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Die Burg Rheineck ist eine mittelalterliche Burg bei Bad Breisig im Landkreis Ahrweiler in Rheinland-Pfalz aus dem 11. Jahrhundert.

Bei der am Rhein liegenden Burg im Mittelrheintal handelt es sich um den Typus der Höhenburg. Durch ihre Lage am Vinxtbach kann sie sich rühmen, an einem geschichtlich sehr denkwürdigen Orte zu stehen. Denn der Vinxtbach trennte in der Römerzeit die römischen Provinzen Ober- und Untergermanien und die Mosel- und ripuarischen Franken; im Mittelalter grenzten hier Kurtrier und Kurköln aneinander.

Im 11. Jahrhundert haben die rheinischen Pfalzgrafen die Burg erbaut. Ein Graf Otto von Salm nennt sich im 12. Jahrhundert als erster Graf von Rheineck. Nach der Zerstörung der Burg im Jahre 1151 durch des Kaisers Halbbruder Pfalzgraf Konrad sah der Erzbischof von Köln und gleichzeitiger Reichskanler Rainald von Dassel Rheineck als einen wichtigen Pfeiler zu den kölnischen Besitzungen Andernach und Rhense an. Um den Machtansprüchen und Gebietserweiterungsplänen des Pfalzgrafen Konrad zuvorzukommen, befahl er aus der Gegend von Mailand heraus die schnelle Besetzung des Berges und den Wiederaufbau der Burg. Er konnte dadurch einen der Bürgerkriege in Deutschland verhindern, denn sein Stellvertreter und späterer Nachfolger Philipp I. von Heinsberg brachte nach seinen Anweisungen die damals immense Anzahl von 125.000 Männern für die Schlacht zusammen, die am 18. Mai 1164 bei wenige Kilometer südlich von Burg Rheineck gelegenen Stadt Andernach stattfinden sollte. Die zeitgenössische Kölner Königschronik vermerkt bei diesem Datum: In diesem Jahr, als Pfalzgraf Konrad, der Bruder des Kaisers, mit Verlangen in das Kölner Bistum einfallen und ausplündern wollte und den Berg, der Rheineck genannt wird, zu besetzen beabsichtigte, befahl der Kölner Erwählte Reinold, der mit dem Kaiser in Italien war, durch vertraute Boten den Getreuen der Kölner Kirche, den Berg vorher einzunehmen. Als aber der Pfalzgraf erkannte, daß man ihm zuvorkam, kündigte er einen Krieg gegen die Kölner an, und zwar für den 18. Mai auf der Ebene bei Andernach. Aber durch Mobilisierung der Kölner Prälaten kamen ganze Reiterstaffeln und Fußvölker, obendrein noch Schiffe zur Unterstützung des Heeres zusammen; dergleichen – wie wir aus unserer Erinnerung über Deutschland wissen - noch niemals so viele mutige, ehrenvoll glänzende und adlige Männer auf einem Schlachtfeld aufgestellt worden sind. Denn zusammengerechnet waren es 125.000 streitbare Krieger. Weshalb weder der Pfalzgraf noch irgend jemand sich zu nähern wagte, als man 12 Tage lang auf seine Ankunft wartete. Bemerkenswert hiebei ist die den meisten Menschen unbekannte Tatsache, dass Kaiser Friedrich Barbarossa nur drei Wochen später nach der verhinderten und nicht stattgefundenen Schlacht seinem Reichskanzler Rainald von Dassel wegen immenser und unzählbarer Verdienste die Ortschaft Dairago (in der Provinz Mailand) samt anderen Villen und Burgen sowie die Gebeine der Heiligen Drei Königen aus dem eroberten Mailand schenkte.

Der Neubau erfolgte auf dem alten Grundriss unter der Verwendung alter Bausubstanz in den 1830er-Jahren. Nach mehrmaligenr Zerstörungen erwarb der Bonner Universitätsprofessor und spätere preußische Kultusminister Moritz August von Bethmann-Hollweg 1832 die Burg und ließ sie von Johann Claudius von Lassaulx wieder aufbauen. Aus dem Mittelalter sind noch Teile der Ringmauern erhalten, der gewaltige Bergfried mit seinem quadratischen Grundriss sowie das Tor über dem Einfahrtsweg. Der heutige Besitzer Kai Krause ließ die Burg ab dem Jahre 2000 grundlegend restaurieren und nennt sie nun ByteBurg I.

Burg Rheineck

Die Burg Rheineck kann sich durch ihre Lage am Vinxtbach rühmen, an einem geschichtlich sehr denkwürdigen Orte zu stehen. Der Vinxtbach schied in der Römerzeit die beiden römischen Provinzen Germania superior und Germania inferior, also Ober- und Untergermanien, hier begegneten sich die Mosel- und ripuarischen Franken; hier grenzten Mayengau und Ahrgau und im Mittelalter Kurtrier und Kurköln aneinander.

Im 11. Jahrhundert war die „Goldene Meile" mit den angrenzenden Gebieten an Rhein und unterer Ahr noch Reichsgebiet, das sich um die kaiserliche Pfalz in Sinzig lagerte. Im 11. Jahrhundert sind die rheinischen Pfalzgrafen, vorher in Aachen und auf der Tomburg herrschend, im Besitze dieses Landes. Sie haben sicherlich auch die Burg Rheineck erbaut. Pfalzgraf Otto übergab das „Breisiger Ländchen" 1045 dem Stifte zu Essen, dem seine Schwester Theophanie als Äbtissin vorstand. Mit der Vogtei über dieses „Breisiger Ländchen" belehnte der Pfalzgraf den Grafen von Jülich. Nur die Burg Rheineck, der Burgberg und ein kleines, diesen umgebendes Gebiet, blieben in den Händen der Pfalzgrafen. Auch der Pfalzgraf Heinrich II., der 1093 das Kloster Laach gründete, und sein Stiefsohn Siegfried von Orlamünde sind Besitzer von Rheineck. Siegfried, der Pfalzgraf der Genovevasage, der das Kloster Laach weiter ausbaute und mit Ländereien reich beschenkte, ließ die pfalzgräfliche Burg am Ostufer des Sees abreißen, damit nicht einst von übelgesinnten Burgbewohnern dem Kloster Schaden entstehen könnte.

Dieser edle Pfalzgraf hatte als Gemahlin Getrud von Nordheim, deren Schwester Richewa mit Lothar von Supplinburg, dem späteren Kaiser Lothar III., vermählt war. So ist es verständlich, 'Saß Siegfried im Investiturstreit mit seinem Schwager, dem Sachseriherzog, Gegner des Kaisers Heinrich V. war. Leider fiel Siegfried 1113 im Gefecht bei Warnstädt in Thüringen, und sein Wunsch, wie sein Vater im Kloster Maria Laach begraben zu werden, ist nie in Erfüllung gegangen. Seine Gemahlin Gertrude, als Erbin von Rheineck auf dieser Burg lebend, heiratete in zweiter Ehe den Grafen Otto von Salm, der einem altluxemburgischen Geschlechte entstammte. Sein Vater war Hermann, der einstige Gegenkönig Heinrichs IV.

