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Hurden, Gemeinde Freienbach
Die Holzbrücke Rapperswil - Hurden

Verlauf Holzbrücke

ARCHAEOLOGIE. 1998 wurde bei wissenschaftlichen Tauchgängen auf dem Seegrund unweit der geplanten neuen Holzbrücke eine Siedlung aus der Zeit um 1500 v. Chr. entdeckt (=3500 Jahre alt). Weitere derartige Zeugen sind am sanktgallischen und schwyzerischen Oberseeufer festgestellt worden.

ARGE. Die Initiative für die Wiedererrichtung einer hölzernen Brücke über die engste Stelle des Zürichsees zwischen Rapperswil und Hurden wurde von der Arbeitsgemeinschaft Fussgänger-Holzsteg Rapperswil-Hurden ergriffen. Die im August 1998 gebildete lose Vereinigung ist inzwischen in die Rechtsform eines Vereins gekleidet worden. Die ARGE befasst sich insbesondere mit der Gestaltung des Objekts (Projektierungsvorgaben) und der Mittelbeschaffung aus privaten Kreisen und der Öffentlichkeit (Kantone, Bezirke und Gemeinden).

BAUHERRSCHAFT. Die Stadt Rapperswil SG und die Gemeinde Freienbach SZ haben gemeinsam die Bauherrschaft für das Projekt übernommen. Die Bauausführung wurde einer gemeinsamen Objektbaukommission übertragen.

BAUPROGRAMM. Nach der "ersten Hitze" am 9. August 2000 bei der ersten Pfahlrammung durch die Firma Willy Stäubli Ingenieur AG, Holz- und Wasserbau, Zürich, wird der Brückenbau derart gefördert, dass am Freitag, 6. April 2001 die offizielle Eröffnung gefeiert werden kann.

BEWILLIGUNGEN. Der Obersee ist Hoheitsgebiet der Kantone St. Gallen und Schwyz. Sie stellten im Frühjahr 2000 die notwendigen Baubewilligungen. Dazu kamen verschiedene Teilverfügungen und Stellungnahmen von kantonalen Ämtern und Dienststellen. Darunter befinden sich solche des Tiefbauamts (Wasserbau), des Amts für Umweltschutz, des Planungsamts und des Natur- und Landschaftsschutzes. Der Rechtsdienst des Militär- und Polizeidepartementes des Kantons Schwyz erteilte eine Schifffahrts- und eine fischereirechtliche Bewilligung. Der Baubeginn wurde aus Gründen des Schutzes für Fische und Vögel ab August freigegeben.

BRUECKENMASSE. Der neue Holzsteg hat eine Länge von 841 Metern und ist damit die längste hölzerne Brücke in der Schweiz. Die Breite beträgt durchwegs 2,40 Meter. Die Lauffläche liegt auf 1,150 Meter über dem Normalwasserstand. Über die Schifffahrtsrinnen beim Heilig Hüsli und beim Hurdner Rosshorn wird die lichte Höhe des Seedammes eingehalten.

CHRONIK. Während 518 Jahren hatten bereits Holzbrücken bestanden. 1360 wurde die auf Befehl von Herzog Rudolf IV. von Habsburg errichtete erste Brücke eröffnet, 1878 die letzte nach dem Bau des Seedammes geschlossen und abgebrochen. Die ersten Stege hatten keine Geländer. Die Querbalken lagen nur lose auf den Brücken.

DREILAENDERSTEIN. 1875 wurde nach einer Grenzregulierung der Dreiländerstein (Obelisk) erstellt, also drei Jahre vor der Seedamm-Eröffnung. Er steht nördlich der Dammbaute im Untersee.

EICHENHOLZ. Schon früh hatte sich die ARGE für Eichenholz als Baumaterial entschieden. Es ist das beste und teuerste Holz aus unseren Breitengraden. Seine lange Haltbarkeit ist durch die Kapellbrücke in Luzern erwiesen. Eichenholz bedarf keinerlei Vor- oder Nachbehandlung mit chemischen Mitteln.

