenn das so ist, dann soll das Dorf im Hintergrund wohl Flerzheim sein, allerdings so, wie ein Kupferstecher in Amsterdam es sich nach den Schilderungen von Hermann Löher vorgestellt hat.

Leider hören damit die Kenntnisse über die Hexenverfolgung in Flerzheim schon weitgehend auf. Das ist bedauerlich, denn es bleiben noch viele Fragen. Wer waren die anderen Opfer der Hexenverfolgung? Wer waren ihre Ankläger? Wer sagte vor Gericht gegen sie aus? Wer kam zu Schaden, wer schöpfte Gewinn aus den Leiden seiner Nachbarinnen und Nachbarn? Wir wissen es nicht. Die Quellen, die uns Auskunft geben könnten. sind vielleicht auf immer verloren. Mittlerweile hat die geschichtswissenschaftliche Forschung allerdings für viele andere Orte an Rhein, Mosel und Saar aussagefähige Quellen gefunden. Sie alle bestätigen das Bild, das wir auch aus den Schilderungen des Rheinbacher Schöffen Hermann Löher gewinnen: Hexenverfolgung, das war keine ideologische Auseinandersetzung, keine kirchliche oder staatliche Unterdrückungsmaßnahme, kein Ausrottungsprogramm und kein Vernichtungsfeldzug gegen Hebammen und Heilerinnen. Hexenverfolgung war der Ausdruck eines erbarmungslosen Kampfes, den die Einwohner kleiner Ortschaften gegeneinander führten, um in den immer härter werdenden Zeiten des wirtschaftlichen, geistigen und moralischen Umbruchs für sich und die eigene Familie möglichst viele Vorteile herauszuholen - auch auf Kosten der physischen Vernichtung der Nachbarn. Mit anderen Worten: Die Geschichte der Hexenverfolgung im Rheinland verweist nicht auf die dunklen Machenschaften übermächtiger staatlicher und kirchlicher Kräfte, sondern auf das Dunkle, das in jedem Einzelnen von uns wohnt. Hexen gibt es nicht, und Hexenverfolgung zum Glück auch nicht mehr. Aber die Warnung, die von diesem Geschehen ausgeht, ist immer noch aktuell.

Quellenhinweis:

Das Buch von Hermann Löher über die Hexenverfolgung in Rheinbach, Meckenheim und Flerzheim ist mittlerweile als Faksimile zu erhalten:

Hochnötige Unterthanige wemütige Klage Der Frommen Unschültigen; Worin alle Hohe und Nidrige Oberkeit/ sampt ihren Unterthanen klärlich/ Augenscheinlich zu sehen und zu lesen haben/ wie die arme unschültige fromme Leute durch Fahm und Ehrenrauben von den falschen Zauberrichtern angegriffen/ durch die unchristliche Folter und Peinbanck von ihnen gezwungen werden/ erschreckliche/ unthunliche Mord- und Todt-Sünden auff sich selbsten und anderen mehr zu liegen/ und sie ungerechtlich/ falschlich zu besagen. Welches auch die Herren Tannerus/ Cautio Criminalis/ Michael Stapirius/ härlich bekräfftigen. Mit unterschiedlichen schönen Kupfferstücken nach dem leben zierlich abgebildet. Alles mit großem Fleiß und Mühe/ zu Trost und Heyl der frommen Christ-Catholischen Leuten zu sammen gestelt: Durch Hermannum Loher Der Stadt Amsterdam Bürger. Gedruckt zu Amsterdam. Vor dem Auctor/ bey Jacob de Jonge Anno 1676.. Faksimile der Ausgabe von 1676, hrsg. v. der Stadt Bad Münstereifel, Selbstverlag Bad Münstereifel 1998, S. 206.

Im Internet ist der Text ebenfalls verfügbar: HERMANN LÖHER, Hochnötige Unterthanige wemütige Klage der Frommen Unschültigen, bearb. v. THOMAS P. BECKER u. Mitarbeit v. THERESIA BECKER, mit einer Einleitung von THOMAS P. BECKER, HANS DE WAARDT und RAINER DECKER, München 2001, http://www.sfn.uni-muenchen.de/loeher/.