Graf Otto von Salm nennt sich als erster „Graf von Rheineck". Dieser mächtige Graf Otto wird auch Schirmvogt vom Kloster Nonnenwerth. Aber sein sehnlichster Wunsch, Pfalzgraf zu werden, ging nicht in Erfüllung, weil seine eigene Familie und die seiner Gemahlin Gertrud ja Gegner des Kaisers waren. Dieses Verhältnis zum Kaiser änderte sich, als nach dem Tode Heinrichs V. der Schwager Ottos von Rheineck, Lothar von Supplinburg, deutscher Kaiser wird. Nun war aber Wilhelm, der Sohn Siegfrieds, Pfalzgraf. Otto erhielt jedoch die Mitregentschaft und den Titel „comes Palatinus", Pfalzgraf. Auch erhielt er die Schutzherrschaft über das Kloster Laach. Aber um so größer war seine Enttäuschung, als beim Tode Wilhelms im Jahre 1140 der neue und erste Staufenkaiser Konrad ihm nicht die Pfalzgrafenwürde übergab; sogar die alten pfalzgräflichen Lehen und Allodien suchte der Staufenkaiser dem Grafen von Rheineck zu entwinden.

Wie erklärt sich des Kaisers Abneigung? Wie wir schon sahen, waren die Rheinecker Parteigänger Lothars von Supplinburg und somit auch von seinem Schwieger sohn und vermutlichen Nachfolger als Kaiser, Heinrich dem Stolzen, dem mächtigen Herzog von Bayern und Sachsen. Aber durch den Einfluß der Erzbischöfe von Trier und Köln und des Bischofs von Worms wurde der Neffe Heinrichs V., der Herzog Konrad von Schwaben, deutscher Kaiser. Hier lodert zuerst der Kampf auf zwischen Staufen und Weifen; als Verwandte und Freunde der Weifen standen Otto der Ältere und sein Sohn Otto der Jüngere, beide Grafen von Rheineck, beim Staufenkaiser Konrad in Ungnade, so daß sie bei der Verleihung der erhofften Pfälzgrafen-würde übergangen wurden; und auch das Erbe von Seiten des Stiefbruders Wilhelm wurde den Rheineckern vom Kaiser Konrad abgesprochen. Mit teilweisem Erfolg wehrten sich die Rheinecker gegen des Kaisers harten Spruch; jedoch die Pfalzgrafenwürde erhielt der Östreicher Heinrich „Jasomirgott", und als dieser bald Markgraf von Ostreich wurde, erhielt ein alter Feind der Rheinecker, Hermann von Stahleck (bei Bacharach), dieses Amt.

Da der Stahlecker und die Rheinecker nicht nur wegen der Pfalzgrafenwürde, sondern auch wegen der Burg Treis an der Mosel Gegner waren, kam es zur blutigen Fehde, die für unsere Rheinecker ungünstig verlief. Otto der Jüngere geriet in die Gefangenschaft Hermanns, und dieser ließ in grausamer Weise den wehrlosen Gegner im Kerker der Burg Stahleck im Jahre 1148 erdrosseln. Otto der Ältere überlebte seinen unglücklichen Sohn noch um zwei Jahre; so starb im Jahre 1150 das Geschlecht der Grafen von Rheineck im Mannesstamme aus.

Aber Rheinecker Blut floß weiter in 'drei berühmten deutschen Adelsfamilien. Die Tochter der Gräfin Gertrud von Rheineck, Gräfin Sofie von Bentheim, heiratete den Grafen Dietrich von Holland und wurde durch ihre zwei Söhne die Stammutter der Grafen von Holland und der Grafen von Bentheim. In zweiter Ehe heiratete Gräfin Sofie, also eine Rheineckerin, den ersten Markgrafen von Brandenburg, Albrecht den Bär, der Berlin gründete, weshalb auch heute noch im Berliner Wappen der Bär zu sehen ist. So gehen starke Fäden von Rheineck nach Holland und nach Brandenburg und Berlin.

Nach 1150 stand Rheineck verwaist. Da Otto seine Rechte an der Burg Treis dem Erzbischof Albero von Trier abgetreten hatte und dieser seine Rechte gegen des Kaisers Günstling Hermann von Stahleck verteidigte, lebte die Treiser Fehde wieder auf. Da ließ der Kaiser seinen Unwillen gegen die verwaiste Burg Rheineck aus; so wurde die Burg Rheineck im Jahre 1151 auf des Kaisers Konrad Befehl zerstört.

Somit war das stolze Rheineck die erste rheinische Burgruine. Jedoch sollte es bald wieder erbaut werden. Der Kölner Erzbischof Reinald von Dassel, Kanzler des Reiches und des Kaisers Barbarossa unentbehrlicher Berater, sah Rheineck als einen wichtigen Pfeiler zu den kölnischen Besitzungen Andernach und Rhense an. Der Kölner Plan, Rheineck wieder aufzubauen, wurde beschleunigt durch einen Streit mit dem neuen Pfalzgrafen Konrad. Der grausame Hermann von Stahleck war durch des Kaisers Bruder Konrad ersetzt worden. Dieser Staufer Pfalzgraf, der den mittelrheinischen pfalzgräflichen Besitzungen die an Wein und Weizen reichen Besitzungen im Worms- und Speyergau zuführte, wollte aber auch auf die ehemals pfalzgräflichen Besitzungen Rheineck nicht verzichten. Zu diesem Widerstreit zwischen Köln und dem Pfalzgrafen kam ein persönlicher Zwist zwischen Reinald von Dassel und Konrad von Staufen, der sich bei der Belagerung von Mailand ergab. Da befahl Reinald von Dassel von Italien aus seinem Stellvertreter und späteren Nachfolger, Philipp von Heinsberg, Rheineck schleunigst als kölnische Burg wieder aufzubauen.

Bald wäre es zu einer vierten Schlacht bei Andernach gekommen. Da aber auch der Erzbischof von Trier den Kölner unterstützte und ein großes Kölner Heer gegen Andernach vorrückte, zog der Pfalzgraf Konrad wieder ohne Schwertstreich nach Süden. So blieb Rheineck in kölnischem Besitz. Es zählte nun mit dem Drachenfels, Alpen und Odenkirchen zu den vier Säulen des Erzstiftes.

Wie auf allen Burgen des Erzstiftes Köln, so saßen nun auf Rheineck kölnische Burggrafen, deren Amt in der Familie durchweg erblich war. Aber kein erzbischöfliches Burggrafengeschlecht hat so stolz und eigenwillig, oft auch Köln trutzend, sein Amt verwaltet. Historiker vermuten, daß die Burggrafen dem stolzen Rittergeschlecht derer von Ulmen entstammten, worauf die roten und goldenen Rauten in beiden Wappen hinweisen. Auch treten in beiden Familien die Vornamen Heinrich und Theoderich auf. Bald nahm die Burggrafen den Namen der ihnen anvertrauten Burg an und nennen sich Burggrafen von Rheineck.