EINSPRACHEN. Auf die Bauausschreibungen in den kantonalen Amtsblättern gingen nur zwei Einsprachen ein, die einvernehmlich erledigt und zurückgezogen wurden.

FAEHRBETRIEB. Bis ins 9. Jahrhundert zurück reichen erhaltene Daten über Fährbetriebe zwischen Rapperswil und Hurden. Unter den Römern (3. Jahrhundert) dürfte auch ein Fahr ab Kempraten (Centumprata) bestanden haben.

FINANZIERUNG. Zur Deckung der Baukosten stehen bei Baubeginn über 3 Millionen Franken an Beiträgen zur Verfügung. Die Gesamtkosten können damit voll gedeckt werden. Da es sich um ein Holzbauwerk handelt, wird zusätzlich ein Fonds für Unterhalts- und Erneuerung geäufnet.

GEISSBOCK. Nach alten Sagen gehört das erste Lebewesen, das die Brücke quert, dem Teufel. Für die Einweihung des Steges wird ein holzbrückentauglicher Geissbock gesucht. Die Brückenbauer sind im Toggenburg bereits fündig geworden.

HEILIGHUESLI. So benannte und immer noch bestehende Kapelle der früheren Holzbrücken mit Jahreszahl 1511. Zuvor hatten hölzerne Gebetshäuschen bestanden. Der historisch bedeutsame Überrest der alten Brücken steht unter eidg. Denkmalschutz. Er ist Eigentum der Ortsgemeinde Rapperswil. Die Kapelle wird in die Linienführung des neuen Stegs einbezogen und damit zugänglich gemacht.

IDEE. Verschiedene Gründe haben zum Brückenbau geführt. Die gewaltige Verkehrszunahme auf dem Seedamm (1950 waren im ganzjährigen Tagesmittel 4'000 Motorfahrzeuge gezählt worden - jetzt sind es über 23'000!) und die Luft- und Lärmimmissionen verdarben die Freude und Lust auf den einst beliebten Spazierweg über den See. Im Vordergrund stand aber die Idee, den alten Holzsteg in einer veränderten modernen Zeit in Anlehnung an die historischen Fakten wieder zu errichten. Schliesslich bestand der weitverbreitete Wille, zur Jahrtausenwende ein freiwilliges Gemeinschaftswerk von nachhaltiger Wirkung zu vollbringen, das sowohl von der Bevölkerung als auch von den Behörden getragen wird.

INITIANTEN. Die Idee der Wiedererrichtung einer Fussgänger-Holzbrücke über den See wurde erstmals in den frühen siebziger Jahren im Schosse des Verkehrs- und Verschönerungsvereins Rapperswil-Jona und des Verbandes zum Schutz des Landschaftsbildes am Zürichsee erörtert. Ursprüngliche Hauptinitianten waren Walter Domeisen-Kühne, Max Stalder, Hanspeter Frei, Robert Liechti und Hans Rathgeb. Der VVRJ lud auf den 19. März 1975 zu einer Orientierung ein. Die Tagung beschloss, dass die Wiedererrichtung einer Fussgänger-Holzbrücke über den Zürichsee als eine Gemeinschaftsaufgabe zu betrachten sei. Die GV 1975 sprach einen ersten Projektierungskredit von 10'000 Franken. Die weitgehenden Vorbereitungen mussten 1980 "schubladisiert" werden, weil man im Zeitpunkt des Baus der Kunsteisbahn in Rapperswil mit zusätzlichen Immissionen gerechnet hatte. Erst 18 Jahre später wurde das Thema wieder aufgegriffen.

JAKOBSWEG. Einer der wichtigsten Jakobswege im Lande führte über die Rapperswiler Holzbrücken. Ziel war immer Santiago de Compostela in Spanien, wo sich das Grab des Apostels Jakobus des Älteren vermutet wird.