Ein umfangreicher Kommentar zum Buch von Hermann Löher in den "Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein", Bd. 206 (2003) wird Anfang des Jahres 2004 erscheinen.

von Thomas P. Becker


Die Zeit der Franken und die erste urkundliche Erwähnung Flerzheims
Im fünften Jahrhundert n. Chr. zerfiel endgültig die römische Herrschaft im Rheinland. Langsam aber stetig wurden mehrere germanische Völkerschaften immer mächtiger, die sich unter dem Namen Franken zusammengeschlossen hatten. Zwei Gruppen sind hierbei zu unterscheiden: Die Salfranken, die zwischen Rheinmündung und Ärmelkanal ihr Zentrum hatten und diejenigen, die in der "Francia rinensis" (Rhein-Mosel-Raum) lebten. 461 übernahmen letztere z. B. die politische Herrschaft in Köln. Die Franken waren zunächst in Teilverbänden organisiert, die jeweils eigene Könige an ihrer Spitze hatten. In unserer Gegend war der Stammesverband der Ripuarier angesiedelt.

Allmählich setzten aber Konzentrationstendenzen ein. Kleinkönigtümer wurden abgeschafft bzw. deren Herrscher besiegt. 486 bezwang ein salischer Kleinkönig namens Chlodwig die letzten römischen Statthalter und zahlreiche Widersacher aus den eigenen Reihen.
497/98 beendete Chlodwig nach eindringlicher Anrufung Gottes die entscheidende Schlacht bei Tolpiacum (Zülpich) gegen die Alemannen siegreich. In einer für die Franken zunächst aussichtslosen Situation soll Chlodwig Jesus Christus in höchster Not angerufen haben: "gewähre er ihm den Sieg über die Alemannen, so wolle er an ihn glauben und sich taufen lassen. Denn seine alten Götter habe er umsonst angerufen, sie seien ohnmächtig".
Damit war die Hinwendung des bisher heidnischen Franken zum Christentum vollzogen. Außerdem hatte er so für sich und sein Geschlecht, den Merowingern, die Macht im fränkischen Rheinland gewonnen. Chlodwig war es auch, der den im Volk so beliebten Martin zum Schutzpatron seines Hauses und Reiches machte.
Demzufolge sind die gerade in unserer Gegend so häufigen Martinspatrozinien, z. B. in Flerzheim, Rheinbach, Hilberath und Ipplendorf, ein Hinweis auf Errichtung dieser Kirchen in fränkischer Zeit. Nach Chlodwigs Tod 511 zerfiel das Frankenreich in mehrere von seinen Söhnen regierte Teilreiche.

In dieser Zeit rissen die obersten Hof- und Staatsbeamten, die Hausmeier, allmählich immer größere Machtbefugnisse an sich. Ursprünglich nur Vorsteher der königlichen Hofhaltung wurden sie Führer der berittenen königlichen Gefolgschaft und nahmen die erste Position beim Adel ein. Sie bestimmten letztendlich die eigentliche Politik und forderten folgerichtig die Erblichkeit ihres Amtes.
Hausmeier Pippin II. aus dem Geschlecht der Karolinger wurde so ab 687 Herrscher über das Gesamtreich. Nach seinem Tod verteidigte sein Sohn, Karl Martell, erfolgreich im Jahre 732 das Abendland gegen die Araber und drängte diese nach Spanien zurück. Der Sohn Karl Martells, Pippin der Jüngere, stürzte dann endgültig die Merowinger vom Thron, indem er sich 751 vom fränkischen Adel zum König wählen ließ.
Pippin war derjenige, dem Rheinbach seine erste Erwähnung verdankt. 762 schenkten er und seine Ehefrau Bertrada nämlich ihre Güter "in Reginbach" an die im Mittelalter sehr einflussreiche Abtei Prüm (Eifel).

Im Jahre 747 wurde als Sohn von Pippin und seiner Ehefrau Bertrada Karl, später der Große genannt, geboren. Er war von 768 bis zu seinem Tod im Jahre 814 König der Franken und kann unwidersprochen Herrscher des Abendlandes und "Vater" Europas genannt werden. Sein Reich erstreckte sich von Friesland bis zu den Pyrenäen und Italien, vom Atlantik bis zur Elbe und zur Adria. Auf dem Höhepunkt seiner Macht im Jahre 800 wurde er, der sich in Aachen eine prächtige Residenz errichten ließ, vom Papst in Rom zum Kaiser gekrönt.

