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stationsgebouw van Rolandseck Bahnhof Rolandseck

Der Bahnhof Rolandseck, das klassizistische Juwel aus der Mitte des 19. Jahrhunderts bei Remagen, ist seit Jahrzehnten Ort für berühmte Künstler aus der ganzen Welt - für Musiker, Literaten, Maler und Bildhauer. Ursprünglich war der Bahnhof Endstation einer Privatbahn, die ab Köln verkehrte. Heute noch hält hier jede Stunde ein Nahverkehrszug sowohl in Richtung Koblenz als auch in Richtung Köln.


Renovierungsphasen und Neubau

In 2001 wurde mit der Renovierung und Restaurierung die Bahnhofsgebäudes begonnen und im Oktober wurde der Bahnhof Rolandseck mit einem großen Fest wiedereröffnet. Der neue Eingang im Sockelgeschoss führt zukünftig auch zum Neubau von Richard Meier auf den Rheinhöhen. In der ersten Etage befinden sich Ausstellungsräume und im Festsaal ist das Bistro Interieur No. 253 von Anton Henning entstanden. Es finden dort auch wieder Konzerte und Veranstaltungen statt.
Der neue Eingang führt zugleich in den Museumsneubau. Ein breiter Tunnel unter den Gleisen bildet die Verbindung zwischen Bahnhof und Museum. Er endet in einem Wechselausstellungsraum für die Gegenwartskunst. Von dort gibt es einen Zugang in die Ausstellungsräume auf den Rheinhöhen, die dem Werk von Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp vorbehalten sind.



Architektur und Geschichte

Der Bahnhof Rolandseck von Emil Hermann Hartwich (1801-1879) wurde 1856 vollendet. Er gilt heute als bedeutendes Kulturdenkmal der rheinischen Kunstgeschichte und des frühen deutschen Eisenbahnbaus. Die umlaufenden gusseisernen Aussichtsgalerien sind markante Zeugnisse des rheinischen Eisenkunstgusses. Schlichte Formen und die ausgewogenen Proportionen der Außenarchitektur geben dem Bau Ruhe und Vornehmheit. Die Anlage des Baukörpers mit den seitlichen Türmen sowie der Park mit den alten Kastanien- und Lindenbäumen binden den Bahnhof harmonisch in die umliegende Villenarchitektur und in die Landschaft ein. Der prächtige Festsaal des Bahnhofs war schon in der Mitte des vorigen Jahrhunderts Treffpunkt der Gesellschaft und Schauplatz der kultureller Ereignisse am Rhein.

Hier, wo der Reisende des vorigen Jahrhunderts von der Bahn in das Rheinschiff oder die Kutsche umstieg, sind Königin Viktoria von England, Kaiser Wilhelm II. und Reichskanzler Bismarck zu Gast gewesen. Heinrich Heine, Ludwig Uhland, Karl Simrock, die Gebrüder Jacob und Wilhelm Grimm sowie Friedrich Nietzsche kehrten ein und wurden von der rheinischen Landschaft und Sagenwelt zu Gedichten, Liedern und Märchen inspiriert. Johannes Brahms, Clara Schumann und Franz Liszt gaben hier Konzerte. George Bernhard Shaw verlegte die Szene eines Theaterstücks hierher. Der junge Guillaume Apollinaire, der während der Spaziergänge auf den Terrassen des Bahnhofs Rolandseck einer jungen Engländerin, Annie Playden, seine Liebe gestand, dessen stürmisches Liebeswerben aber ungehört blieb, schrieb in Rolandseck einen Großteil seiner in Deutschland entstandenen Gedichte.

