Der Nurtschweg
des Oberpfälzer Waldvereins
Markierung gelb-rot-gelb horizontal, Kappel - Waldmünchen
Der Name stammt von dem Weidener Postbeamten Johann Baptist Nurtsch, der
den Weg erschlossen hat. Im OWV-Schutzhaus Silberhütte ist sein Bild zu
sehen.
Kappel - Waldsassen - Neualbenreuth 19 km
Wer auf dem Europäischen Fernwanderweg E6 von Norden her in die Oberpfalz
kommt, erreicht erst einmal die architektonisch einzigartige Dreifaltigkeitskirche
Kappel von Georg Dientzenhofer nördlich von Waldsassen. Eine weitere Wegstunde
bringt ihn in die Stadt. Ab der Kappel verläuft der E6 auf dem Nurtschweg.
Um 1133 gründete Markgraf Diepold III. ein Zisterzienserkloster, das rasch
an Bedeutung und Macht gewann. Bald gehörte das umliegende "Stiftland"
dem Kloster. Reformation, 30-jähriger Krieg und Säkularisation erschütterten
seine Macht. Seit 1864 beherbergt es Zisterzienserinnen.
Ab 1614 entstand um das Kloster durch Niederlassung von Tuchmachern eine bürgerliche
Siedlung "Waldsassen", die 1896 zur Stadt erhoben wurde. Bahnanschluss,
Glas- und Porzellanindustrie, Ziegelfabriken, Großbaufirmen und das Kondrauer
Mineralwasser verhalfen ihr zur Blüte. Heute hat Waldsassen rund 7800 Einwohner.
Als Sehenswürdigkeiten gelten die großartige barocke Basilika, der
kunstvoll ausgestattete Bibliothekssaal und das Stiftlandmuseum. Hotels, Gasthäuser,
Pensionen und Ferienwohnungen sorgen für Unterkunft und Verpflegung der
Wanderer.
Der Nurtschweg führt durch das Zentrum der Stadt am Rathaus und an der
Basilika vorbei und auf die andere Seite der Wondreb hinüber in die Pfaffenreuther
Straße, wo links der Egnermühlweg abzweigt. Weiter geht es an der
Geflügelfarm Egnermühle vorbei talaufwärts und über den
Rehbuckel zur Forstkapelle. Am Waldrand oberhalb von Poxdorf bietet sich ein
schöner Blick über das Fraischbachtal. Auf der anderen Talseite angelangt,
kann man bei Panzen das Tal hinaus und weiter bis Eger schauen. Erst durch Wald
und dann zwischen Äckern hindurch kommt man nach Maiersreuth mit dem medizinischen
Badehaus mit radonhaltigem Wasser. Der Weg führt hier durch wechsellagernden
Phyllit und Quarzit mit einer prospektierten Wolframlinie (Wolframlagerstätte)
und folgt an Hardeck vorbei dem Muglbach aufwärts. Er bringt den Wanderer
nach Neualbenreuth, wo im Mittelalter aus Bachsedimenten Gold gewaschen wurde.
Der Ort mit rund 1500 Einwohnern hat eine schöne barocke Pfarrkirche und
Fachwerkhäuser im Egerländer Stil. Abstecher zur Kleinen Kappl, einer
Wallfahrtskirche St. Sebastian mit reicher Rokokoausstattung, zum Schlosshotel
Ernestgrün mit einem Golfplatz und über den Königstein zum geografischen
Mittelpunkt Europas, am Westhang des 939 m hohen Tillenberges, lohnen sich.
Richtig bekannt wurde Neualbenreuth durch sein Kurzentrum "Sibyllenbad",
wo es ein reichhaltiges Therapieangebot sowie Quellen mit beachtlichem Radon-
oder Kohlensäuregehalt gibt. Von Neualbenreuth wird ein Netz von markierten
Wanderwegen der Länge 203 km betreut.
Neualbenreuth - Griesbach 25 km
Der Nurtschweg führt zunächst zum Grenzlandtum mit schöner Aussicht
ins Egerland und weiter nach Altmugl. In Richtung Westen kommt man zur Muglmühle
und dann geht es aufwärts zum "Alten Herrgott", einer Waldkapelle
aus dem Jahre 1676. Ungefähr 3 km weiter erreicht man die Straße
nach Mähring und auf deren anderen Seite (etwas abseits der Markierung)
die Kirche St. Nikolaus, die an die frühere Gemeinde Högelstein erinnert.
Hier wurde vor Jahrhunderten Bergbau auf Kupfererze betrieben. Nach Mähring
sind es jetzt noch etwa 5 km, vorwiegend durch Wald.