Aus dem Frankenreich Karls des Großen sind Deutschland und Frankreich hervorgegangen.

Karl der Große

768
Karl der Große wird König der Franken

772 - 804
Sachsenkriege

773 - 774
Eroberung des Langobardenreiches (Norditalien)
Karl der Große wird König der Franken und Langobarden

782
Tag von Verden an der Aller (Hinrichtung von ca. 4500 aufständischen Sachsen, die vom sächsischen Adel an Karl ausgeliefert wurden)

783 - 785
Erneuter Aufstand der Sachsen

785
Friedensschluß zwischen Karl und dem Sachsenführer Widukind

788
Karl setzt Herzog Tassilo von Bayern ab und verbannt ihn in ein Kloster

789 - 812
Verschiedene Kriege mit den Slawen (u.a. Wilzen, Sorben, Tschechen)

791 - 796
Unterwerfung der Awaren (asiatisches Reitervolk) in Ungarn

793
Arbeiten an einem Rhein-Main-Donau-Kanal

795
Errichtung der Spanischen Mark

800
Papst Leo III. krönt Karl an Weihnachten zum Kaiser

802
Versöhnung zwischen Franken und Sachsen durch das "Lex Saxonum" (Sächsisches Gesetz)

804,
(17. März)
erste urkundliche Erwähnung Flerzheims

812
Vertrag von Aachen (der oströmische Kaiser Michael I. erkennt Karl den Großen als Kaiser an)

814
Karl der Große stirbt in Aachen


In die Regierungszeit Karls fällt auch die Ersterwähnung Flerzheims. Dass wir heute das Jubiläum "1200 Jahre Flerzheim" feiern können, verdanken wir dem 1579 verstorbenen Kölner Patrizier und Ratsherrn Johann Helman. Als Geschichtsfreund beschäftigte er sich u. a. mit der Geschichte des Niederrheins und der Topographie des Kölner Umlands. Dabei fiel ihm auch ein Kopialbuch des St. Cassiusstiftes Bonn in die Hände, in dem für das Stift bedeutsame Urkunden vom 7. bis 10. Jahrhundert zusammengefasst waren. Helman fertigte Abschriften und Auszüge aus diesem Buch an. Das Original, das sich im Stiftsarchiv befand, ist vermutlich bei der Verwüstung Bonns durch Schenk von Nideggen 1587 zugrunde gegangen.

Nach Helman wurde am 17. März 804 eine Schenkung eines Giselberts von Bonn an das dortige St. Cassiusstift vollzogen. Erwähnt wird darin, neben anderen Orten wie Morenhoven und Dottendorf, auch "Flardesheimstorp". Der Ortsname leitet sich von einem Personennamen, vielleicht Fledrad, ab und bezeichnete zunächst eine fränkische Herrensiedlung (-heim), die sich aber bis 804 schon zu einem Dorf (-torp) entwickelt hatte. Für die Jahre 853 und 911 finden sich weitere Erwähnungen Flerzheims in bezug auf das St. Cassiusstift in Bonn. Als der damalige Probst des Cassiusstiftes Heraclius 959 Bischof von Lüttich wird, stattete er vermutlich das dortige Martinsstift mit den ehemaligen Bonner Gütern in Flerzheim aus. Erst 1244 übernahm die Abtei Heisterbach diesen Hof vom Martinsstift für 50 Mark Erbpacht. Von nun an bis zum Einmarsch französischer Truppen gegen Ende des 18. Jahrhunderts bestimmte der Heisterbacher Abt über das Dorf an der Swist.

von Dietmar Pertz und Andreas Thull

Rheinbach oder Meckenheim?
Flerzheim - Stadt Rheinbach - Rhein-Sieg-Kreis
Die früher eigenständige Gemeinde Flerzheim ist seit 1969 mit weiteren acht Gemeinden und der Kernstadt zur Stadt Rheinbach zusammengeschlossen. Es ist müßig zu fragen, wie sich die Gemeinde entwickelt hätte, wäre 1969 der Innenminister des Landes NRW hart geblieben und hätte gegen den Willen der Bevölkerung den Zusammenschluss mit Meckenheim durchgesetzt. Einige Argumente, die damals unbedingt für die Eingliederung in die Stadt Rheinbach sprachen, müssten heute gegenteilig gewertet werden.