KOSTEN. Der endgültige Voranschlag für den Bau des Holzsteges und die notwendigen flankierenden Massnahmen für Sicherheit, Information usw. lautet auf 3'050'000 Franken.

LICHT. Der Holzsteg erhält bewusst keine künstliche Beleuchtung. Wanderern steht abends die Sommerzeit zur Seite...

MONTAGE. Der Oberbau der Holzbrücke wird von einem Holzbau-Konsortium aus dem oberen Linthgebiet unter Führung der Firma W. Rüegg AG, Holzbau und Sägewerk, Kaltbrunn, an Land angefertigt und anschliessend auf die Pfählung montiert.

NATURSCHUTZ. Die natürlichen Inseln beim Heilig Hüsli stehen unter Naturschutz. In der Verordnung wird festgestellt, dass der Bau des Holzstegs dennoch möglich ist. Die Wünsche des Naturschutzes wurden beim Brückenbau weitgehend berücksichtigt. Das Schutzgebiet wurde auf die ganze Seeoberfläche zwischen dem Seedamm und der Holzbrücke erweitert.

NEUSTART. Die Anlage eines oberseeseitigen Fusswegs von der Hurdnerstrasse bis zum Rosshorn (und unter dem Schiffsdurchlass zum unterseeseitigen Seedamm-Trottoir) gab den Initianten die Veranlassung zur Wiederaufnahme des Holzbrücken-Vorhabens. Nachdem die SOB den Bahnübergang nach Unfällen für immer geschlossen hatte, wurde sie durch einen Bundesgerichtsentscheid zu einer Ersatzlösung verpflichtet. Zum Neustart konnten die früheren Unterlagen und Pläne herangezogen werden.

ÖFFENTLICHKEIT. Die neue Brücke verbindet die beiden Ufer als öffentlicher Weg. Die Baukosten trägt ein Verein, der die finanziellen Mittel von privaten Gönnern, Beiträgen der Stadt Rapperswil und der Gemeinde Freienbach sowie der beiden Kantone St. Gallen und Schwyz erhält. Der Kanton Zürich verzichtet auf einen Beitrag.

PFAEHLUNG. Der neue Holzsteg steht auf 233 Eichenpfählen, die in den Seegrund gerammt werden. Die Pfähle sind zwischen 7 und 16 Meter lang und 36 bis 70 Zentimeter dick. Die Lieferung erfolgt durch das Sägewerk Rudolf Hanhart AG in Diessenhofen.

PILGERWESEN. Die alten Holzbrücken dienten anfänglich vorab den Wallfahrten auf ihrem Weg nach Einsiedeln. Sie wurden auch von Pilgern aus Süddeutschland und Vorarlberg lebhaft benutzt.

PROJEKT. Der Auftrag für Projektierung und Bauausführung wurde der Arbeitsgemeinschaft Bruno Huber, Ing. ETH, Rapperswil / Walter Bieler, Ing. ETH, Bonaduz / Reto Zindel, Architekt ETH, Chur, anvertraut.

QUERCUS. Lateinische Bezeichnung der Eiche, aus deren Holz die Pfähle und der ganze Oberbau der neuen Holzbrücke hergestellt wird.

REIZVOLL. Für die Wanderer steht auf der Hurdner Seite des Steges eine Plattform zum Verweilen und Geniessen des herrlichen Ausblicks zur Verfügung.

SEEDAMM. Der gemauerte Seedamm zwischen Rapperswil und Hurden wurde 1878 mit Fahrstrasse und Eisenbahn in Betrieb genommen. 1939/51 erfolgte die letzte Erneuerung auf Grund eines Vertrages zwischen Bund, den Kantonen St. Gallen, Schwyz und Zürich und der Schweizerischen Südostbahn.