Über 370 Jahre saß die Familie der ersten Burggrafen auf Rheineck. Der berühmten Familie entsprossen Domherren und Dechanten. Sie waren verwandt und verschwägert mit vielen rheinischen Adelsgeschlechtern.

„Wo viel Licht ist, ist auch Schatten." So finden wir unter den Rheineckern auch zwei Raubritter. Johann IV., Burggraf von Rheineck, hatte in der Schlacht bei Worringen auf Seiten des Kölner Erzbischofs gekämpft und war wie dieser in Gefangenschaft geraten. Nur gegen ein hohes Lösegeld erhielt er die Freiheit. Zehn Jahre später kam er durch die Kaiserswerther Fehde zum zweiten Male in Gefangenschaft. Wieder mußte Lösegeld gezahlt werden. In dieser finanziellen Not nimmt er die niedern Burgmannsdienste auf Nideggen, also bei den Grafen von Jülich, an, die doch stets Gegner der Kölner Erzbischöfe waren. Zudem wurde Johann IV. ein Raubritter und gemeiner Wegelagerer. Deshalb reichte der Erzbischof von Köln im Jahre 1300 eine scharfe Beschwerdeschrift an den Kaiser über seinen ungetreuen Vasallen ein, der als Wegelagerer gebrandmarkt wurde. Auch ließ Erzbischof Wikbold von Köln, von Trier und Mainz unterstützt, 1301 Rheineck belagern. Aber Albrecht L, der zweite habsburgische Kaiser, vertrieb die Belagerer und nennt Johann seinen Vasallen, da er Rheineck als Reichsburg ansah. Wegen Johanns reumütiger Gesinnung versöhnte sich der Erzbischof 1303 mit ihm. Rheineck wurde als kölnische Burg und Johann als Vasall vom Erzstift Köln bezeichnet. Einige Jahre später verschied er nach einem bewegten Leben als Burggraf von Rheineck.

Sein Sohn Johann V. bewährt sich in der Kempenicher Fehde (um 1330) auf Seiten der „Rotärmel" als tapferer Haudegen, lebt zwischendurch aber auch „aus dem Stegreif".

Sein Sohn Johann VI. hatte vom Vater und Großvater das heiße Blut geerbt, das jene m Krieg und Ungemach, ihn aber ins Verderben brachte. Obwohl er die besondere Gunst des Kaisers Karl IV. genoß, nahm er ein unrühmliches Ende. Bei einem Hoflager zu Godesberg 1381 erstach er, durch Worte gereizt, den Ritter Rollmann von Sinzig in Gegenwart des Erzbischofs Friedrich, der ihn am folgenden Tage enthaupten ließ.

Das erste Geschlecht der Burggrafen van Rheineck stirbt aber erst im Jahre 1539 mit Jakob II. aus. Er nannte sich Burggraf zu Rheineck, Herr zu Bruch und Tomberg, Ritter und Richter der Edlen des Fürstentums Luxemburg und der Grafschaft Chiny. So hatte das Geschlecht der Burggrafen bei seinem Aussterben wieder Ruhm und Klang in den Landen zwischen Rhein und Maas.

Nach dem Erlöschen dieses Geschlechtes zog das Erzstift Köln das erledigte Lehen ein und setzte als Befehlshaber auf die Burg Rheineck Friedrich von Metternich-Brohl. Um 1566 sitzt Friedrichs Bruder Bertram von Metternich auf Rheineck. Gegen diese Regelung aber protestierte das altlothringische Rittergeschlecht von Warsberg, das mütterlicherseits mit dem ehemaligen Burggrafen verwandt war und deshalb mit Erfolg Erbansprüche stellte. Durch einen Vergleich mit dem Kurfürsten Salentin wurden im Jahre 1571 die von Warsberg durch das Reichskammergericht mit dem Burggrafenamt belehnt. Jedoch scheinen die Nachkommen dieser Warsberger auf die Besitzungen bei Rheineck wenig Bedeutung zu legen. Sie verkaufen nach und nach die Allodien von Rheineck zu Franken und Weiler und den Rheinecker Zehnten zu Sinzig.

Philipp von Warsberg verkaufte sogar 1654 die Burg Rheineck. Er zog sich auf seine reichen Güter im Warndt (westlich Saarlouis) zurück; dazu war er Amtmann von Saarburg.

Die Burg Rheineck aber kaufte um den Preis von 7000 Dukaten Graf Rudolf von Sinzendorf, vermählt mit Maria Margaretha von Bourscheid. Das Geschlecht der Sinzendorfer war mit den Warsbergern verwandt. Graf Rudolf von Sinzendorf, von hohem österreichischem Adel, war des hl. Römischen Reiches Erbschatzmeister, Graf und Herr von Sinzendorf, Burggraf zu Rheineck, Herr der Herrschaften zu Ernstbrunn, Roggendorf und Böckstall, „dazu ein Herr von großem Verstand und vielen Meriten, wie er dann vom Kaiser Ferdinande III. zur kaiserlichen Reichshofraths wurde befördert, von Kaiser Leopoldo aber in verschiedenen hohen Gesandtschaften gebraucht, und in specie Anno 1666 an den König in Dänemark, an die Herren Staaten von Holland, Churpfalz, Churbrandenburg und anderen Höfen zu verschiedenen Malen abgesendet, wo er aller Orten einen großen Nachruhm eines geschickten, verständigen Staatsmannes und Ministers hinter sich gelassen, und in solchem sein ehrenvolles Leben den 2. Dezember 1677 beschlossen" (Rheinischer Antiquarius).

Noch glanzvollere Titel führte sein Sohn und Nachfolger Rudolf Siegmund, des hl. Römischen Reiches Erbschatzmeister, Graf von Sinzendorf, Burggraf zu Rheineck, Freiherr zu Ernstbrunn, Herr der Herrschaften zu Clement, Stransdorf, Haggenberg, Wenzersdorf, Stinkabrunn und Mühlstetten, Erbschenk im Lande ob der Enns, Obristerkampfrichter und Schildträger, dann Obristerblandvorschneider durch ganz Österreich, kaiserlicher Kammerherr, obrister Kämmerer, Geheimer Rath, Ritter des Goldenen Vließes und Grand von Spanien.

Und noch mehr Besitzungen in Österreich, Böhmen und Mähren besaß unser letzter Burggraf von Rheineck. Es war dies Fürst Prosper von Sinzendorf, der durch die Abtretung des linken Rheinufers an Frankreich die Burggrafschaft Rheineck verlor. Er wurde dafür rechtsrheinisch durch Güter in Schwaben entschädigt. Er wohnte auf Schloß Ernstbrunn, das er in einen Feensitz umwandelte. Da er unverehelicht war, fiel Schloß Ernstbrunn nach seinem Tode 1822 an den Fürsten Reuß-Köstritz.