Der Künstlerbahnhof und sein "spiritus rector"

Nach dem II. Weltkrieg wurde der Bahnhof nicht mehr bewirtschaftet. Das Baudenkmal aus den Anfängen des Eisenbahnzeitalters war dem Verfall preisgegeben und sollte abgerissen werden. Kurz vor dem geplanten Abriss im Jahr 1964 entdeckte Johannes Wasmuth, der im September 1997 verstorbene "spiritus rector" des Bahnhofs, das Gebäude. Voller Tatendrang erweckte er es als Kunst- und Künstlerzentrum zu neuem Leben. Sein Grundgedanke, den Bahnhof Rolandseck in einen Ort künstlerischen Schaffens zu verwandeln, wurde in Marcel Marceaus "Manifest von Rolandseck" am 15. Mai 1969 eindringlich beschworen. So hat sich der Bahnhof zu einem Zentrum der geistig-künstlerischen und gesellschaftlichen Begegnung entwickelt, zu einer Stätte des ungezwungenen Dialogs, offen für jeden Interessierten. Namen wie Martha Argerich, Svjatoslav Richter, Stefan Askenase, die Menuhins, Pinchas Zukerman, Gidon Kremer, Oskar Kokoschka, Gotthard Graubner, Günther Uecker, Bruno Goller, Hans Arp, Wolfgang Hildesheimer, Martin Walser, Gerhard Zwerenz, Marcel Marceau und Clown Dimitri sprechen für Johannes Wasmuths Geschick als Impresario des Bahnhofs.

Nachdem die wirtschaftlichen Probleme dieser Privatinitiative immer drängender wurden, gründete das Land Rheinland-Pfalz 1973 die "Stiftung Bahnhof Rolandseck", die das Bahnhofsgebäude erwarb, die finanziellen Lasten für den Unterhalt und den Betrieb der Kultureinrichtung übernahm und damit die Zukunft des Bahnhofs auf ein solides Fundament stellte.

Wildpark Rolandseck

Die Silhouette des Siebengebirges. Die Kuppen des Westerwaldes. Die Inseln Nonnenwerth und Grafenwerth.Rolandsbogen und Rodderberg. Dazwischen schlängelt sich munter das Band von Vater Rhein. Das muss in der Tat schon ein lauschiges Plätzchen sein. Ist es auch!Hinter dieser landschaftlichen Schokoladenseite versteckt sich Deutschlands wohl landschaftlich schönster Wildpark.Seit 30 Jahren tummeln sich hoch über dem Rhein Hirsche ,Mufflons, und Schwarzkittel,aber auch Dammwild, Hochlandrinder und Bergziegen. Und dieses herrliche Fleckchen von Rolandseck liegt vor unserer Haustür.

Pfauen on tour
Der Anruf kam nicht überraschend,-jedoch als sich die Security der amerikanischen Botschaftsresidenz in Bonn am Rhein meldete,wurde mir langsam klar ,daß wir ein Problem hatten. - Was war geschehen?
Unsere Pfauenhähne im Wildpark hatten Zoff miteinander denn es war Balzzeit und Platzpfau "Peter" duldete jetzt keine Nebenbuhler.Da sie freilebend gehalten werden, konnten sie sich auch aus dem Wege gehen wenn sie keine Lust auf Streit hatten.
Bisher gab es diesbezüglich keine Escapaden,da die Pfauen sich sehr standorttreu verhielten , -nun aber waren drei Jungpfauen verschwunden und wie sich bald herausstellte, auf Wanderschaft: Das Telefon klingelte heiß,und anhand der Hinweise konnten wir ihre Spur nun aufnehmen.Offenbar führte ihr Weg schnurstracks Richtung Bonn,immer am Rhein entlang,wobei besonders die gepflegten Villengärten zum Verweilen einluden.Jedoch immer wenn ich dann zur Stelle war um sie einzufangen, waren sie bereits weitergezogen. Als nun dieser Anruf aus der amerikanischen Botschafts- -residenz einging,ahnte ich,daß es langsam "Ernst" wurde.
Die Botschaftergattin hatte sich mit den Pfauen schon gut "angefreundet" ,aber der Security-Dienst war mit diesen "Störenfrieden" überhaupt nicht glücklich,zumal diese immer wieder verborgene Alarm- und Sicherheitseinrichtungen in der weitläufigen Parkanlage auslösten. Irgendwie spürten die Pfauen ,daß der Boden(exterritorial) hier langsam zu heiß wurde,und machten sich nocheinmal "rechtzeitig" aus dem Staub.
Zwei Tage hörte ich dann überhaupt nichts von ihnen -aber dann ,das war einfach unglaublich. Der Anruf kam aus dem Abgeordnetenhaus des Deutschen Bundestages: Drei Pfauen seien in das Gebäude hineinspaziert,hätten für einige Aufregung gesorgt und seien von Bediensteten schließlich in die Abgeordnetentoilette gedrängt und dort eingesperrt worden . Wollten sie hier gegen die unwürdige Käfighaltung ihrer entfernten Artgenossen (Puten,Hühner,Gänse usw.)zurecht demonstrieren?- egal, ich war jedenfalls froh,daß diese unglaubliche Geschichte noch ein gutes Ende fand.