STRASSENQUALIFIKATION. Der Kanton St. Gallen hat den Holzsteg als Gemeindeweg 1. Klasse klassifiziert. Im Kanton Schwyz wird die Brücke als Wanderweg in das kantonale Wanderwegnetz aufgenommen. Der Seeübergang ist Teil des europäischen Wanderwegs Nr. 1 (Flensburg-Genua).

UNVORHERGESEHENES. Weil es sich bei der neuen Holzbrücke vorwiegend um Wasserbauten handelt, müssen trotz sorgfältiger Planung und zusätzlicher Abklärungen unvorherzusehende Erschwernisse (u.a. Wetter, Winter) einkalkuliert und allenfalls in Kauf genommen werden.

VERKEHRSERSCHLIESSUNG. Die Anbindung an den öffentlichen Verkehr (Bahn, Schiff, Bus) ist ideal. Die Bahnstationen Rapperswil, Hurden und Pfäffikon liegen an der S-Bahn. Zusätzliche Parkplätze werden an den Brückenenden keine errichtet, dagegen Abstellplätze für Fahrräder.

WANDERWEG. Die Holzbrücke wird als zusätzliche attraktive Verbindung der beiden Seeufer erstellt und findet Aufnahme in das Wanderwegnetz.

X-BELIEBIG wurde die Linienführung des Steges nicht gewählt. Neben den Verkehrsanbindungen in Rapperswil und Hurden waren das Heilig Hüsli sowie der Abstand zum Vogelschutzgebiet Fixpunkte, auf die Rücksicht zu nehmen war.

YACHTEN können die Brücke nicht unterqueren, doch sind bei den Durchlässen Heilig Hüsli und Rosshorn die selben lichten Höhen wie beim Seedamm gewährleistet.

ZUSAMMENARBEIT. Das Zustandekommen des "Jahrhundertwerks zur Jahrtausendwende" ist weitgehend der idealen freundnachbarlichen Zusammenarbeit von gutgesinnten Kräften beidseits des Zürichsees zu verdanken. Mit den sorgfältigen Vorarbeiten konnten auch die Behörden von der Brücken-Idee überzeugt und zur Mitwirkung ermuntert werden. Daraus entsteht ein einzigartiges Gemeinschaftswerk.

Quelle: Hans Rathgeb


Haben Sie das gewusst?

Lose aufgelegte Bretter
Die ersten Holzbrücken hatten keine Geländer. Man befürchtete, dass bei Sturm der ganze Steg hätte umgerissen werden können. Bei Wind und Wetter flogen die lose aufgelegten Bretter ins Wasser. Sie mussten weiter unten am See aufgefischt und zurückgebracht werden.

540 Tote
Zwischen 1360 und 1878 wurde laut Chronist Xaver Rickenmann für mindestens 540 Menschen der Weg über die hölzerne Brücke zum Gang in die Ewigkeit. "Was daneben an gehörntem und wedelndem Vieh ins Wasser fiel, ist nirgends aufgezeichnet". (aus "Holprige Bsetzi" von Josef Hollenstein, 1984).


Hurden wird zur Insel
Der Schiffahrtsdurchstich im Hurdner Seefeld, der im Zuge des Seedamm-Umbaus von 1939/51 erstellt worden war - seither ist Hurden praktisch eine Insel - machte die alte Drehbrücke am Seedamm überflüssig. Sie wurde abgebaut.

8,5 Millionen Autos pro Jahr
100 Millionen Autos fuhren in den letzten zwölf Jahren über den Seedamm, nämlich fast jedes Jahr 8,5 Millionen. Und alle diese täglich 23'000 Motorfahrzeuge zwängen sich durch das Weichbild der Stadt Rapperswil.

Erneuerung im Gang
Fast ein halbes Jahrhundert bestehen die erneuerten Brückenbauten am Seedamm. Zurzeit ist die Erneuerung der Rapperswiler Brücken im Gang (Kostenaufwand: 2 Millionen Franken).