Zur Baugeschichte der Burg sei folgendes erwähnt:

Nach der ersten Zerstörung der Burg im Jahre 1151 wurde sie zehn Ja'hre später von den Kölner Erzbischöfen wieder aufgebaut und mit einer starken Burgmauer umgeben. Burggraf, Burgmannen und die starken Mauern ließen die Burg während des ganzen Mittelalters unversehrt. Auch die schwedische Besatzung 1632 unter dem General Baudissin behandelte die Burg glimpflich. Aber im dritten Raubkriege Ludwigs XIV. wurde die Burg 1689 durch Feuer zerstört. Die geretteten Überreste verwüsteten kurkölnische Soldaten 1692 in frechem Übermut, und außer Wartturm und Kapelle war alles Ruine. Erst nach dem spanischen Erbfolgekrieg ging man 1718 an den Neubau. Zuerst baute man unten im Tal die Kapelle zu Ehren des hl. Karl Borromäus. In demselben Jahre wurde die Burg wieder aufgebaut. Da ja die Burggrafen aus dem Geschlechte von Sinzendorf auf ihren reichen Schlössern in Böhmen und Österreich regierten, wurde Rheineck nur in bescheidenem Maße wieder hergestellt. Dieser Neubau wurde 1785 ein Raub der Flammen. In einem mit Stroh gedeckten Nebengebäude brach Feuer aus, das durch den gerade herrschenden Wind so angefacht wurde, daß in zweieinhalb Stunden im ganzen Schlosse sämtliches Dach- und Holzwerk verzehrt war.

Notdürftig wurde in den Ruinen wieder eine Wohnung für den Verwalter Adam Schurp errichtet. Dessen Sohn Wenzeslaus Schurp erwarb 1805 vom französischen Staat die als Domäne versteigerte Burg mit Stall, Kelterhaus, Remise, zwei kleinen Gärten, einer Wiese für 2550 Franken, dazu 9 Morgen Weinberg für 1320 Franken.

So war das Bergschloß zerstört, die Burggrafschaft selber ein Teil des Kantons Ahrweiler, der zum Arrondissement Bonn und zum Departement Rhein und Mosel gehörte. Durch den Wiener Kongreß kam das Gebiet zum Kreise Ahrweiler im Regierungsbezirk Koblenz und zur Rheinprovinz.

Aber bald erblühte neues Leben aus den Ruinen, und die Burg erstand schöner denn je. Im Jahre 1832 erwarb die Burg der damalige Professor an der Bonner Universität Herr M. A. von Bethmann-Hollweg für über 2000 Taler. Er übertrug den Neubau dem Koblenzer Architekten Johann Claudius de Lassaulx. Dieser baute nach dem Grund-, aber neuen Aufriß das jetzige Schloß. Aus dem 12. Jahrhundert aber sind noch erhalten Teile der Ringmauern, das Tor über dem Einfahrtsweg und der mächtige Bergfried mit quadratischem Grundriß. Das Schloß umschließt in mehrfach gebrochener Front die Nordseite des Hofes und wendet seine drei, mit Giebeln und Erkern reich verzierten Hauptfassaden nach Nord und Ost dem Rheine zu. Das Schloß, im Rundbogenstil aufgeführt, ist eine Zierde des Landes und ein Meisterstück der Architektur, das selbst in seinen Details die Originalität seines Schöpfers und die reichen ihm zu Gebote stehenden Mittel bekundet. So singt mit Recht der Dichter Hermann Müller:

„Da, wo Rheineck neu erstanden auf der rauben Eifel Saum,
niederschauend zu den Landen, wie erwacht aus langem Traum,
wo es raget rebumranket über Auen reich und weit
und mit Pracht dem Tale danket, daß es solche Pracht ihm leiht."

Die neue Kapelle wurde nicht nur in ihrem achteckigen Grundriß, sondern auch in ihrem Aufbau der alten getreu nachgebildet. Treffliche Frescogemälde, die Szenen aus den acht Seligkeiten der Bergpredigt darstellen, wurden von den Nazarenern, die zugleich auch die neuerstandene Apollinariskirche bei Remagen ausmalten, hergestellt. Der Meister der Rheinecker Gemälde ist E. von Steinle, nach dessen Entwürfen die Kapelle 1839/40 ausgemalt wurde. Über der Kapelle befindet sich ein ebenfalls achteckiger Saal. Eine doppelte Säulenreihe begleitet die Fenster, durch die man das nahe Rheintal und die fernen Berge bewundernd schauen kann. Hier in den Fenstern finden wir die gemalten Wappen der Burggrafen von Rheineck, der von Warsberg, der Grafen von Sinzendorf und des jetzigen Besitzers der Familie von Bethmann-Hollweg. Besonderes Interesse findet auch das Wandgemälde, das Heinrich IV. als Büßer im Burghof von Canossa darstellt.

Der erste Besitzer von Bethmann-Hollweg erweiterte auch den Grundbesitz der Burg. Beim Ankauf gehörten zur Burg 18 Morgen Weinberg, 15 Morgen Ackerland, 12 Morgen Wiesen und 220 Morgen Wald. Der neue Besitzer vergrößeret durch weiteren Ankauf den Waldbesitz auf 800 Morgen und erhöhte auch den Besitz von Acker-und Wiesenland. Darum erhielt der stattliche Besitz 1845 die Qualität eines Rittergutes. Zwei Weltkriege und zwei Inflationen zersplitterten in den letzten Jahren den Besitz der Familie von Bethmann-Hollweg, die bislang noch Eigentümerin des Schlosses Rheineck war.

Nun führt eine Sessel-Liftbahn zur Burg und erweckt sie aus dem Dornröschenschlaf. Mögen alle Besucher, seien es Deutsche, Holländer oder andere Ausländer, die Schönheit der rheinischen Landschaft vom Burgberge aus genießen, mögen sie sich auch an der Burg und ihren Gemälden erfreuen! Sie sollen sich auch der geschichtlichen Bedeutung der Burg und der Burggrafengeschlechter bewußt sein; um des letzten Wunsches willen wurden vorstehende Zeilen geschrieben, damit der Leser erkenne

Carl Bertram Hommen

Burg Rheineck gehört zu den ältesten und weltweit bekannten historischen Bauwerken, die zwischen Mainz und Bonn die Berge links und rechts des Rheins schmücken. Erbaut im elften Jahrhundert, wurde sie 1151 zum ersten Male, bereits zwölf Jahre später erneut zerstört, aber bald wieder aufgebaut. Danach erlitt sie bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts dieses Schicksal noch mehrmals. Durch einen Brand zum letzten Male 1785 bis auf Burgfried und Kapelle vernichtet und danach nur notdürftig im Wohnbereich erneuert, wurde sie 1805 von der französischen Besatzung als enteigneter Feudalbesitz an Oberförster Wenceslaus Schurp verkauft, den Sohn des früheren Verwalters dieser seit 1654 den österreichischen Grafen von Sinzendorf gehörenden Besitzung.

Für 20 000 Taler erwarb sie 1832 von Witwe und Erben Schurp der kunstsinnige Bonner Universitätsprofessor Bethmann-Hollweg. Er ließ sie durch den bekannten Koblenzer Baumeister Johann Claudius de Lassaulx völlig neu aufbauen. Fresken von Steinle schmückten seither die dem alten Bau im Äußeren getreu nachgebildete Kapelle. So entstand das »Schloß Rheineck«, wie es seither benannt ist, als ein beachtliches frühes Werk romantischer Baukunst am Rhein.