Wildschweingeschichten
Als Förster Robert Küpper im Dezember 1967 aus dem verschneiten Rolandsecker Wald von der Pirsch zurückkehrte,hatte er eine"kleine Überraschung "in seinem Gepäck: Sechs kleine Wildschweinfrischlinge !!
Schon einen Tag zuvor hatte er sie quiekend im Unterholz wahrgenommen und sich gewundert,daß keine fauchende Wildschweinbache ihren" Kessel " beschützend verteidigte. Besorgt machte er sich am folgenden Tag auf den Weg um nach dem Rechten zu sehen.
Seine Befürchtung wurde zur traurigen Gewissheit.: die Kleinen waren alleingelassen, schutzlos und ohne Überlebenschance.
Im allgemeinen gilt: !!Aufgefundene Jungtiere in Wald und Feld nicht berühren und in Ruhe lassen!!;im Notfall den zuständigen Revierförster informieren.
Förster Küpper erkannte hier sofort den Ernst der Lage und handelte: kurzentschlossen verstaute er die Frischlinge in seinen Rucksack und begab sich auf den Heimweg,überzeugt davon, genau richtig gehandelt zu haben. Freilich konnte da noch keiner von uns ahnen,welch aufregende Zeiten uns hiermit beschert wurden und wohin das alles noch führen würde. Im Pferdestall des alten Forsthauses wurde die "Babystube"eingerichtet und aus den fläschchennuckelnden Frischlingen Toni,Sabine, Fritz... wuchsen schnell 6 unternehmungslustige,quirlige Rabauken heran. Bald schon wurde es in ihrem Stall so eng,daß wir schließlich ein Aussengatter errichten mussten. Noch hatten wir alles gut im Griff, - aber schon bald sollte uns ihre Unternehmungslust mächtig zu schaffen machen.
Viel Zeit verbrachten wir mit unseren "Rabauken" Fritz,Sabine,Toni,... und hatten dabei jede Menge Spaß. Schnell merkten wir wie gelehrig sie waren und daß sie uns als Spiel- -kumpane freudig aufnahmen.So schlossen wir Wetten ab,wer sich am längsten auf dem Rücken der mittlerweile ausgewachsenen Wildschweine halten konnte,ohne im Schlamm zu landen.Diverse lustige Kunststückchen wurden eingeübt bis sie fast "zirkusreif "waren.
Zunehmend Sorgen machte uns allerdings ihr unentwegter Wühleifer sodaß wir immer wieder die Einzäunung ausbessern und verstärken mussten. So war es nicht verwunderlich, daß wir eines Tages vor einem leeren Gatter standen,-die sechs Wildschweine alle auf und davon. Was tun? Unsere Hoffnung ,sie würden von selbst an den "heimischen Trog" zurückkehren erfüllte sich leider nicht.Auch am folgenden Tag standen wir vor dem immer noch verlassenen Gatter ,kein Toni,Fritz,Sabine, . weit und breit. Jetzt mussten wir schnell handeln,denn je länger unsere Ausbrecher die große Freiheit genossen,umso schwieriger würde es,sie wieder einzufangen. In unserem jugendlichen Leichtsinn begaben wir uns dann auf Wildschweinjagd,ausgerüstet mit etwas Lockfutter, einem Fangnetz und diversen Stricken. Heute weiß ich ,diese Idee war verrückt wenn nicht gar lebensgefährlich,aber gerade unsere Unwissenheit und Unbedarftheit ermöglichten das "Unmögliche". Spät am Nachmittag kehrten wir zurück,zerkratzt und zerschunden, auf dem Traktoranhänger gefesselt und verpackt drei der Ausbrecher.
Nie wieder würde es uns gelingen auf diese Art ausgebrochene Wildschweine einzufangen, wir hatten unsere Erfahrung gemacht und unsere Kraft im Übermut war damit verflogen.
Der Rest der Rotte war noch in Freiheit aber siehe da,-schon am nächsten Tag baten sie um Einlass:offenbar hatten sie Heimweh zu ihren Artgenossen.