Dreiländerstein vor Seedamm
Der Dreiländerstein war von den Kantonen Schwyz, St. Gallen und Zürich schon einige Jahre vor dem Seedammbau errichtet worden.

Die Zeit vor 1848

Ausgrabungen von 1964 auf der Insel Lützelau und 1971 auf dem Strandboden der Pfarrmatte Freienbach (Pfahlbaute) beweisen, dass schon vor 4000 Jahren - während der Bronzezeit - das Gemeindegebiet besiedelt war. Auf der Ufnau fand man 1958 Reste eines gallorömischen Tempels aus der Zeit um Christi Geburt. Diese heidnische Kultstätte wurde nach der Einwanderung der Alemannen in der merowingischen Epoche um 700 christianisiert. Das Wasser bildete der einzige bequeme Weg, weil die Etzelabhänge von Wald und die flachen Böden meist von Ried bedeckt waren. Den Bachläufen von Pfäffikon, Freienbach und Bäch entlang siedelten sich Fischer, Jäger und Bauern an.

Die Inseln Ufnau und Lützelau sind 741 erstmals in einer Urkunde des Klosters St. Gallen, die Dörfer Freienbach, Pfäffikon und Bäch in Schenkungsurkunden der Kaiser Otto I. und II. ans Stift Einsiedeln aus den Jahren 965 und 972 erwähnt. Die St. Peter und Paul-Kirche auf der Ufnau, 1141 geweiht, wurde zur Mutterkirche vieler Gotteshäuser an beiden Seeufern. Nach den ersten Waldrodungen entstanden die Kapellen von Pfäffikon (1132), Freienbach (1150) und Wilen. Erst 1308 wurde die Pfarrei Freienbach von der Mutterkirche Ufnau abgetrennt. Hurden erhielt seine Kapelle 1497, Bäch nach Kriegsende 1945, Pfäffikon die St. Meinradskirche 1966. Die Kapelle im Schloss Pfäffikon datiert von 1566, die St. Magdalena- oder Drei Eidgenossen-Kapelle von 1594.
Nebst den erwähnten Bauten verdienen Beachtung: Das Leutschenhaus von 1762, die (Salz-) Faktorei in Bäch von 1570, das dörfliche Idyll von Hurden, schöne Gast- und Bauernhäuser mit Chläbdächli- oder Riegelfassaden, das Jugendstil-Schulhaus Wilen von 1910, Kirche und Pfarrhaus der Evangelisch-refomierten Kirchgemeinde Höfe, prächtig gelegen im Fällmis.
Insel Ufnau
Der Schlossturm mit Wassergraben in Pfäffikon, um 1260 erbaut, sicherte Mönche, Verwaltung und Güter des Klosters im Finstern Wald gegen Angriffe von Rapperswil, Schwyz und Zürich. Grundherr war der Abt im ganzen Gebiet von Pfarrei und Gemeinde. Die Grafen von Rapperswil, die Stadt Zürich und durch den Frieden von Kilchberg am 1. Dezember 1440 die Schwyzer waren die Schirmvögte des Klostergebietes Freienbach. Der heilige Meinrad, über dessen Grab das Kloster Einsiedeln erstand, stammte aus dieser fürstlichen Familie.

Mit der Verwaltung gemeinsamer Weiden und Wälder, Gärten und Plätze bildeten sich im Hochmittelalter die Genossamen, die heutigen Korporationen von Pfäffikon, Freienbach und Wollerau. Sie sorgten für Weg und Steg, Witwen Waisen und weitere Aufgaben der jetzigen politischen Gemeinde.
Karte 1801 - Ausschnitt Höfe
Der Stiftsammann, später selbstgewählte Untervögte und Richter urteilten über Vergehen und zivile Streitigkeiten, der Abt von Einsiedeln und die "Herren zu Schwyz" über Verbrechen. Diese bauten die Hoheit über ihre Höfner Untertanen mehr und mehr aus, allerdings gelockert durch die Gnadenbriefe von 1656 und 1712. In diesen beiden Jahren der Villmergerkriege wie früher schon im Alten Zürichkrieg litten die Gemeindebewohner durch Mord und Brand, Raub und Plünderungen und wurden durch Pest, Hunger und Söldnerdienste dezimiert.