Im Mittelalter gerieten manche Burggrafen von Rheineck durch ihre Willkür und ihre rücksichtslose Mißachtung von Recht und Gesetz in Verruf. Die Zollkette quer durch den Rhein und der Mord an Ritter Rollmann von Sinzig zu Weihnachten 1381 bei einem Hoflager des Kölner Erzbischofs in Godesberg seien als zwei Beispiele genannt. In jüngster Zeit geriet Burg Rheineck erneut ins Gerede. Als der neue Burgherr mitten durch die 400 Jahre alte jüdische Begräbnisstätte im Burgberg einen Zaun rund um das Schloß führte, mußten die Steine ihren alten Platz räumen — entgegen der verbrieften Abmachung der Nachfahren v. Bethmann-Holl-wegs mit der jüdischen Gemeinde Niederbreisig im Jahre 1878 auf fortwährenden Zugang zu dieser kultischen Stätte. Auf dem jüdischen Friedhof am Kesselberg nördlich von Bad Breisig sind die Grabsteine für den gläubigen Juden heute nur noch leere Male des Gedenkens an die Toten.

Durch Reisebücher berühmt

Seit 200 Jahren zählt Rheineck zu den von Malern und Zeichnern meistbeachteten Burgen am Rhein. Zwar hat Matthaeus Merian in seiner Topographia Germaniae das Schloß nicht verewigt, sondern 1647 nur den Flecken »Brysich«. Jedoch erwähnt der Begleittext »das Städtlein Rheineck (so auch Rheinecke und Rineck geschrieben wird) auff dem Gallischen Boden und der Gestad deß Rheins zwischen Brisich und Andernach, welches im Jahre 1632 sampt den umbligenden Dörffern vor dem Schwedischen Volck außgeplündert« worden sei.

Aber in den Bildermappen deutscher Zeichner und auch schon in den ersten Reisebüchern britischer und deutscher Verleger vor 1800 hatte die Burg, obwohl damals noch von den Zerstörungen der vorangegangenen Jahrhunderte und vom letzten Brand arg geschunden, ihren festen Platz. So finden sich um 1730 Ansichten der alten Veste mit der achteckigen spätstaufi-schen Burgkapelle, von Niederbreisig mit dem Hammerstein bzw. von Rheinbrohl aus gesehen, unter den mehr als tausend Skizzen und Zeichnungen, die der 1741 in Spa verstorbene Maler Renier Roidkin auf seinen Wanderungen zwischen Maas und Harz ein Jahrzehnt zuvor von Schlössern und Orten anfertigte. Um 1800 erschienen in Wien »50 malerische Ansichten des Rheinstroms« mit den berühmten Bildern von Lorenz Janscha, die J. Ziegler in Kupfer gestochen hat. Nachdem schon 1790/91 »Die Reise auf dem Rhein« von Josef Gregor Lang die Serie der deutschen Reisebücher eröffnet hatte, folgten ihm 1804/06 die heute gesuchten Kupferstich-Mappen von Christian Geqixj Schütz.

Die erste bekannte Zeichnung der Burg Rheineck aus der Zeit der beginnenden Rheintouristik der Engländer vor 200 Jahren ist eine von den ,32 Aquatinta-Radierungen, in denen 1787 Reverend John Gardnor eine urwüchsige, fast unberührte Flußlandschaft voll düsterer Stimmung festgehalten hat. Nach dem französischen Zwischenspiel von 1794 bis 1814 am Rhein gaben Lord Byrons Reise 1816 durch das Rheinland in die Schweiz und nach Italien, vor allem aber die Fahrten des ersten Dampfschiffes »Prins von Oranien« im gleichen Jahr von London bis Köln und 1817 der »Caledonia« bis über Koblenz hinaus den Auftakt zu einer wahren Völkerwanderung an den Rhein.

Der Maler Theodor Verhas schuf 1838 Zeichnungen zu Karl Simrocks bekanntem Werk »Das malerische und romantische Deutschland«, das einer ganzen Epoche den Namen geben sollte. Ludwig Lange arbeitete mit an den 17 Bänden »Originalansichten der vornehmsten Städte Deutschlands«, die sein Bruder mit über tausend Stahlstichen seit 1834 herausgab. Zu den Stechern, die man immer wieder auf den Zeichnungen findet, zählten auch Poppel, Riegel, Kolb und Kurtz — alles Namen, die Sammlern solcher Rheinansichten geläufig sind. Von den Zeichnern der Burg Rheineck seien noch drei genannt: Gustav Zick, der Enkel von Januarius Zick, des bekannten Hauptes der Künstlerkolonie am Hofe des Trierer Kurfürsten Clemens Wenceslaus in Ehrenbreitstein; ferner J.J. Tanner, der von 1825 bis 1845 in Mainz als Zeichner und Kupferstecher arbeitete und vor allem mit Aquatinta-Blättern hervortrat; schließlich Christian Hohe — meist mit E. Grünewald als Stecher — mit Zeichnungen für den Bonner Verleger Tobias Habicht.

Mehr als 20 Zeichner bekannt

Von Rheineck werden in dem bekannten Standardwerk »Die Kunstdenkmäler des Kreises Ahrweiler« nur sieben Ansichten der alten Burg und sechs des neuen Schlosses erwähnt. Tatsächlich haben allein zwischen 1787, als der Brite Rev. John Gardnor den Rhein bereiste, und 1875, als der Deutsche Richard Püttner das in Stuttgart veröffentlichte »Rheinfahrt«-Buch illustrierte, mehr als zwanzig Maler und Zeichner Burg Rheineck nach der Natur gezeichnet oder Vorlagen für Bücher kopiert. Sie alle — und mit ihnen viele Ausflügler bis auf den heutigen Tag — werden bei der schönen Aussicht von Rheineck oder von der noch über der Burg liegenden Bergnase der Reutersley zuweilen im stillen gedacht haben, was der deutsche Schriftstellerund Dramatiker Zacharias Werner 1809 nach einer Besteigung des Burgberges in sein Tagebuch schrieb: »Will's Gott, da einmal ein paar Tage zuzubringen!« Damals lebte, wie der Dichter mit Sympathie anmerkte, auf Rheineck »ein artiger Mann als Eigentümer mit seiner höflichen Frau und schönen Tochter« beengt in notdürftig wiederhergestellten Räumen. Heute ist das Schloß den Besuchern verschlossen .. .

Rheintour auf Dampfschiffen

Illustrierte Rheinbücher gab es bald in großer Zahl — in englischer und deutscher Sprache aus Londoner oder rheinischen Verlagen — bis 1856 insgesamt 120 Titel. Kein Wunder; denn schon 1828 hatten die neuen Dampfschiffe 33000 Fahrgäste, 1837 waren es 153000, 1843 über 810 000, um sich dann gegen Ende des Jahrhunderts bei einer Million jährlich zu halten. Neben die Briten traten als Rheinreisende bald Franzosen und Schweden sowie Amerikaner, unter ihnen so bekannte Schriftsteller wie Longfellow, Cooper und Herman Melville.