Die Burg Rolandseck im Remagener Stadtteil Rolandswerth ist eine Höhenburg am Rhein. Im Jahr 1040 wurde der Ort erstmals erwähnt. Diese Burg wurde 1122 durch Erzbischof Friedrich I. von Köln zusammen mit dem Frauenkloster Nonnenwerth erbaut.
Die Burg Rolandseck liegt am steilen Abhang des Rodderberges oberhalb des Rheintales und diente zusammen mit den fast direkt gegenüberliegenden Burgen Drachenfels und Wolkenburg der Sicherung der Südgrenze des geschlossenen Territoriums von Kurköln.
Nach den Kämpfen des Mittelalters verfiel sie immer mehr, stürzte 1673 bei einem Erdbeben ein und wurde Ende des 17. Jahrhunderts zur Ruine.
Der Rolandsbogen ist ein verbliebenes Burgfenster von Burg Rolandseck. Der Bogen stürzte am 28. Dezember 1839 ein. Der Dichter Ferdinand Freiligrath, der von 1839 bis 1841 in Unkel wohnte, gab durch seinen Spendenaufruf in der Kölnischen Zeitung den Anstoß zum Wiederaufbau und wurde dafür 1914 mit dem Freiligrath-Denkmal am Fußweg vom Rheintal zum Rolandsbogen geehrt. Mittels der Spenden konnte der Bogen bereits 1840 wieder aufgebaut werden. Die Pläne zum Wiederaufbau steuerte der Kölner Dombaumeister Ernst Friedrich Zwirner bei.
Auf dem umgebenden Gebiet befindet sich seit 1929 ein Plateau mit einem Restaurant. Von dort bietet sich eine gute Aussicht auf das Rheintal, insbesondere auf das Siebengebirge mit Bad Honnef und den vorliegenden Inseln Grafenwerth und Nonnenwerth.
Wie der Ritter Roland nach Rolandseck kam Auf den Spuren der Rolandsage von den Pyrenäen bis an den Rhein

Dr. Arnulf Krause

Bevor der Rhein an Bonn vorbei in die Kölner Bucht Hießt, strömt er noch einmal durch eine Landschaft, die einen letzten Höhepunkt der Rheinromantik bietet. Dem rechtsrheinischen Siebengebirge liegen am linken Ufer die Klosterinsel Nonnen- oder Rolandswerth und darüber der Rolandsbogen gegenüber. Die zu Remagen gehörenden Ortsteile Rolandseck und Rolandswerth sowie der Rolandsbogen als beliebtes Ausflugsziel zeichnen sich in dieser reichen Sagenlandschaft besonders aus, führen sie doch den Namen eines sagenhaften Helden als Teil ihres Ortsnamens.

Die Sage von Roland und Hildegunde

Der Ritter Roland war nicht nur der Neffe Karls des Großen, sondern auch sein Paladin, sein treuer Gefolgsmann. Er zog mit dem fränkischen Heer gegen die Mauren nach Spanien. Am Rhein zurück ließ er die ihm versprochene geliebte Hildegunde, die Tochter des Burgherrn vom Drachenfels. Als sie die Nachricht erhielt, ihr Ritter sei in der Schlacht gefallen, schloß sie mit der Welt ab und wurde Nonne im Kloster auf Nonnenwerth. Roland jedoch war mitnichten tot, die Nachricht ein Irrtum.

Er kehrte zurück und mußte feststellen, daß seine Braut den Schleier genommen hatte. Um ihr dennoch nahe zu sein. ließ er auf einem Felsen über der Insel die Burg Rolandseck erbauen, als deren letzter Rest der Rolandsbogen erhalten blieb. Die sentimental-melancholische Liebesgeschichte von Roland und Hildegunde stellt den Kern der Rolandsage dar, wie wir sie auch in neueren Sagensammlungen, etwa Schlundts Sagen aus Rheinland-Pfalz, wiederfinden.