Getreide-, Obst- und Weinbau sind schon aus dem 12. Jahrhundert bezeugt. Für bäuerliche Kultur setzte sich jahrhundertelang die Stiftsstatthalterei Pfäffikon vorbildlich ein, das Benediktinerkloster Einsiedeln durch die Schaffung der Kantonalen Landwirtschaftlichen Schule Pfäffikon 1925.
Schlossmühle Pfäffikon
Viele von Berufen abgeleitete, teils ausgestorbene Höfner Familiennamen belegen schon mittelalterliches Handwerk und Gewerbe. Steinbrüche auf der Ufnau und Lützelau wie in Bäch, Freienbach und Wilen - das mittelalterliche Zürich war nur aus Höfner Sandstein erbaut - boten guten Verdienst wie die Fuhren auf See und Strassen, der Pilgerverkehr ab 1358 über die Holzbrücke Hurden-Rapperswil via Etzelpass, ab Mitte des letzten Jahrhunderts die Post und die Bahnbauten von SOB/SBB.



Schloss Pfäffikon
I. Kloster Einsiedeln als Grundherr
II. Schlossanlage blieb lange Zeit verfallen
III. Geschichtsdaten Schloss Pfäffikon

I. Kloster Einsiedeln als Grundherr
965 schenkte Kaiser Otto I. Pfäffikon samt der Insel Ufnau dem Kloster Einsiedeln. Ob Bäch und Freienbach direkt durch den Abt gekauft oder als Geschenk der Schwabenherzogin Reginlinde dazukamen, lässt sich nicht eindeutig nachweisen. Jedenfalls fanden "Bachiu" und "Friginbach" bereits 972 in einer Besitzesbestätigung durch Otto II. Miterwähnung. Das Kloster übte in der Folge die Grundherrschaft über das Gebiet aus. Es verlieh Güter zur Bewirtschaftung an von ihm abhängige Leute, die ihrerseits regelmässige Abgaben leisten mussten.
Der strategisch ideal gelegene, in der Mitte des 13. Jahrhunderts erbaute Schlossturm in Pfäffikon, der nach und nach zur grösseren Wehranlage erweitert wurde, war jahrhundertelang das unbestrittene Verwaltungszentrum der Region. So hatten die Untertanen ihrem Grundherrn, dem Kloster, im Spätherbst jeweils festgelegte Naturalabgaben zu entrichten. Diese wurden im Schlossturm gelagert, bis der Winter Einzug hielt und ein Schlittentransport den "Bilgeriweg" hinauf, über den Etzelpass und hinunter über die 1101-1122 von Abt Gero erbaute Teufelsbrücke ins Kloster möglich wurde.
Dass die beiden Höfe Pfäffikon und Wollerau eine stattliche Abgabe zu entrichten hatten, belegen alte Dokumente des Klosters. Sie weisen einen Getreidezins von etwa 9 t Kernen und 16 t Hafer aus. In späteren Übersichten wird auch der sogenannte "nasse Zehnten" - so im Jahr 1550 stattliche 870 hl Wein - aufgeführt.