So sind Flerzheim und Lüftelberg heute zusammen gewachsen, die geplante Autoschnellstraße L 164/188, die beide Gemeinden trennen sollte, wurde nie gebaut. Stattdessen ist heute die A 61 eine verkehrsmäßige Trennungslinie zwischen der Kernstadt, den meisten anderen Ortschaften Rheinbachs und Flerzheim.

Hatte man vor 1969 das "BN-Nummernschild", so musste man sich nach der Kommunalreform mit dem ungeliebten "SU-Kennzeichen" arrangieren. Die Zugehörigkeit zum Rhein-Sieg-Kreis, die unabhängig von der Entscheidung für oder gegen Rheinbach frühzeitig feststand, ist für Flerzheim rückblickend ein Vorteil. Auch wenn der linksrheinische Teil des Kreisgebietes sich häufig stiefmütterlich behandelt fühlt, ist insgesamt gesehen die Entwicklung dieses sehr großen Kreisgebietes gerade nach der "Bonn-Berlin-Entscheidung" äußerst positiv und bemerkenswert. Der Rhein-Sieg-Kreis gilt nicht nur in NRW, sondern in der gesamten Republik als ein Vorzeigekreis.

In Flerzheim, der Stadt Rheinbach und dem Rhein-Sieg-Kreis dauerhaft vorhandene Faktoren -wie wirtschaftliches Wachstum, zunehmende Bevölkerungszahlen und politische Stabilität- sind in anderen Kommunen längst nicht selbstverständlich.

Diese -und andere - positive Rahmenbedingungen lassen den Schluss zu:

"In Flerzheim lässt es sich gut leben."

Kommunalreform 1969: Die neue Gemeinde "Stadt Rheinbach" - Wie Stadt und Land die Reform gemeinsam schafften

(In Anlehnung an einen Bericht von Ernst Modzien aus "Kultur und Gewerbe" 1968)

Der Gedanke einer kommunalen Neuordnung des Rheinbacher Raumes war Ende der sechziger Jahre nicht neu. Die bestehenden Einzelgemeinden sollten zusammenrücken. Bereits im Jahre 1962 sorgten die Ziele der Landesplanung für eine Abstimmung der Entwicklung der einzelnen Gemeinden. In seit Jahrzehnten praktizierter gemeinsamer Verwaltungsarbeit wurden immer wieder neue Grundlagen geschaffen, die für eine Kommunalreform richtungsweisend und maßgebend sein sollten. Dies galt für den Bausektor und die Daseinsvorsorge, aber auch für das Verkehrs- und Schulwesen. Die Stadt Rheinbach wurde durch ihre zentrale Lage zum natürlichen Mittelpunkt der benachbarten Gemeinden. Darüber hinaus hatte der Stadtkern durch die dortigen Versorgungseinrichtungen für den gehobenen Lebensbedarf Bedeutung für ein größeres Umland erlangt. Die unzähligen und vielfältigen Beziehungen der Gemeinden untereinander zeigten in aller Deutlichkeit, dass der Rheinbacher Raum bereits in den Sechzigern zu einer Einheit zusammengewachsen war.

Die Gemeinden des Amtes Rheinbach-Land (Flerzheim, Hilberath, Neukirchen, Niederdrees, Oberdrees, Queckenberg, Ramershoven, Todenfeld und Wormersdorf) sowie die Stadt Rheinbach hatten schon damals Gebietsänderungsverträge abgeschlossen. Auf der Grundlage dieser Verträge sollte eine neue Gemeinde entstehen. Mit der Bildung dieser Gemeinde sollte der Zusammengehörigkeit, die sich in der Vergangenheit in vielen Lebensbereichen herausgestellt hatte, auch im kommunalen Bereich Rechnung getragen werden. Die neue Gemeinde sollte Rheinbach heißen und die Bezeichnung "Stadt" führen.