Ferdinand Freiligrath, der Rolandsbogen und die Rolandsage

Daß Rolandsbogen und Rolandsage bekannt und berühmt sind, verdanken sie dem Dichter Ferdinand Freiligrath, dessen Verdienste in der Literatur ausgiebig gewürdigt wurden. Hier sei deshalb nur erwähnt, daß er. der damals in Unkel wohnte, zu Beginn des Jahres 1840 mit Entsetzen sehen mußte, daß der Bogen nicht mehr stand. Er war in den letzten Tagen des alten Jahres eingestürzt. Freiligrath unternahm sofort eine Initiative, die als frühes Beispiel aktiven Denkmalschutzes gesehen werden darf und die schließlich noch im selben Jahr zum Wiederaufbau des Symbols der Rheinromantik führte. Neben Zeitungsartikeln und Spendenaufrufen, neben unzähligen Gesprächen und Besichtigungen der Aurbauarbeiten vor Ort gelang es dem nimmermüden Dichter, das Rolands-Album zusammenzustellen, eine Anthologie „zum Besten der Ruine", die noch 1840 in Köln erschien.

Dieses Büchlein ist weniger dem Burgrelikt als der Sage gewidmet, die allerdings beide für den Herausgeber in engem Zusammenhang stehen. In seiner Baurede begründet Freiligrath, warum „Roland's graue Zinne" gerettet werden mußte:

„Des Volkes ist die Sage,
Es gab das Volks sie kund:
Drum, Roland's Bogen, rage
Durch Volk und Dichtermund!
0 Freude sonder Gleichen.
0 Freude seltner Art,
Wenn so ihr Mal und Zeichen
Die Sage sich bewahrt!"

Im Unterschied zum Anliegen des modernen Denkmalschutzes ist es also nicht das Bauwerk als solches, das erhalten werden sollte. Erst in Verbindung mit der Sage gewinnt es seinen Wert. Noch deutlicher wird dies in Freiligraths Vorwort: „Es sind ja nicht die Steine, es istja nicht der Kalk und der Traß: die gerettete Form des Bogens, die Fensterbrüstung, die herabsieht auf Nonnenwerth - sie sind es, die die Sage festhalten. die den Rahmen bilden für die bleiche, trauernde Gestalt, die den Ort geheiligt hat." Die vermeintlich uralte Sage um Roland und Hildegunde, vom rheinischen Volk erzählt und überliefert, manifestiert sich gewissermaßen im Rolandsbogen. Ihn zu retten heißt, die Sage zu retten, heißt, die Überlieferung des Volkes zu bewahren und damit die „Glorie des Alterthums". So der Gedankengang des Dichters, der noch den Ideen und Idealen der Romantik verpflichtet ist.

Der historische Roland

Für uns wie für Freiligraths kritischere Zeitgenossen stellt sich die Frage, inwiefern und seit wann die unglückliche Gestalt Rolands mit diesem Ort verknüpft wurde.

Roland selbst ist historisch verbürgt. Seine älteste und so gut wie einzige Geschichts-quelle führt von 1840 ein Jahrtausend zurück ins fränkische Karolingerreich. Weniger als zwei Jahrzehnte nach dem Tod Kaiser Karls des Großen (814) schrieb Einhard. Gelehrter und Freund des Herrschers. eine lateinische Lebensbeschreibung Karls, die Vita Karoli Magni. In ihr schildert er einen kaiserlichen Heerzug nach Spanien gegen die Araber. Auf dem Rückmarsch durch die unzugänglichen Pyrenäen greifen Basken die ungeschützte Nachhut an. Sie wird „bis auf den letzten Mann niedergemacht". Unter den fränkischen Edlen, die dem Überfall zum Opfer fielen. erwähnt Einhard auch einen „Hruodlandus Brittannici limitis praefectus", „Markgraf Roland von Bretagne". Es ist die einzige sichere Nachricht, die wir von ihm haben. Aus anderen Quellen ergibt sich als Zeitpunkt des Gemetzels der 15. August 778. Schon die Lokalisierung im Tal von Roncesvalles. nordöstlich von Pamplona. ist nicht sicher. Von Roland blieb der Name und das Todesdatum - mehr nicht!