Der Ort hat fast 600 Einwohner. Er ist den Mineralogen und Geologen durch den
(zwischenzeitlich aufgelassenen) Uran-Versuchsabbau bekannt. Von hier aus sind
Ausflüge (mit Grenzübertritt) zu Fuß oder mit einem Fahrzeug
(auch mit einem Linienbus) in Richtung Marienbad möglich. Vom Aussichtsturm
bei der St.-Anna-Kapelle auf dem Pfaffenbühl kann man bis in den Kaiserwald
schauen. Einkehr und Übernachtung sind möglich.
Unser Weg folgt ungefähr dem Hammerbach nach Treppenstein, einem schönen,
an der Grenze gelegenen Gutshof mit Gastwirtschaft. Dann führt er durch
Wald. Wo man bei Ziegelhütte den Wald verlässt, geht es noch einmal
bergauf und man kommt nach Griesbach. Der Ort wurde 1285 erstmals urkundlich
erwähnt und war damals ein bedeutendes Reichsdorf. Nach mehrfacher Zerstörung
und Verwüstung sank seine Bedeutung. Mit dem Wegzug derer von Griesbach
1369 verlor man auch das Richteramt. Heute hat es die mit 710 m über Normalnull
höchstgelegene Pfarrkirche der Oberpfalz. Der Ort ist von früher her
landwirtschaftlich strukturiert, aber auch auf Fremdenverkehr eingestellt.
Viele der fast 400 Einwohner finden als Auspendler Arbeit. 1982 beteiligte sich
Griesbach am Wettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden", wurde
Kreissieger und erhielt die Silbermedaille der Oberpfalz.
Griesbach - Silberhütte 18 km
Im Ort findet man auch Markierungszeichen mit rotem Schrägkreuz auf weißem
Grund. Sie gehören zum Main-Mies-Weg. Mit ihm gemeinsam führt der
Nurtschweg südwärts. Im Wald trennen sich beide. Unser Weg führt
abwärts zur Weißen Marter, einer typischen Stiftlandsäule, und
zur unteren Kellermühle. Dort quert er den Reichenbach, den eigentlichen
Quellbach der Mies. Über freies Gelände geht es jetzt hinauf nach
Hermannsreuth. Der Ort erstreckte sich früher zu beiden Seiten der Grenze.
Heute existiert nur noch sein westlicher Teil. Der Wanderer aus dem Norden kommt
aus dem Einzugsgebiet der Nordsee/Ostsee. Das verlässt er jetzt. Eine Hinweistafel
versichert ihm, dass er hier (am westlichen Ortsrand) die europäische Hauptwasserscheide
überschreitet und in das Einzugsgebiet des Schwarzen Meeres/Mittelmeeres
wechselt. Auf seinem ganzen Weg entlang des E6 Ostsee/Adria) passiert ihm das
nur einmal und das ist hier. Im Bewusstsein seiner neuen europäisch-geografischen
Lage steigt er durch den Wald hinunter und kommt am Steinbach entlang nach Bärnau.
Die kleinste Stadt des Stiftlandes und des Landkreises Tirschenreuth mit etwa
3800 Einwohnern macht durch ihre geschlossene Bauweise und die teilweise erhaltene
Stadtmauer einen romatischen, freundlichen Eindruck. Weltbekannt wurde sie durch
ihre Knopfherstellung. Im Deutschen Knopfmuseum kann man Knöpfe aus drei
Jahrhunderten und deren Herstellungsweisen studieren. Gaststätten bieten
preiswert gute Küche. Fremdenzimmer und Ferienwohnungen gibt es in Gast-
und Privathäusern sowie auf Bauernhöfen. Bei Bärnau ist auch
ein Grenzübertritt in Richtung Tachau möglich.
Der Nurtschweg verlässt den Stadtkern nach Süden und trifft auf die
junge Waldnaab. Er folgt ihr ungefähr, natürlich aufwärts. Kurz
nach dem Dorf Naab beginnt eine lange Waldstrecke. Eine unbewirtschaftete Blockhütte
direkt am Bach lädt zu einer Rast ein. Das oberste Stück der Waldnaab
verläuft jenseits der Grenze, aber die Quelle ist recht genau auf der Grenze.
Und dorthin führt der Nurtschweg. Die Quelle ist schön gefasst. Eine
Granitbank zeigt die Wappen der Städte, die sie bis zum Zusammenfluss mit
der Haidenaab berührt. Die Quelle liegt am Nordosthang des Entenbühls
(901 m), der die höchste Erhebung im nördlichen Oberpfälzer Wald
darstellt. An seinem Westhang liegt die Silberhütte (834 m hoch), ein Schutzhaus
des Oberpfälzer Waldvereins und zugleich Langlaufzentrum des Skiclubs Altglashütte.