Die bisherigen Gemeinden würden Ortschaften der neuen Stadt Rheinbach bilden; als solche würden sie ihre Namen beibehalten. Kein Gemeinderatsmitglied sah diesem Ereignis der Auflösung seiner bisher selbstständigen Gemeinde mit freudigem Sinn entgegen. Letzten Endes bedeutete diese Maßnahme einen damals kaum übersehbaren Einschnitt in das Althergebrachte. Die kommunale Selbstverwaltung ging in die Verantwortung von nur noch 29 (heute 36) Stadträte über. Bis dahin hatten in diesem Gebiet annähernd 100 Kommunalpolitiker verantwortlich gewirkt, die selbstlos für ihre Gemeinde tätig waren. Aber diesen Gemeindevätern blieb keine andere Wahl, als durch einen guten Gebietsänderungsvertrag den Belangen ihrer jeweiligen Gemeinde möglichst umfassend Rechnung zu tragen. Der Zusammenschluss durch den Gesetzgeber war unabwendbar - auch, wenn er gegen den erklärten Willen der einzelnen Gemeinden war. Mit diesem Wissen entschieden sich die Kommunalpolitiker im Rheinbacher Raum für den "freiwilligen Zusammenschluss".

So konnte im gegenseitigen Einvernehmen manche Regelung getroffen werden, die allerdings in 1969 noch der Zustimmung durch den Gesetzgeber bedurfte: Die bestehenden Gemeinden sollten als Ortschaften der neuen Stadt Rheinbach Ortsgemeinderäte mit einem Ortvorsteher erhalten. Der landwirtschaftliche Grundbesitz der bestehenden Gemeinden sollte ortsansässigen Pächtern vorbehalten sein. Die Steuerhebesätze sollten für die nächsten 5 Jahre garantiert sein. Einkünfte aus land- und forstwirtschaftlichem Besitz der bestehenden Gemeinden mussten in dem Gebiet der bestehenden Gemeinde wieder angelegt werden.

So konnte im gegenseitigen Einvernehmen manche Regelung getroffen werden, die allerdings in 1969 noch der Zustimmung durch den Gesetzgeber bedurfte: Die bestehenden Gemeinden sollten als Ortschaften der neuen Stadt Rheinbach Ortsgemeinderäte mit einem Ortvorsteher erhalten. Der landwirtschaftliche Grundbesitz der bestehenden Gemeinden sollte ortsansässigen Pächtern vorbehalten sein. Die Steuerhebesätze sollten für die nächsten 5 Jahre garantiert sein. Einkünfte aus land- und forstwirtschaftlichem Besitz der bestehenden Gemeinden mussten in dem Gebiet der bestehenden Gemeinde wieder angelegt werden.


Am Ende dieser Arbeit stand die Unterzeichnung des Gebietsänderungsvertrages durch die Stadt Rheinbach, das Amt Rheinbach-Land und die neun amtsangehörigen Gemeinden. Keine Gemeinde schloss sich aus, selbst wenn sie aus ihrem Unwillen gegenüber dem Gesetzgeber keinen Hehl machte.

Noch aber waren nicht alle Hürden genommen. "FLERZHEIM SOLL VON RHEINBACH GETRENNT WERDEN", so lautete der Vorschlag des Innenministers. Dieses, obwohl der Rat der Gemeinde Flerzheim sich einmütig für den Zusammenschluss im Amt und mit der Stadt Rheinbach ausgesprochen hatte, die Schulgemeindeversammlung bei einer Gegenstimme für Rheinbach optierte, Flerzheim schon immer zum Versorgungsbereich Rheinbach gehörte und keine Gesichtspunke von nennenswertem Gewicht gegen einen Zusammenschluss mit Rheinbach sprachen, sondern die von Herrn Innenminister bekannt gemachten Grundsätze der kommunalen Neuordnung gerade diesen Zusammenschluss forderten.

Lange vertraute die Bevölkerung in Flerzheim und den befreundeten Gemeinden der zu erwartenden Einsicht des Landesgesetzgebers. Sie hoffte, dass die höhere Entscheidung von dem Grundsatz der Selbstverwaltung nicht zu trennen sei. Man war des festen Glaubens, dass eigenes und finanzielles Engagement des Landes Nordrhein-Westfalen im Raum Bonn nicht Flerzheim als Opfer verlangen würde.