II. Schlossanlage blieb lange Zeit verfallen
Nach einem weiteren Ausbau durch Abt Burkhard von Krenkingen-Weissenburg (1418-1438) erhielt die Anlage am See den Namen Weissenburg. Ab 1539 wurde diese ein weiteres Mal erneuert und unter anderem mit einer Kapelle ergänzt. In der Folge diente die Anlage zunehmend auch politischen Zwecken, so zum Beispiel 1443-1450 im Zusammenhang mit dem Alten Zürichkrieg und 1656 während des 1. Villmergerkrieges. Nach einem Grossbrand von Dorf und Kloster Einsiedeln im Jahre 1577 verlegte die Klostergemeinschaft ihr Domizil für sieben Monate in die Weissenburg.
1544-1995 war das Kloster jeweils durch einen Statthalter in Pfäffikon vertreten. Ab dem zu Ende gehenden 18. Jahrhundert wohnte dieser im neuen Schloss, das ab 1759 als Kornschütte innerhalb der Festung erbaut worden war und kurz darauf aufgestockt wurde. - Die Schlossanlage erfuhr im Laufe der Zeit mehrere Erneuerungen, ab dem Franzoseneinfall (1798) dann aber einen rapiden Niedergang. Erst die Initiative des Vereins "Pro Schloss" und des Klosters Einsiedeln - unterstützt von der Gemeinde und von zahlreichen Institutionen und Einzelpersonen - liess das wichtige Stück Geschichte der Schlossanlage 1988 wieder aufleben. 1995 wurde in der Stiftsstatthalterei das Gemeindehaus Schloss eingerichtet.