Der Markgraf der Bretagne auf Rolandseck?

Die Diskrepanz zwischen historischem Schlachtentod und sagenhafter Rückkehr läßt sich als Ausschmückung der Sage abtun. Jedoch kam schon zu Freiligraths Zeit die Frage auf, ob nicht jener Markgraf Roland eine Burg Rolandseck erbaut haben könnte, ob er nicht am unteren Mittelrhein geherrscht haben könnte. In seiner Kritik der Sage im Rolands-Album wollte der Bonner Germanist Karl Simrock diese Frage bejahen, sah er gar im Markgrafen der Bretagne einen Herrscher von der Nordseeküste bis nach Rolandseck. Simrocks Vorstellungen wurde vehement widersprochen. Zu recht, denn seine Phantasien sind anachronistisch. Für das 8. Jahrhundert kann man weder von Burgen noch von Rittern sprechen, und nichts ist von einem rheinischen Gebiet eines Markgrafen Roland bekannt. Auch die Quellen zur Geschichte der Burg Rolandseck sprechen gegen Simrocks Annahmen. Nach ihnen ließ als erster der Kölner Erzbischof Friedrich l. wohl um 1122 auf dem Fels eine Anlage errichten, die nie aus viel mehr als einem Burghaus bestanden haben dürfte. Diese kleine Burg erlebte eine wechselvolle Geschichte, sie war schon nach 1300 unbewohnbar. wurde wieder aufgebaul, in Kriegen zerstört und war schließlich seit dem Dreißigjährigen Krieg im 17. Jahrhunden Ruine, von der um 1800 nur noch der Rolandsbogen stand. Mit dem Kloster Nonnenwerth war sie insofern verbunden, als es auch eine Gründung Erzbischof Friedrichs l. war (1126) und zeitweilig unter dem Schutz der Burg gestanden haben mag. Die überlieferten Namen von Kloster und Burg weisen auf ursprüngliche Unterschiede und deren allmähliche Angleichung. So wird Rolandswerth zuerst als Ruoleicheswerd („Insel des Ruoleich") bezeichnet, erst im 13. Jahrhundert lautet der Name Rulandswerde. Wenn Ruolandsekke der ursprüngliche Name von Platz und Burg war. so bezeichnete er um 1100 am wahrscheinlichsten einen Grundherrn Roland, der mehr als 300 Jahre nach dem Tod des Markgrafen Roland nichts mit diesem zu tun hatte.

Als Fazit dieses knappen Überblicks bleibt die Feststellung, daß Rolandseck und Ro-landswerth nicht die geringste Spur einer Beziehung zu Ein-hards Roland zeigen. Es bleibt die Frage, wann die Menschen in Sage oder Dichtung Ort und Ritter miteinander verbanden.

Der Held Roland in den europäischen Literaturen

Etwa zur gleichen Zeit. als Erzbischof Friedrich Rolandseck erbauen ließ. entstand in Frankreich eine große Dichtung in altfranzösischer Sprache. die Chanson de Roland, das Rolandslied. Es beweist. daß dort die Erinnerung an den Markgrafen der Bretagne erhalten blieb und daß sich um seine Figur wohl zahlreiche Sagen rankten. Kurz nach 1100 griff ein unbekannter Dichter den Stoff auf und schuf daraus ein großes Epos. das Roland als vorbildlichen Ritter verherrlicht. Aus dem umfangreichen Inhalt sei nur angeführt, daß der französische Poet aus dem Gemetzel in den Pyrenäen eine gigantische Schlacht macht, in der 400.000 Heiden Rolands Nachhut überfallen. Hier findet sich die berühmte Szene, in der Roland mit letzter Kraft in sein Hörn Olifant bläst, um Kaiser Karl zu Hilfe zu rufen. Auch die tragische Liebe gibt es schon in diesem Text: Als die Roland versprochene Alde von seinem Tod hon, sinkt sie selbst vor Schmerz tot nieder. Die Geschichte vom edlen Ritter, der treu ist und für seinen Herrn in den Tod geht. wurde im mittelalterlichen Europa eine Erfolgsgeschichte, die zuerst als Vorbild für ein adliges Publikum gedacht war und später immer volkstümlicher wurde. Von Sizilien bis nach Island kannte man den Helden Roland. Um 1170 gab Heinrich der Löwe einem „Pfaffen" Konrad den Auftrag, die französische Chanson de Roland ins Deutsche zu übenragen. Dieses mittelhochdeutsche Rolandslied diente dann vielen deutschen Dichtern als Vorlage für weitere Bearbeitungen. Großer Beliebtheit erfreute sich der Rolandstoff in Spanien und besonders in Italien, wo der Ritter unter dem Namen Orlando berühmt wurde. Um 1500 entstanden dort zwei umfangreiche Werke: Orlando Innamorato (Der rer-liebte Roland) und Ariosts Orlando furioso (Der rasende Roland). In ihnen bleibt von dem bekannten Roland kaum noch etwas übrig, er verschwindet in einem Wust von Figuren, Handlungssträngen. Kriegen, Abenteuern, Zaubereien usw. Doch gerade diese Werke der romanischen Literaturen sorgten für seine Popularität bis in die Barockzeit. Und in Deutschland galt er so sehr als edler vorbildhafter Ritter, daß viele Forscher meinen, auf ihn bezögen sich die berühmten Rolandsäulen Norddeutschlands.