Es war abzusehen, dass die neue Stadt Rheinbach von erheblicher Bedeutung für alle Flerzheimer sein würde. Mit ihr wollte man leben. Die Freundschaft und das Einvernehmen mit Rheinbach in der Vergangenheit, aber auch das gegenseitige Verständnis bei der Erarbeitung des Gebietsänderungsvertrages erschienen als gutes Zeichen für die Zukunft.

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An dieser Stelle ist als Zeitzeugnis ein Bericht aus dem Rheinbacher Amtsblatt "Kultur und Gewerbe" (von 1968) abgedruckt, der das engagierte Handeln des damaligen Flerzheimer Bürgermeisters, Josef Rhein (CDU), für einen Zusammenschluss Flerzheims mit der neu entstehenden Gemeinde "Stadt Rheinbach" belegt:

Bürgermeister Rhein kämpft für den Zusammenschluss mit Rheinbach

Der Bürgermeister der Gemeinde Flerzheim, Josef Rhein, blickt voller Unruhe der Entscheidung des Düsseldorfer Landtages entgegen. Gemeinsam mit dem Rat und den Bürgern dieser Gemeinde will er dem Herrn Innenminister klarlegen, dass der Neuordnungsvorschlag "Zusammenschluss Flerzheim mit der zukünftigen Großgemeinde Meckenheim" weder dem Wunsch, noch den Interessen und dem Wohlergehen dieser Gemeinde dienen könne, aber auch im Interesse anderer Gemeinden zwingend notwendig sei.

Zu diesem Zweck werden in Kürze die Bürger der Gemeinde zu einer "Bürgerversammlung" eingeladen, an welcher neben den Bürgermeistern der nach Rheinbach orientierten Gemeinden auch sonstige Politiker teilnehmen. Das Ergebnis soll als "handfeste und beweiskräftige Unterlage" nach Düsseldorf geschickt werden. In einem Brief hat Bürgermeister Rhein sich an den Herrn Innenminister gewandt.

Hierin sagt er im Einzelnen: "… Gegen das einmütige Votum der Gemeinde Flerzheim für eine Eingliederung in die neue Stadt Rheinbach können keine Gegengründe von Gewicht geltend gemacht werden. Zwar wird gelegentlich auf den Abwasserverband "Obere Swist" hingewiesen, zu dem Flerzheim, wie auch die Gemeinden Ramershoven und Wormersdorf aus dem Amte Rheinbach gehören. Dieser Hinweis würde Beachtung verdienen, wenn der Verband bei einer Eingliederung der Gemeinde Flerzheim in die neue Stadt Meckenheim entfallen würde. Das trifft aber nicht zu. Dieser Begründung ist im Übrigen ein wichtiges Argument entgegenzusetzen. Die Wasserversorgung des gesamten Rheinbacher Raumes einschließlich der Voreifel hat ihre Basis in Flerzheim. Der Wasserwerksverband Flerzheim verfügt nämlich in der Gemarkung Flerzheim über eine Brunnenkapazität von 1 Million Kubikmeter pro Jahr.

Auch auf eine räumliche Verbindung von Lüftelberg und Flerzheim kann man nicht zur Begründung der Eingliederung von Flerzheim in die neue Gemeinde Meckenheim verweisen. Der Ortskern von Lüftelberg und Flerzheim ist durch eine Auenlandschaft getrennt. Diese natürliche Grenze wird künftig durch die Trasse einer Autoschnellstraße (L164/188) überlagert, so dass ein Zusammenwachsen von Flerzheim und Lüftelberg auch künftig ausscheidet. Bei der Freilegung dieser Straßentrasse könnten die Grenzen der aneinander stoßenden Gemeindegebiete begradigt werden…."

"… Da dies meine feste Überzeugung ist, werden Sie verstehen, dass ich Sie bitte, sich persönlich mit der Gemeinde Flerzheim um ein Einvernehmen zu bemühen. Die Bevölkerung, der Rat und ich wissen, dass Sie keine Mühe scheuen, um die richtige Lösung gerade in Fragen der kommunalen Neuordnung zu finden, vor allem, wenn - wie hier - das Einvernehmen mit den Betroffenen möglich erscheint..."

von Rudolf Ley

Geschichte der Pfarrkirche St. Martin in Flerzheim

Flerzheim gehört zu den ältesten Pfarreien unserer Umgebung. Christen haben jahrhundertelang das Leben der Gemeinde geprägt.