III. Geschichtsdaten Schloss Pfäffikon
Wie die meisten Dörfer am Zürichsee entsteht auch Pfäffikon an der Mündung eines Baches, des Dörflibaches.
Um 1250 baut Abt Anselm von Schwanden den Schlossturm als Speicher, sicheren Aufbewahrungsort für Früchte des eigenen Betriebes, für abgelieferten Zehnten und als Zufluchtstätte bei kriegerischen Angriffen.
1298 erster Angriff, ohne Plünderung auf den noch unbefestigten Turm durch Untervogt Rudolf I. von Rapperswil.
1299 ist der Turm erstmals erwähnt als "castro Pfeffinkon" im Kopialbuch um 1430 des späteren Abtes Burkhard von Weissenburg-Krenkingen.
1300 baut Abt Johannes I. von Schwanden den Turm zu einer Feste aus, indem er ihn mit Ringmauern, Wall und Wassergraben umgibt.
1308 ist "Rudolf, genannt Spichwart", zuständig für den Turm.
1314 überfallen die Schwyzer in der Dreikönigsnacht das Kloster Einsiedeln. Abt Johannes bringt sich samt Mönchen und wichtigen (u.a. Kaiser-)Urkunden im festen Turm Pfäffikon in Sicherheit.
1315 besingt der Einsiedler Schulmeister Rudolf von Radegg diesen Speicherturm mit den Worten: "Hier bei dem See ist ein Ort, der mit Namen Pfäffikon heisst; hier vor uralter Zeit wurde ein Häuschen gebaut, das für die Brüder die Frucht des Gotteshauses bewahrte, so dass das nährende Korn stets ihnen wäre bereit."
1347/48 überfällt Graf Johann II. mit den Bürgern von Rapperswil und übrigen Leuten den Turm, raubt ihn vollständig aus und entführt sogar Abt Konrad II., muss aber später alles bezahlen oder zurückgeben.
1349 ist der Speicher als "Vesti" bezeichnet; schliesst Abt Heinrich III. mit Herzog Albrecht von Österreich ein Burgrecht wegen der Feste.
1359 benützt der Abt den 3. Stock des Turmes als Sommerwohnung.
1386 schliesst Abt Peter II. ein Burgrecht mit der Stadt Zürich. Diese darf im Kriegsfall den Platz Pfäffikon besetzen.
1418 Burgrecht auf Lebenszeit von Abt Burkhard mit Zürich, 1439 durch Abt Rudolf III. erneuert.
1438 errichtet Abt Burkhard von Krenkingen neben dem alten Turm die "Weissenburg".
1445 brennt die österreichisch-zürcherische Besatzung von Rapperswil das Schloss samt umliegenden Gebäuden ab.
1451 Burg- und Landrecht im Turm abgeschlossen zwischen Zürich, Luzern, Schwyz, Glarus und dem Kloster St. Gallen.
1516 wird Ulrich Zwingli im Schloss als Leutpriester von Einsiedeln eingesetzt.
1528 Schloss im Verteidigungszustand, weil Zürich hofft, die Vogtei über die Höfe wieder zu erlangen.
Um 1540 bewirkt der personelle Tiefstand in der Abtei - bis 1526 durften nur Söhne von Adelsfamilien Mönche von Einsiedeln werden - eine starke Vernachlässigung und einen baulichen Zerfall der Feste.
1544-69 lässt Abt Joachim Eichhorn den Turm und die Weissenburg ausbauen und vergrössern.
1577 am 23. April gehen Kloster und Dorf Einsiedeln in Flammen auf. Abt Adam Heer zieht samt Konvent in die Weissenburg.
1659 berichtet Hans Erhard Escher über das "herrliche und feste Schloss mit einem dicken und breiten Turm, das herrliche Gemächer aufweist und eine schöne Aussicht gegen Zürich und Rapperswil gewährt. In der Umgebung hat es verschiedene Weiher, wo gefangene Fische aufbewahrt und an den Festtagen nach Einsiedeln geführt werden. Im Schloss wird Getreide aufbewahrt. Es ist bewohnt von einem Statthalter mit viel Gesinde. Dem Statthalter unterstehen auch die niederen Gerichte. Im Herbst weilen öfters Mitglieder des Konvents und auch der Abt selbst zur Erholung (und Ader-Lässi) im Schloss".
Bis 1749 behauptet das Stift die volle Gerichtsbarkeit über die Schlossbewohner, gibt dann zu, dass bei Malefizfällen Schwyz und Einsiedeln gemeinsam urteilen. Innerhalb vom Schlossgraben gilt das Asylrecht, d.h. es darf niemand ergriffen werden, der dahin Zuflucht genommen.
1670-85 weilt der päpstliche Nuntius Odoardo Cibo öfters hier.
1760 wird eine neue Kornschütte gebaut, 1773-80 unter Fürstabt Marian Müller zum Wohntrakt ausgebaut, woran Johann Baptist Babel ein Wappenrelief schafft.
1781 weilt der Churer Fürstbischof Maximilian Christoph von Rodt einige Tage hier als Gast. Ihm und seinem Gefolge wurde als "Abendtraktament aufgetragen: Als erstes Suppen von Ulmer Gersten, Voressen, gespicktes Kalbfleisch, Spinat, Hasenpfeffer, kleine Vögelin, Schwarz-Wildpret, fricassierte Güggel, als zweites Compoten, Kapaunen, Schnepfen, Hasen, Welschhuhn, bratne Tauben, Bratis, Salat, als drittes Citronen- und Mandelturten, allerhand Früchte, Zuckerzeug, dazu guter Elsässer Weisswein, roter Schaffhauser und zum Nachtisch Burgunder". Barocke Sinnesfreuden!
1798 kommt das arg mitgenommene Schloss mit seinen Gütern unter die Verwaltungskammer des helvetischen Kantons Linth.
1801 wird "das alte Schloss samt neuem Gebäu, Capelle, drei Nebengebäuden - zerstört und ruiniert", auf 2'500 Fr. geschätzt.
1820 Weissenburg abgebrochen.
1839 ersetzt das heutige Turmdach das hohe Zeltwalmdach aus dem 17. Jh.
1862 erhält das Wohngebäude im Westen eine Altane oder balkonartigen Vorbau.
1930 Turm renoviert unter Statthalter P. Joachim Gisler.
1930-31 Scheune wegen Bau der SBB-Doppelspur durch neue ersetzt.
1966 Wohngebäude innen und aussen renoviert.
1973 Turmdach erneuert.


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