Aus dem historischen Roland Einhards. von dem fast nichts bekannt ist. entwickelte sich im Laufe des Mittelalters in vielen europäischen Ländern eine literarische Heldengestalt, deren zahlreiche Geschichten sich auch das einfache Volk erzählte. Das sizilia-nische Puppenspiel bietet noch heute ein Beispiel dafür. Roland wird in der Literatur nirgends mit Rolandseck in Verbindung gebracht. Mag sein, daß man sich am Rhein erzählte, der große Held habe einst Rolandseck erbaut. Da keine schriftliche Quelle davon erzählt, kann man nur unbewiesene Mutmaßungen anstellen.

Die Rolandsage am romantischen Rhein

Auf den Spuren des rheinischen Rolands sind wir darauf angewiesen, auf die Zeit um 1800 zu schauen. In der Romantik erfreuten sich mittelalterliche Themen großer Beliebtheit, noch dazu solche von herausragenden Rittern und -möglichen Nationalhelden. Dabei suchte und fand man nicht nur die alten deutschen Pergamenthandschriften, man interessierte sich auch für andere Literaturen.

Don stieß man in Spanien und Italien auf Romanzen um den Ritter Roland, die die Romantiker übersetzten und nachdichteten. Ludwig Uhland etwa ließ sich zu Balladen über Roland anregen, und Friedrich de la Motte-Fouque, der Verfasser der Undine. dichtete 1805 Romanzen vom Tale Ronceral.

Damit wären wir nach 1000 Jahren auf den Spuren Rolands fast wieder bei Ferdinand Freiligrath. Er war nicht der Erfinder der Sage um Roland und Hildegunde. Schon 1816 schrieb Aloys Schreiber in seinem Handbuch für Reisende am Rhein von der Ruine Rolandseck, der Neffe Karls des Großen solle diese Burg erbaut haben, um dem Mädchen seiner Liebe nahe zu sein. welches im Kloster Non-nenwerth den Schleier genommen hatte. Interessante Aufschlüsse gibt Niklas Vogt in den Rheinischen Geschichten und Sagen: „Ob Karls des Großen romantischer Neffe und Ariostos Held Roland in diesem Gaue geherrscht, und dem Rolandseck und Rolandswerth den Namen gegeben habe. können wir nicht beurkunden. Es scheint vielmehr, daß der italienische Dichter den Stoff zu seiner vortrefflichen Beschreibung ... aus der alten rheinischen Sage vom Rolandseck genommen habe: denn nach dieser wurde dem Helden während seines Zuges nach Spanien die Geliebte geraubt, und einem Drachen zum verschlingen vorgesetzt..." Man kann sich des Eindrucks eines gewissen Wirrwarrs nicht erwehren. Daß Vogt die Abhängigkeiten falsch interpretiert, belegt Fritz von Mering, der 1833 in seiner Burgengeschichte kritisch meint: „Den ernsten Geschichtsforscher ekeln solche Romanen=Mährchen an. die aus einer Reisebeschreibung in die andere übertragen werden." Er nimmt also an, daß literarischer Stoff, sei er aus dem deutschen Mittelalter oder aus italienischen Texten, mit Örtlichkeiten des Rheinlandes verbunden wurde. So entstanden in der Zeit der Romantik viele Rheinsagen, so dürfte auch die sentimentale Liebesgeschichte von Roland und Hildegunde entstanden und mit Rolandseck und Rolandswerth verknüpft worden sein. Schon in der mittelalterlichen Literatur wurde aus Karls Gefolgsmann Roland ein Neffe, ja ein Sohn des Frankenherrschers. Die Verbindung mit Hildegunde. die wir vorher nirgends finden. dürfte ein Produkt der Romantik sein. Jedenfalls trägt in der germanischen Heldensage die Gefährtin des Helden Walther diesen Namen.