Schon vor mehr als tausend Jahren wurde hier der hl. Martinus -einer der beliebtesten Heiligen im Reich der Franken- als Pfarrpatron verehrt.

Das alte Gotteshaus, das auf dem Gelände des jetzigen Schulgebäudes stand, hatte noch einen Turm aus dem 12. Jahrhundert. Dieser Turm blieb bis zur Einweihung der neuen Kirche erhalten. Für kurze Zeit konnte man in Flerzheim die beiden Türme brüderlich nebeneinander stehen sehen.
An die Zeit des 12. Jahrhunderts erinnert noch heute ein romanisches Vortragekreuz, das vielen Generationen bei Prozessionen und kirchlichen Veranstaltungen vorgetragen wurde.

Für Dechant Peter Hommelsheim, der die Pfarrei Flerzheim 1900 übernahm, stellte sich 1908 die Aufgabe, ein neues Gotteshaus zu bauen. Architekt der im neugotischen Stil erbauten Kirche war Herr Stumpf aus Bonn. Der erste Spatenstich zur neuen Pfarrkirche erfolgte am 28.11.1908, die Grundsteinlegung im Beisein von 24 Priestern am 20.05.1909. Wegen der Erkrankung des damaligen Erzbischofs benedizierte Dechant Dr. Saße aus Rheinbach die neue Kirche am 26.09.1910. So konnte sie bereits zum Gottesdienst benutzt werden. Die eigentliche Weihe (Konsekration) erhielt das Gotteshaus am 18.05.1913. Seit dieser Zeit befinden sich im Hochaltar die Reliquien der hl. Ursula und Gefährtinnen. Trotzdem wurde auch die neue Kirche dem hl. Martinus geweiht.

Die Kirche kostete mit der Inneneinrichtung 150.000 Mark. Die Orgel allein (eine der ersten elektro-pneumatischen Orgeln der Fa. Klais/ Bonn) 11.000 Mark. Die Kosten der Kirche wurden hauptsächlich von der Gemeinde aufgebracht.

In den Jahren 1973-1996 wurde die Kirche in sechs Bauabschnitten umfangreich saniert und restauriert:

1973
Kirchturmsanierung (mit Anschaffung einer neuen Glocke)

1976
Instandsetzung des Kirchenschiffes (mit neuer Heizung)

1980
Innenrestaurierung (Restaurator Herr Minn)

1984
Orgelinstandsetzungsarbeiten (Fa. Klais)

1985
Instandsetzungsarbeiten im Chor (Voraltar) und Sakristei

1993
Erneuerung des Außenanstrichs

1995
Errichtung des Kirchplatzes und der Außenanlagen

1996
Abschluß der Renovierungsarbeiten mit Weihe der 5. (letzten) Glocke


Im Zuge der Renovierungsarbeiten unter der Leitung des Architekten Kurt Kleefisch wurde in der Pfarrkirche eine Induktionsschleife als Übertragungshilfe für Schwerhörige installiert und ein behindertengerechter Zugang geschaffen. Die Restaurierung des Gotteshauses war nur möglich durch die großzügige Hilfe seitens unseres Erzbistums und die Spendenfreudigkeit der Pfarrangehörigen.

Im Kirchturm hängen heute fünf Glocken: Die älteste ist dem hl. Martinus geweiht und stammt aus dem Jahr 1521. Die jüngste wurde 1996 zu Ehren der hl. Anna und der hl. Hedwig geweiht (Glockeninschrift: Anna und Hedwig, Ihr heiligen Mütter, erflehet uns Frieden und Versöhnung unter den Völkern). Die hölzernen Barockaltäre sowie die Muttergottesstatue erinnern auch an die Zeit der Zisterzienser, die fast vierhundert Jahre hindurch das Patronat über Flerzheim hatten. Die alten Altäre wurden während der Amtszeit von Pfarrer Koch (1945-1971) durch Schreinermeister Josef Auge aus Rheinbach restauriert und in unser jetziges Gotteshaus übernommen.

Seit Oktober 1996 befindet sich in der Pfarrkirche eine Reliquie der heiligen Hedwig, der Patronin Schlesiens, die heute auch als Brückenbauerin zwischen Ost und West gilt.