Das malerische Rheinland

Von den britischen Zeichnern, denen exzellente Stecher zur Seite standen, seien genannt Robert Batty mit dem 1826 veröffentlichten Buch »Scenery of the Rhine«, dem ersten Stahlstichwerk, und William Tomblesons 140 Ansichten von 1832. Ihre Zeichnungen wurden von deutschen Buchverlegern sehr schnell ausgebeutet und als Vorlagen benutzt. Ihre »Kopien« — heute im Zeitalter des (fast) weltweiten Copyrights zum Schutz vor unberechtigtem Nachdruck würde man von Plagiaten sprechen — hielten sich oft bis in die kleinsten Details an die britischen Vorlagen.

Jedoch gab es auch zahlreiche originale deutsche Arbeiten. So schuf Friedrich Wilhelm Delkeskamp auf seinen Reisen zwischen 1825 bis 1828 eine Vielzahl von gut gesehenen Ansichten, die er zum Beispiel in einem »Malerischen Reise-Atlas des Rheins von Basel bis ins Meer« vereinte. In ihm ist auch Schloß Rheineck vertreten; außerdem finden sich aus der Nachbarschaft Hammerstein, Brohl mit Nippes, Rheinbrohl und Hönningen mit Argenfels. Hier wäre der 1808 in Simmern geborene Johann Adam Lasinsky zu nennen mit seinem 1829 erschienenen »Skizzenbuch«, deren Vorlagen der zum Kreis des Düsseldorfer Malers Caspar Scheuren zählende Künstler 1844 auch zu dem Buch »55 Ansichten des Rheins von Mainz bis Köln« benutzte; es enthält ein prächtiges Aquatinta-Blatt von Rheineck.

Sagen und Geschichten rund um die Burs Rheineck

Malerisch auf einer Felskuppe gelegen wird die Burg Rheineck von einem Bergfried, der noch aus dem 12. Jahrhundert stammt, überragt. Viele Sagen und Geschichten sind mit diesem alten Gemäuer und seinen einstigen Bewohnern verbunden, deren meist tragische Schicksale Jahrhunderte bewegter Geschichte widerspiegeln. Einige davon sollen hier erzählt werden.

Otto von Rheineck und Luthilde

Als erster Burggraf auf Rheineck erscheint im Jahre 1124 Graf Otto aus dem altluxemburgischen Geschlecht derer von Salm. Obwohl er als ein reicher und mächtiger Herr aus angesehenem Hause und als gottesfürchtiger Mann. verheiratet mit der edlen, nicht minder reichen Gertrude, einer Schwester der Kaiserin Richenza, beschrieben wird, waren er und sein Sohn Otto der Jüngere in schlimme Händel verwikkelt. So war es nicht verwunderlich, daß der damalige Staufenkaiser Konrad III. das Amt des Pfalzgrafen nicht an das Haus Rheineck, sondern an seinen Günstling, den Grafen Hermann von Stahleck, vergab. Da jedoch Otto der Jüngere einen erblichen Anspruch auf die Pfalzgrafenwürde besaß und der Stahlecker ein alter Feind der Rheinecker war, mußte dies unweigerlich zu einer offenen Fehde führen.

Nun war Hermann von Stahleck durchaus kein angenehmer Zeitgenosse. Er galt als Haudegen voll ungestümen Gemüts, der zur Erlangung seiner Ziele vor nichts zurückschreckte. Er hatte seine Gemahlin Hiltrude verstoßen und in den Kerkerwerfen lassen, weil sie ihm keinen Nachkommen gebar. Mit List und Ränkespiel erlangte er das Vertrauen des Erzbischofs Al-bero von Trier, dessen Nichte Luthilde, Gräfin von Montreuil, er zur Frau begehrte. Luthilde hingegen war Otto dem Jüngeren, Burggraf von Rheineck, in Liebe zugetan. Als dieser schließlich in die Gefangenschaft des Erzbischofs Albero geriet und auf der bischöflichen Burg zu Koblenz festgehalten wurde, wähnte sich Pfalzgraf Hermann am Ziel seiner Pläne. Schon hatte der Bischof die Hand seines Mündels dem Stahlecker versprochen, als Gräfin Luthilde ihr Schicksal selbst in die Hand nahm. Mit Hilfe eines Knappen ließ sie Otto folgende Zeilen zukommen:
"Gedenkst Du noch des Orts der jungen Liebe, der Zeuge war des Schwurs? Dort harr' ich Deiner; Komm, laß mich Duldende, Gewährung hoffen!«

Nun konnte Otto nichts mehr halten. An einer verschwiegenen Stelle, ganz in der Nähe, wo sich Mosel und Rhein vereinen, beschlossen sie, ihrem traurigen Schicksal zu entfliehen und ihrem Leben ein gemeinsames Ende zu bereiten.

Doch vollerArgwohn hatte Hermann die Schritte Luthildes überwachen lassen. Als die beiden Geliebten zu einem letzten zärtlichen Treffen zusammenkamen, um zu ihrer Verzweiflungstat zu schreiten, da sprangen plötzlich die Schergen des Pfalzgrafen hinter den Büschen hervor, entrissen Luthilde ihrem Geliebten und zerrten sie auf ein bereits wartendes Schiff. Otto gelang es noch, mit auf das schon abtreibende Boot zu springen, doch gegen die Überzahl seiner Gegner konnte er nichts ausrichten, so tapfer er auch kämpfte. Mit den Worten, »Zurück! Wer wagt es, mich zu binden? Kann ich frei nicht leben, weiß ich frei zu sterben doch!«, stürzte er sich in den reißenden Strom.

Wie durch ein Wunder wurde Otto von einem alten Fischer und dessen Sohn aus den Fluten gerettet. Doch wie stand er nun da? Hermann von Stahleck versteckte Luthilde im Kerker seiner Burg und verstand es wohl, Otto der Entführung der Nichte des Erzbischofs zu bezichtigen. Nun blieb Otto lediglich noch der Weg nach Worms an den Hof des Königs, um dort um Hilfe und Gerechtigkeit zu bitten.

Auf versteckten Pfaden durch dunkle Wälder machte er sich auf den schwierigen Weg. Während einer Rast in einer verfallenen Burgruine in der Nähe von Stahleck traf er auf einen Haufen Reisiger, die er als die Entführer Luthildes wiedererkannte. Heimlich gelang es ihm, ihnen in einen geheimen Felsengang zu folgen, doch konnte er nicht ahnen, daß dieser Gang im Kerker der Burg des Pfalzgrafen endete. Jammervoll hinter Gitter eingesperrt, fand er dort seine Geliebte wieder.

Erzbischof Albero hatte indes von der Unschuld Ottos und dem falschen Spiel des Pfalzgrafen erfahren. Als Hermann vom Herannahen eines Heeres Alberos hörte, beschloß er, Luthilde an einen anderen Ort zu verbringen; doch wie überrascht war er, als er sie gemeinsam mit Otto, seinem verhaßten Rivalen, im Kerker vorfand. Wieder einmal warf sich der Rheinecker der Überzahl seiner Gegner entgegen. Nur Luthildes Flehen bewahrte ihn vor dem Tode.