Eine wichtige Rolle bei der Verbreitung der Sage haben englische Schriftsteller gespielt, die mit anderen Touristen von der Insel das Rheintal begeistert besuchten. Der Literat Thomas Campbell veröffentlichte 1823 eine Version der Rolandsage in einer englischen Zeitschrift, und 1837 erschien seine Fassung der Sage The brave Roland, die der Englandkenner Freiligrath im Rolands-Album übernommen und übersetzt hat.

Die Rolandsage als typische Rheinsage

Im Rolands-Album trug er vieles zusammen, was mit der Sage und Rolandseck zu tun hatte, aber auch Texte, die nur den Stoff der unglücklichen Liebe thematisieren und Roland überhaupt nicht nennen, etwa Friedrich Schillers Gedicht Ritter Toggenburg oder Ludwig Uhlands Die Nonne. Karl Simrock sieht in Roland und Hildegunde eine Variation berühmter Paare wie Tristan und Isolde oder Romeo und Julia. Er führt die Liebesgeschichte auf einen uralten Mythos zurück, der sich in der Sage erhalten habe. Der Germanist folgte mit dieser Annahme dem schon angesprochenen Geist der Romantik, der auch Freiligrath nicht fremd war. Geschichten, Sagen. Märchen wurden nur zu gern als uralte Zeugnisse einer fernen Vergangenheit angesehen, die das Volk überliefen hatte. Da zu solcher Volkspoesie auch das eigene literarische Schaffen gehören konnte. nahm man es mit der Unterscheidung zwischen hoher Kunstliteratur und einfachen mündlichen Volkserzählungen nicht so genau. Bestes Beispiel dafür ist Clemens Brentano, der aus wenigen Sagenmotiven mit viel Phantasie sein Rheinmärchen kreierte und als erster der Lorelei ihre populäre Gestalt gab. Für den modernen Sagenforscher hat dieses Vorgehen nichts mit Volksdichtung gemein. Es ist allerdings typisch für die Rheinsagen, wie Lutz Röhrich kritisch bemerkt: ..In keinem anderen Gebiete Deutschlands sind die Aufzeichnungen authentischer, d.h. echter und originalgetreuer Volkserzählungen so sehr von Fälschungen und literarischen Verformungen überwuchern wie hier ... auch Schriftsteller mit Namen und Klang haben oft in Anlehnung an wirkliche Überlieferung völlig frei sagenähnliche Geschichten ersonnen und in vielgelesenen Büchern verbreitet, seitdem der Rhein ein beliebtes Reiseziel des In- und Auslands wurde."

Dieses Urteil muß man auch über die Rolandsage fällen. Wann sie tatsächlich zum ersten Mal mit Rolandseck und Rolandswerth verbunden wurde, ist kaum zu klären. Mit den Themen der Romantik und dem einsetzenden Rheintourismus lag der Stoff gewissermaßen „in der Luft". Nicht in der des einfachen Volkes. sondern in der der Dichter. Sie entnahmen Stoffe und Motive vielen europäischen Literaturen und schufen daraus die Sage. die sie guten Gewissens dem Volk zuschrieben. Dies kann man heute kritisch sehen. Aber seien wir ehrlich:
Was wäre der Mittelrhein ohne seine jungen Kunstsagen, zu deren schönsten die Geschichte von Roland und Hil-degunde gehört. Ihr romantisches Symbol ist und bleibt der Rolandsbogen.

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