Die Flerzheimer Kirche bildet bis heute den Mittelpunkt des Ortes und ist mit ihrem 53 Meter hohen Turm weithin sichtbar.


Naturschutzgebiet "Flerzheimer Heide"
Nach Jahrzehnten intensiver wirtschaftlicher Nutzung durch drei Kiesabbauunternehmen besiegelten die Stadt Rheinbach und der Rhein-Sieg-Kreis im Oktober 1994 die Entwicklungsmaßnahme "Flerzheimer Heide". Die Verträge besagen, dass vor den Toren der Stadt Rheinbach nördlich von Flerzheim rund 60 von 83 Hektar des als Kiesabbaugebiet ausgewiesenen Landes als Naturschutzgebiet "Flerzheimer Heide" mit zahlreichen Wasserflächen entstehen soll. Die Stadt Rheinbach kaufte die jeweils ausgekiesten Grundstücksflächen von dem Betreiber des Kieswerkes günstig an. Der Rhein-Sieg-Kreis verpflichtete sich, die zu rekultivierenden Flächen Zug um Zug unter Naturschutz zu stellen. Eine fachliche Betreuung dieser dem Naturschutz gewidmeten Fläche soll gewährleistet werden. Dieses Abkommen wurde als außerordentliche Naturschutzmaßnahme gewertet und als herausragendes Beispiel für gestiegenes Umweltbewusstsein.

Beispielhaft hatten die Aufsichts- und Genehmigungsbehörden mit der Stadt Rheinbach und dem Kiesabbauunternehmen zusammengewirkt. Der damalige Bürgermeister Dr. Schellenberger betonte, dass mit dieser ökologischen Maßnahme auch die Bedeutung des Ortsteils Flerzheim als sehr wichtiger Kiesabbau-Standort hervorgehoben würde, der sich nach weiteren Abgrabungen und den folgenden Rekultivierungsarbeiten in das linksrheinische Biotop-Verbundssystem integrieren werde. Der Kiesabbau in diesem Bereich dauert nach damaligen Prognosen bis mindestens 2010.

In den Natur belassenen Bereichen mit den vielen Wasserflächen siedelten schon vor Jahren seltene Amphibien, Vögel sowie schützenswerte Pflanzengesellschaften in den offenen Kiesböden und -böschungen sowie in den Kiesgrubengewässern an. Die kahlen Schürfstellen sind dabei Ersatz für natürliche Extremlebensgebiete, wie der NaBu Rheinbach-Meckenheim-Swisttal schon damals feststellte und deshalb auch von einer Reptilien-Oase sprach. Durch die Pflanzung von Laubbäumen, Sträuchern und Pflanzen soll das Gebiet durch Gehölzstreifen zum Schutze der Freiflächen gegen Freizeitnutzung abgeschirmt werden. Die gefundenen Tier- und Pflanzenarten ließen nicht nur die damalige Bedeutung, sondern vor allem das Entwicklungspotential dieses zu schützenden Bereiches erkennen.

Schon 1994 waren die Verantwortlichen des Kreises und des Landes mit den Umweltbehörden einig darüber, dass dieses Projekt beispielhaft zeigt, dass ein Ausgleich zwischen Ökonomie und Ökologie möglich ist. Die Lokalpresse schrieb von einer Symbiose von Industrie und rekultivierter Natur. Anfang 2003 pflanzte der Verein "Vogelfreunde Rheinbach" auf der Flerzheimer Heide, am Rande des Betriebsbereichs der Kieswerke Rheinbach zwei gemeine Wachholder, den Jahresbaum 2002. Die Rheinbacher Stadtzeitung titulierte: Ein geradezu idyllisch Fleckchen (03/2003)

Am Rande der Flerzheimer Heide gehen auf ausgekiestem und rekultiviertem Gebiet Tierhalter und -züchter ihrem Hobby nach, was dem ganzen Gebiet einen gewissen Reiz gibt. Wirtschaften, Freizeitbeschäftigung und Naturschutz im Einklang, das sahen 1994 die Planungen vor, und sie scheinen Früchte zu tragen. Denn dort entsteht für die nächsten Generationen ein ökologisches Kleinod.

Rudolf Ley


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