Der Name erinnert an eine früher hier betriebene Glashütte. 1932
erbaut, mehrfach erweitert und 1994 renoviert bietet das Haus (alle Zimmer mit
Dusche, z.T. mit WC) Unterkunft und gute Verpflegung. Anschrift 95671 Bärnau,
Tel.: 09635/353. Nur im November ist zeitweilig geschlossen. Am Montag ist Ruhetag.
Ein freier Hang unterhalb des Hauses ermöglicht gute Fernsicht nach Westen.
Abstecher zum nahe gelegenen Gaisweiher (mit schönem Campingplatz), zum
Mittelpunkt Mitteleuropas bei Hildweinsreuth und nach Flossenbürg mit seiner
Burgruine auf dem zwiebelschalig aufgebauten Granitgebirge und mit großartiger
Aussicht sind zu empfehlen.
Silberhütte - Waidhaus 20 km
Die Markierung führt von der Silberhütte aus in den Landkreis Neustadt
a.d.Waldnaab, zuerst zum Kreuzstein, einem natürlichen Grenzstein, dann
am Westhang des Rabenberges (Gipfel 894 m jenseits der Grenze) entlang zum Brotfelsen
und zur Ruine Schellenberg (829 m ) mit einer Aussichtsplattform auf Resten
eines früheren Lobkowitzer Jagdschlosses. Sehr schön ist hier die
sogenannte "Wollsack-Verwitterung" des Granits mit ihrer Rundblockbildung
zu erkennen. Immer durch Wald kommt man herunter zur Tafelbuche und schließlich
über eine kleine Rodungsinsel nach Gehenhammer, das eine ehemalige Getreidemühle
ein Mühlenmuseum und ein Original Oberpfälzer Brotzeitstüberl
(Tel.:09658/347) aufweist.
Über den Troidelberg gelangt man nach Neukirchen St. Christoph und schließlich
bei Waldheim in das Zottbachtal. Hier ist zu gewisser Zeit für Wanderer
ein Grenzübertritt möglich. Der Nurtschweg führt über Lösselberg
nach Leßlohe (Hotel Kastanienhof). War das Gelände von Neukirchen
bis hierher vorwiegend frei, so führt der Weg jetzt wieder durch Wald,
in dem Buchen und Fichten dominieren. Man kommt an mehreren Quellen und Brunnen
vorbei und schließlich von Norden her nach Waidhaus herunter. Der Ort
gilt als Symbol des internationalen Grenzverkehrs. Hier entstand nach dem 2.
Weltkrieg der wichtigste Grenzübergang aus der Bundesrepublik in den Ostblock.
Nach der Öffnung des Eisernen Vorhangs ist der Ausbau der Europastraße
E 50 (Paris - Nürnberg - Prag) als Autobahn A 6 weitgehend fertig. Während
sich die Schiene ganz aus dem Ort zurückzog, ist ein Ende der Expansion
im Straßenverkehr nicht abzusehen. Mit fast 2500 Einwohnern aufstrebend
ist Waidhaus auf Übernachtungs- und Feriengäste eingestellt. Auch
für Gaslieferungen aus Sibirien versteht sich Waidhaus als Durchgangsstation.
Waidhaus - Stadlern 24 km
Die Markierung leitet den Wanderer an den östlichen Ortsrand und am Drahtwerk
vorbei. Über einen Waldweg kommt er zum Staatsgut Pfrentschweiher. Hier
gab es seit 1362 einen großen Weiher zur Wasserregulierung der Pfreimd.
Im vorigen Jahrhundert ist er verlandet. Unser Wanderer überschreitet die
Pfreimd. Über den Büchelberg führt sein Weg nach Eslarn.
Der Ort wird erstmals in der Mitte des 13. Jahrhunderts erwähnt, ist aber
sicher schon viel älter. Über Jahrhunderte hinweg war er Umschlagplatz,
Durchgangs- und Grenzstation im Handel mit Böhmen. Auch heute legt man
großen Wert auf den Fremdenverkehr. Eine Reihe von Gasthöfen und
Pensionen, zahlreiche Ferienwohnungen und Privatzimmer bieten sich dem Erholungssuchenden
an. Im Übrigen leben die fast 3200 Einwohner von Handel und Gewerbe. Es
gibt Fahrzeugbau sowie Holz- und Kunststoffverarbeitung. Die Kirche Mariä
Himmelfahrt besitzt einen schönen Akanthusaltar. Haupt- und Seitenaltäre
werden dem Altarbauer Johann Michael Doser zugeschrieben. In Eslarn trifft man
auch auf den Wallenstein-Tilly-Weg, mit rotem Schrägkreuz auf weißem
Grund markiert, und auf den Jakobsweg mit weißer Muschel auf blauem Grund.