Mittlerweile war Burg Stahleck von den Soldaten des Erzbischofs eingeschlossen, und Hermann erkannte, daß ihm nur Luthilde als Geisel von Nutzen sein konnte. An seine Ritterehre als Pfalzgraf appellierend, gelang es ihr, freies Geleit für Otto zu erwirken, und während Hermann zur Verteidigung seiner Burg auf die Mauern eilte, kam Otto der rettende Gedanke, seine Geliebte in Sicherheit zu bringen. »Ich bleibe«, sprach er, »diese Rüstung, nimm sie, leg sie an! Und meinen Helm, dies Schwert, man ahnt nur mich in dieser Rüstung, niemand kennt dich.«

Überzeugt durch die Worte des Geliebten konnte Luthilde die Burg unerkannt in Ottos Rüstung verlassen. Doch schon hatte der Sturm auf die Mauern begonnen. Pfalzgraf Hermann wagte sogareinenAusfall und die Reihen derAngreifer begannen zu wanken, als sie plötzlich der vermeintlichen Gestalt Ottos von Rheineck gewahr wurden. Hermann wurde auf seine Burg zurückgedrängt, und Luthilde gab sich den Ihrigen zu erkennen. Nun brach der Sturm erst recht auf Stahlecks Mauern los: doch die Helfer kamen zu spät. Hermann hatte den wehrlosen Otto im Angesicht seiner Niederlage im Verlies erdolcht. Andere Berichte sagen, Otto sei erdrosselt worden.

Beim Anblick des dahingemeuchelten Geliebten sank auch Luthilde, die bei dem Gefecht nicht unverletzt geblieben war, tot dahin.

Otto der Ältere überlebte seinen Sohn nur um wenige Jahre. Nach seinem aus Gram herbeigeführten Tod rückte im Jahre 1151 König Konrad gegen die verwaiste Burg Rheineck vor und ließ sie in Schutt und Asche legen. Nur der alte Bergfried widerstand den Flammen. Erst unter Kaiser Friedrich Barbarossa wurden die Frevel des Stahleckers bestraft. Da er den Landfrieden gebrochen hatte, wurde ihm die schimpfliche Strafe der sogenannten Harneschare zuteil:
barfuß, mit einem Hund am Halse, mußte er eine Meile weit vor den Großen des Reiches durch winterliche Kälte wandern. Hermann von Stahleck starb 1156 kinderlos.

Johann IV., Schrecken der Landstraße und des Rheinstroms

Mehr als zehn Jahre zogen ins Land, bis Burg Rheineck auf Veranlassung des tatkräftigen Reichskanzlers Reinald von Dassel wiederaufgebaut wurde. Bei dem nun vom Erzstift Köln eingesetzten Burggrafen zeigte sich, daß die Wahl der Kölner nicht immer eine glückliche war. Derim Jahre 1280 zum Burggrafen ernannte Johann IV., aus dem Eifeler Rittergeschlecht von Ulmen wurde als Schrecken der Landstraße und des Rheinstroms bekannt. Zweimal, sowohl in der Schlacht bei Worringen als auch bei der Kaiserswerther Fehde, war er in Gefangenschaft geraten und konnte seine Freiheit nur durch die Zahlung hoher Lösegelder wiedererlangen. Dies muß ihn in derart finanzielle Nöte gebracht haben, daß er dazu überging, als Raubritter und gemeiner Wegelagerer sein Unwesen zu treiben. Aus dem damaligen Breisig stahl er Wein und ließ ihn auf seine Burg schaffen. Kaufleute wurden ausgeplündert und ins Verlies geworfen. Er soll sogar eine Kette über den Rhein gespannt haben, um Handelsschiffe auszurauben. Dieses Treiben veranlaßte den Kölner Erzbischof Wikbold, die Burg Rheineck im Winter 1301 zu belagern; doch noch ehe die Burg fiel, kam KaiserAlbrecht l. Johann zu Hilfe, da er Rheineck als Reichsburg ansah.

Burggraf Johann V., Haudegen auf Rheineck

Wie sein Vater, so war auch Burggraf Johann V. ein Haudegen ganz besonderer Art. Er schloß sich im Jahre 1330 mit Gerhard von Landskron, Diedrich von Schönburg und Georg von Eich dem von seiner Burg vertriebenen Gerhard von Kempenich an, um ihm bei der Durchsetzung seiner Rechte gegen die Brüder Simon und Diedrich beizustehen. Sie nannten sich "die mit den roten Ärmeln« und waren eine fürchterliche Schar. Sie brandschatzten und raubten nicht minder wie ihre Gegenpartei, "die mit den weißen Ärmeln«. Schließlich gewannen sie in dieser »Kempenicher Fehde« die Oberhand. Der unterlegene Simon verschanzte sich in der Kirche von Kempenich, die aber von Gerhard von Landskorn eingenommen werden konnte. Daraufhin wurden beide mit dem Bann belegt und exkommuniziert. Bevor es 1331 zum Frieden kam, ließ Diedrich von Kempenich Feuer an den Ort und einige Nachbardörfer legen, was ihm den unehrenvollen Namen »der Senger« einbrachte.

Der hitzige Johann VI.

Als nächster Burggraf folgte Johann VI., in dessen Adern das gleiche heiße und unruhige Blut rollte wie das seines Vaters und Großvaters. Zwar war er ein Günstling Kaiser Karls IV, der ihm im Jahre 1374 gar das Marktrecht für Breisig gewährte, doch wurde ihm sein hitziges Gemüt letztendlich zum Verhängnis.

Zum Christtag des Jahres 1381 war er wie viele andere Lehensträger vom Kölner Erzbischof Friedrich von Saarwerden zu einem Hoffest auf die Godesburg geladen worden. Johann, der auch ein bewegtes Leben als Raubritter führte, folgte dieser Einladung recht unwillig, haßte er doch die Bevormundung durch den Erzbischof. Mit finsterer Miene verließ er einige Tage vor dem Christfest seine Burg. Unten im Tal hatten sich die Bewohner derarmseligen Hütten längst in Sicherheit gebracht, als sie den Hufschlag seines Pferdes in der Stille dieses Wintermorgens vernommen hatten, denn Johann galt als Tyrann seiner Fronbauern. Auch als er durch Breisig kam, schien der Ort wie verlassen. In Sinzig passierte er die Burg des Ritters Rollmann, seinem Feind, den er lieber mit einem Schwertstreich niedergemacht, als daß er sich mit ihm versöhnt hätte. An der Brücke über die Ahr traf er auf Ritter aus dem Ahrtal, und mit ihnen erreichte er schließlich die Godesburg. Nachdem man dem schon wartenden Erzbischof die notwendigen Huldigungen entgegengebracht hatte, fand am Christmorgen ein feierlicher Gottesdienst statt. Dann schritt man zur festlichen Tafel im großen Rittersaal. Doch wie erbost war Johann, als er sah, daß sein Tischnachbar der ihm verhaßte Ritter Rollmann von Sinzig war. Nur mit Mühe konnte er seine Wut unterdrücken.