Alle drei Wege verlassen Eslarn gemeinsam in östlicher Richtung, wobei
sie einem Pfad entlang der Straße nach Tillyschanz folgen. Die Gegend
der Streusiedlung Teufelstein hat einen Turm im Südosten (auf dem Plattenberg,
863 m, jenseits der Grenze) als Wahrzeichen.
Wo jedoch der Wald beginnt, löst sich der Nurtschweg von den anderen beiden,
strebt talwärts und überquert den Fahrbach auf der Karlsbrücke.
Ein Stück führt er im Tal entlang, dann steigt er an und kommt am
Westhang des Eulenbergs vorbei nach Friedrichshäng (im Landkreis Schwandorf),
einem weiteren Grenzübergang für Wanderer. Die Markierung führt
jetzt abwärts, quert den Weißbach, den eigentlichen Quellbach der
Ascha, kommt in den Wald und über den Schillerberg (784 m) zum Westabhang
des Reichensteins, wo die Sommerrodelbahn Besucher anlockt. An interessanten
Felsgruppen aus steil aufgerichtetem Gneis vorbei kommt der Wanderer nach Stadlern.
Das wirtschaftliche Rückgrat des Ortes (700 Einwohner) bildet die "Münchner-Medizin-Mechanik",
die medizinische Geräte herstellt, und der Fremdenverkehr. Mitten im Ort
steht eine Wallfahrtskirche mit einer 3,5 m hohen, künstlerisch sehr bedeutsamen
Granitsäule aus dem 17. Jahrhundert davor.
Waldreiche Umgebung und die Nähe der Grenze sichern erholsame Stille.
Für einen solchen Ruhetag empfehlen sich der Besuch einer Klöppelausstellung,
ein Abstecher zum nahe gelegenen Weingartenfels (894 m) mit dem Böhmerwald-Aussichtsturm
oder ein Besuch der Stadt Schönsee. Nach Stadlern kommt auch der Karl-Krampol-Weg.
Vorsicht! Auch er ist gelb-rot-gelb markiert, aber seine Streifen stehen vertikal.
Stadlern - Waldmünchen 19 km
Von Stadlern aus folgt der Nurtschweg zunächst der Straße nach Schwarzach,
hält sich dann aber mehr rechts und zieht durch den Schönauer Wald
hinunter nach Charlottenthal. Hier stand einst eine große Glashütte.
Bald überschreitet der Wanderer die Bayerische Schwarzach. Er kommt in
den Landkreis Cham und er steigt durch den Hammermühler Wald auf. In Steinlohe
angekommen erkennt er im Südwesten Treffelstein vor dem Silbersee und im
Osten jenseits der Grenze und des Tales einen Höhenzug mit dem Hirschstein
(Stary Herstejn, 878 m) und dem Schauerberg (Skarmanka, 888 m). Der Höhenzug
trägt die europäische Hauptwasserscheide und er erreicht bei Waldmünchen
mit dem Schwarzkopf (Cerkov) 1042 m. Beim Hotel Katharinenhof kommt der Wanderer
ganz nah an die Grenze heran. Wieder nimmt ihn Wald auf. Westlich vom Spielberg
(672 m) aber gibt es einen Aussichtspunkt. Unser Weg führt schließlich
in das Föhrenbachtal hinunter. Am Gegenhang folgt er dem Jägersteig,
einem alten schmalen Weg, der mit Steinquadern ausgelegt ist. Wo der Wald aufhört,
ist links der Perlsee, ein Freizeitgelände der Stadt Waldmünchen.
Der Einzug in die Stadt ist jetzt nur noch Formsache. Waldmünchen ist schon
seit 1256 Stadt. Stete Grenzlage hat ihr in der Geschichte viel Not und Elend
gebracht und viel Tribut auferlegt. Hussitenzeit, 30-jähriger Krieg, Erbfolgekriege
und napoleonische Zeit haben hier alle Schäden hinterlassen. Aber die Stadt
hat sich auch immer behauptet. Heute zählt sie über 7700 Einwohner.
Im Sommer führen ihre Bürger das nächtliche Spiel "Trenk
der Pandur" auf. Nach Waldmünchen führt auch der Burgenweg des
Oberpfälzer Waldvereins, gelb-blau-gelb markiert. Der E6 wird von hier
durch den Bayerischen Waldverein weitergeführt. Seine Markierung ist ab
da ein grünes Dreieck auf weißem Grund.