Das Hoffest nahm seinen Lauf, und die Ritter genossen den köstlichen dargebotenen Wein in vollen Zügen. Und da geschah es! Johann geriet in einen argen Wortwechsel mit seinem Tischnachbarn, wobei er sich derart ereiferte, daß ihn auch die Anwesenheit des Erzbischofs nicht mehr zurückhalten konnte. Mit erhitztem Kopf griff er an seinen Gürtel, zog seinen Dolch heraus und stieß ihn dem Ritter Rollmann direkt ins Herz. Empört wurde Johann von den Anwesenden gepackt und überwältigt. Erzbischof Friedrich, der den Mörder auf der Stelle in das Verlies der Godesburg hatte werten lassen, war über diese ruchlose Tat derart erzürnt, daß er befahl, den Burggrafen von Rheineck am nächsten Morgen dem Henker zu übergeben. Johann wurde öffentlich vor dem Burgtor enthauptet, und wäre er nicht ritterlichen Geblüts gewesen, so hätte man ihn an den Galgen gehängt.

Ritter Kunz und der Aßmannshäuser Rotwein

Nicht weniger verwegen erscheint die Gestalt des Ritters Kunz von Schwalbach, der sich auch als frecher Wegelagerer in eine arge Misere brachte, wäre da nicht die Jungfrau Adelgunde gewesen, seines Bruders früh verwaistes Kind, die ihm auf Rheineck das frauliche Amt versah, war ihm doch seine Gemahlin früh verstorben und ruhte schon seit Jahren in der Kapelle seiner Burg.

Als sich eines Tages der Kölner Erzbischof Anseimus auf Grund eines Steuererlasses vor dem wachsenden Groll seiner Bürger in Sicherheit bringen mußte, beschloß er, für einige Zeit nach Burg Rheineck ins Exil zu gehen. Ritter Kunz tobte, als er erfuhr, daß ein Schiff mit der Kölner Bischofsflagge unten vor der Burg festgemacht hatte, denn ihn plagte ein schlechtes Gewissen, hatte er doch im letzten Herbst eine Fracht Aßmannshäuser Weins gekapert, die für das Erzstift bestimmt war. Zähneknirschend mußte er zugestehen, daß er dem Bischof, dessen Lehnsmann er war, die Gastfreundschaft nicht verweigern konnte. Anseimus wurde ein würdiger Empfang bereitet, und nach einem üppigen Gastmahl fragte der Bischof zu vorgerückter Stunde seinen Gastgeber nach einem BecherAßmannshäuser Wein, den er als Leib- und Schlummertrunk besonders schätzte. Ritter Kunz erkannte sogleich die ihm gestellte Falle und bekannte mit aufrichtigem Bedauern, daß sein Keller einen derartigen Tropfen nicht berge.

Anseimus jedoch mißtraute dem vermeintlich schlauen Kunz und gab sich mit dessen Antwort nicht zufrieden. Eines Nachts machte er sich durch abgelegene Gänge und über dunkleTrep-pen der Burg auf die Suche nach dem Weinkeller. Als er mit vorgestreckten Armen so durch die Dunkelheit tappte, hielt er plötzlich den lockigen Schöpf eines Frauenkopfes in Händen. An ihrer überraschten Stimme erkannte er die Jungfer Adelgunde. Beschwichtigend drückte er ihr einen väterlichen Kuß auf die Lippen, während sie ihm errötend den heimlichen Nachtgruß, den sie soeben mit dem Junker Jörg ausgetauscht hatte, beichtete. Der geistliche Herr bemerkte daraufhin doppelsinnig: »Einen vortrefflichen Geschmack hat dein Jörg. Deine Lippen sind jetzt noch voll des Aromas Aßmannshäuser Weins, das dir der Mund deines Ritters vermittelt hat. Komm, sag, wo liegt das Faß?« Voller Scham führte Adelgunde den Bischof zu einem großen Faß. das in der hintersten Ecke versteckt im Burgkeller lagerte.

Es ist nur allzu verständlich, daß die morgendliche Messe am nächsten Tage ausfiel. Als dann gegen Mittag eine Abordnung auf der Burg eintraf, die den Bischof im Namen der Kölner Bürger um Vergebung bat, beschloßAnselmus, auf seinen Amtssitz zurückzukehren. Vor seiner Abreise jedoch befahl er, das riesige Faß Aßmannshäuser Wein auf sein Schiff zu laden, und zu Ritter Kunz sprach er: »Es ist mir zu Ohren gekommen, daß Ihr der gottlose Räuber der dem Stift gehörenden Weinfracht gewesen seid. Ihr werdet demnächst vor einem Kollegium in Köln die Gelegenheit haben, Euch von dem Vorwurf des Kirchenraubes freizusprechen.« Kunz von Schwalbach verfluchte den Bischof und versprach demjenigen die Hand seinerzierlichen Nichte, dem es gelänge, ihm die bevorstehende Schmach in Köln zu ersparen. Voller Erregung erfuhr auch die Jungfer Adelgunde von diesem Schwur.

Dann kam der besagte Tag in Köln, an dem Ritter Kunzens Schuld dargelegt werden sollte. Adelgunde kredenzte auf Geheiß des Bischofs zwölf würdigen Weinkennern je einen Becher des umstrittenen Rebensaftes. Doch wie verwundert waren alle Anwesenden, als die Richter den eher säuerlich schmeckenden Wein nicht als den Aßmannshäuser identifizieren konnten. Ritter Kunz erhielt sein Faß zurück und kehrte triumphierend heim auf seine Burg nach Rheineck.

Einige Wochen später wurde auf Rheineck die Hochzeit Adelgundes mit Ritter Jörg gefeiert. Anseimus, der das junge Paar getraut hatte, saß desAbends mit Ritter Kunz beisammen und drang auf ihn ein, er solle ihm doch verraten, wie er es geschafft habe, den köstlichen Aßmannshäuser in ein derart säuerliches Getränk zu verwandeln. »Dafürerzähle ich Euch«, so sprach er, »wie ich auf das Faß in Eurem Keller gestoßen bin.« Kunz wetterte, als er erfuhr, wieseine Nichte Adelgunde ihn hintergangen hatte; doch sein Zorn legte sich schnell, als er Anseimus erzählte, wie sie die gelehrigen Herren in Köln aufs Kreuz gelegt hatte, indem sie die Becher mit Wermut und Essig präparierte. Nach einer Weile des Schweigens schüttelten sich beide vor Lachen. Ritter Kunz ließ dem Bischofseinen Schlummertrunk servieren und bot ihm freiwillig an, die Hälfte des Fasses zurückzugeben.

So spinnen sich die Sagen und Geschichten um die alte Feste Rheineck, und wer vermag heute noch zu entscheiden, wo hier die Grenzen zwischen Wahrheit und Legende gezogen sind?

Wollt ihr das Schweigen brechen -
Es klingt so wunderbar -
Ihr Burgen, wollt ihr sprechen?
Ihr schwiegt wohl manches Jahr.
So sprecht von alten Dingen,
Von alter Herrlichkeit,
Die Namen laßt erklingen,
Der fernen gold'nen Zeit.

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